Ich habe mit Oleg Deripaska aktuell nicht gesprochen, gehe aber davon aus, dass sich seine Probleme mit Magna nicht auf unser Hotelprojekt auswirken, hofft die Aurelio-Managerin in spe. Um ganz sicher zu gehen, hat sie dennoch kurz Magna-Manager Sigi Wolf angerufen, jenen Herrn, der einst Kontakt zum angeblich reichsten Russen hergestellt hat. Wolf hat beruhigt genauso wie zu Beginn vergangener Woche, als der Automanager gemeinsam mit der Chefin von Deripaskas Firmenimperium auftrat und beteuerte, man wolle trotz des plötzlichen Ausstiegs Deripaskas weiter kooperieren. Auch wenn das Umfeld des durch die Finanzkrise neuerdings armen reichen Russen um Beruhigung bemüht ist, der Ausstieg aus seiner zweiten österreichischen Großbeteiligung, dem Viertelanteil am Bauriesen Strabag, erscheint immer wahrscheinlicher.
Imperium auf Pump
Denn in Deripaskas Firmengruppe Basic Element (BasEl) scheppert es gewaltig. Schon als das amerikanische Magazin Forbes ihn mit 28,6 Milliarden Dollar zum reichsten Russen ernannte, kritisierte der Oligarch mehrfach, dass Forbes nicht die Verbindlichkeiten von BasEl mittaxiere. Schließlich wird der Schuldenstand von BasEl aktuell auf erkleckliche 14 Milliarden Dollar geschätzt. Und: Die Finanzierungen vieler Akquisitionen Deripaskas sollen ebenso mit Aktien als Sicherheit hinterlegt sein wie das Paket an Magna. Sinkt der Wert der Aktien, muss für den Differenzbetrag ständig frisches Geld nachgeschossen werden.
Sicherer Absturz
Es war eine sehr schwierige Entscheidung, beteuert BasEl-Chefin Gulschan Moldaschanowa gleich mehrmals bei ihrem Kurzbesuch in Wien. Aber letztlich habe man sich eben doch dazu entschließen müssen, den 20-Prozent-Anteil an Magna International an die kreditgebende Bank abzugeben. Liquiditätskrise gebe es im Imperium des russischen Oligarchen aber sicher keine, versichert dessen Vorstandsvorsitzende. Auch die Zusammenarbeit zwischen Magna und Russian Machines, einer Tochter von Gaz, Russlands zweitgrößtem Automobilproduzenten, werde fruchtbringend, aber eben jetzt ohne Trauschein weitergeführt, bestätigen Magna-Boss Wolf und Moldaschanowa unisono. Das Motto der Veranstaltung letzten Montag im Wiener Imperial Hotel lautete: Beruhigung. Beruhigung der Medien, Beruhigung der Aktionäre und der Investoren.
Aus für Magna-Aktien
Denn nach außen bietet sich nicht gerade ein rosiges Bild: Die Magna-Aktie hat in den letzten fünf Monaten rund 50 Prozent an Wert eingebüßt. Deripaska, der im Mai 2007 beim Autozulieferer eingestiegen war, hatte noch 70 bis 80 Dollar pro Aktie hinlegen müssen, heute ist sie um etwas mehr als 40 Dollar zu haben.
Verabschieden wird sich Deripaska aber nicht nur aus Magna International, sondern auch aus Frank Stronachs lukrativer Consultinggesellschaft Stronach & Co., an der der Oligarch mittelbar 50 Prozent besaß. Für diese Beteiligung hat der Russe im Vorjahr 150 Millionen Dollar hingeblättert, als Gegenleistung dafür bekam er jährliche Consulting-Provisionen in erster Linie von Magna selbst in Millionenhöhe.
Vernünftige Kosten
Auch die Strabag-Beteiligung des Russen steht jetzt auf dem Spiel: In nur eineinhalb Jahren fielen die Baupapiere von 42 auf 20 Euro. Während Deripaska an der Börse Toronto rund 700 Millionen Dollar in den Sand gesetzt hat, war es in Wien bei der Strabag umgerechnet ebenfalls so viel Geld. Macht für den erfolgsverwöhnten Russen insgesamt 1,5 Milliarden Dollar Verlust mit österreichischen Unternehmen.
Moldaschanowa kalmiert auch in puncto Strabag: Wir werden die Beteiligung an der Strabag halten zu vernünftigen Kosten. Der Unterschied zu Magna sei, so Moldaschanowa: Der Hauptmarkt der Strabag ist in Osteuropa und Russland. Sie sei also Kerngeschäft für BasEl. Auch Strabag-Boss Hans Peter Haselsteiner sieht sein Unternehmen in keiner Weise von den Finanzproblemen seines russischen Teilhabers betroffen.
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