"Der ganze Zirkus mit dem Manager" -
Parallelen zwischen Goldi & Fenninger

ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel 1997 über Goldbergers Rückkehr in den Skiverband

Wir schreiben das Jahr 1997. News-Sportchef Tino Teller spricht mit ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel über den abtrünnigen Skispringer Andreas Goldberger. 18 Jahre später könnte ein Interview der beiden, die immer noch in denselben Funktionen tätig sind, ziemlich gleich klingen. Einzig ein paar Details müssten adaptiert und der Name Goldberger durch Anna Fenninger ersetzt werden.

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Parallelen zwischen Goldi & Fenninger

News: Gibt es ein neues Angebot des ÖSV an Andreas Goldberger?

Peter Schröcksnadel: Wir wollen noch einmal versuchen, mit ihm zu reden. In erster Linie sind ja seine Berater daran schuld, dass diese Situation eingetreten ist. Der Bub ist schlicht und einfach arm dran. Und ich muss ja nicht ständig auf jemandem herumtrampeln, der auf dem Boden liegt.

News: Vor einer Woche haben Sie über ihn noch ein österreichweites Schanzenverbot verhängt.

Schröcksnadel: Dieses Schanzenverbot war von Anfang an befristet. Und kann jederzeit wieder ausgesprochen werden.

News: Darf er als Serbe die Schanzen auch benutzen?

Schröcksnadel: Wir werden sehen, was hinter dieser Passgeschichte wirklich steckt. Selbstverständlich behalten wir uns in dieser Sache weitere Schritte vor. Im Grunde genommen müssen wir davon ausgehen, dass er einen jugoslawischen Reisepass übernommen hat. Das war aus unserer Sicht ein reiner Verzweiflungsschritt. Uns geht es um einen Sportler, der falsch beraten wird, der nicht kapiert hat, was wirklich läuft. Einem solchen jungen Menschen mach' ich die Tür nicht zu.

News: Ein Verzweiflungsschritt, in den ihn der ÖSV getrieben hat.

Schröcksnadel: Ich möchte noch einmal ausdrücklich betonen, dass der ÖSV bei keinem anderen Skiverband in Sachen Goldberger interveniert hat. In San Marino haben’s angeblich schon seit 1950 niemand mehr eingebürgert. Wir sind sicher nicht schuld, dass er in keinem Land untergekommen ist.

News: Gilt eigentlich das Kompromissangebot noch, dass Goldis Privattrainer in den ÖSV Integriert wird?

Schröcksnadel: Nein, das existiert nicht mehr, das ist hinfällig. Wenn er glaubt, dass er bei uns eine bessere Zukunft findet, ist er herzlich willkommen. Aber ohne Sonderregelungen. Das ist endgültig vom Tisch. Das könnten wir auch den anderen ÖSV-Athleten nicht antun.

News: Steht der Skiverband in Sachen Goldberger auch unter politischem Druck?

Schröcksnadel: Wir stehen unter keinem wie immer gearteten Druck, und wir lassen uns auch von keiner Seite unter Druck setzen. Uns geht es ausschließlich um den österreichischen Sport.

News: Hat der oberösterreichische Landeshauptmann Pühringer mit Ihnen gesprochen?

Schröcksnadel: Wir haben telefoniert und einen Termin vereinbart. Dabei dürfte es vor allem um diese Staatsbürgerschaftssache gehen. Das ist momentan ja das vordringlichere Problem. Ich habe dem Herrn Landeshauptmann aber klargemacht, dass Goldberger nur allein und als selbständiger Mensch zurückkommen kann. Ohne Anhang. Oder er riskiert ein Jahr Sperre und springt dann für einen anderen Staat, der ihm sicher nicht das große Los beschert.

News: Verhandlungen wird es keine mehr geben?

Schröcksnadel: Nein. Und den ganzen Zirkus mit Manager und so wollen wir auch nicht mehr. Wo das hinführt, wissen wir heute ganz genau. Es ist schlimm, was da passiert ist.

News: Haben Sie spezielle Vorbehalte gegen einen Start Goldbergers für Serbien?

Schröcksnadel: Ich will nicht, dass ein Staat dieser Art in den Genuss einer Gratiswerbung mit einem Top-Athleten kommt, den Österreich ausgebildet hat. Das ist etwas, was wir überhaupt nicht wollen. Deshalb machen wir unsere Tür jetzt ein letztes Mal auf.

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