Herbe Kritik an
Sean Spicers Emmy-Auftritt

Schauspieler, Schreiber und Berater fanden den Gag gar nicht zum Lachen

Für ein wahrliches Überraschungsmoment bei der diesjährigen Emmy-Verleihung sorgt Sean Spicer mit seinem Auftritt, in dem er sich selbst auf den Arm nahm. Er verkündete die größte Zuschauerzahl bei der Preisverleihung. Ein Gag, der viel belacht aber auch scharf kritisiert wurde.

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Sean Spicers Emmy-Auftritt

Und plötzlich stand saß da Sean Spicer, ehemaliger Pressesprecher von US-Präsident Donald Trump, auf der Bühne und verkündete die größte Zuschauerzahl bei den Emmys. Punkt. Damit hat kaum jemand gerechnet, den Promis im Publikum blieb teilweise der Mund offen. Der ehemalige Pressesprecher Trumps nahm sich damit, in Anspielung auf Trumps Inauguration und den Publikumszahlen dabei, selbst auf den Arm.

Ein "großer Fehler"

Dafür erntete er viel Beifall und hatte die Lacher zunächst auf seiner Seite. Auch auf dem Weg zum „Governors Ball“ nach der Show wurde er von zahlreichen Promis umringt, die um ein Selfie anstanden. Doch vielerorts hagelte es dann auch schon Kritik. „Hört auf zu feiern. Macht diesen Typen nicht zum Helden“, schrieb beispielsweise „The Daily Beast“-Autor Kevin Fallon. Auch das Magazin „Esquire“ bezeichnete den Auftritt als „grundlegend unlustig“ und Filmproduzent Craig Zadan schrieb auf Twitter, dass Spicers Auftauchen ein „großer Fehler“ gewesen sei. „Nicht lustig und extrem angriffig in Bezug auf die Emmys. Er kann nicht so einfach davon kommen“, so Zadan weiter. Der Schriftsteller Hari Kunzru empörte sich: "War auch superwitzig, als er von diesem Pult das Einreiseverbot für Muslime verkündet hat." Und die ehemalige Obama-Beraterin Karine Jean-Pierre befand: „Geschmacklos, Spicer nutzte dieses Pult täglich, um für Trump zu lügen. Wir leben in gefährlich seltsamen Zeiten.“ Und auch Hollywood-Star Zach Braff meldete sich via Twitter zu Wort: „Ich bin nicht bereit, ‚mit‘ Sean Spicer zu lachen. Ich denke, er ist ein teuflischer, opportunistischer Lügner, der unserem Land geschadet hat.“

Auch die deutsche „Zeit“ nahm den Auftritt nicht einfach so hin: „Spicers Auftritt bei der wichtigsten Fernsehpreisverleihung der USA zeigt zunächst einmal eines: wie sehr das politische Washington und die Entertainmentbranche inzwischen ineinander verschlungen sind“, schreibt sie. „Wie glaubwürdig kann ein selbst ernanntes liberales Antiestablishment sein, wenn man den erklärten Feind (zur Sicherheit hat man immerhin nur ein ehemaliges Regierungsmitglied gecastet) in seine Mitte aufnimmt?“ Und durch die Aussage in Anspielung auf die Inauguration würden die Showmaster Spicers damalige Lügen zu einem Witz erklären. Doch lassen sich „Rassismus, Frauenfeindlichkeit und Dummheit nicht so einfach weglachen.“

McCarthy blieb das Lachen im Hals stecken

Melissa McCarthy, die Spicer immer wieder persifliert hat, und dafür auch ausgezeichnet wurde, zeigte direkt im Publikum eine ähnliche Reaktion. Sie konnte nicht wirklich über den Gag lachen. So schrieb auch das Online-Portal „Mashable“: „Wir sind gerade alle Melissa McCarthy.“

Spicer gelassen

Spicer selbst nahm diese Reaktionen jedoch gelassen hin, wie „The Hollywood Reporter“ berichtet. Ob er mit so einer negativen Reaktion gerechnet hätte? „Nein, nicht so sehr. Ich machte mir eher über die Logistik Gedanken. Ich hab noch nie ein Podium gerollt. Das, was ich gewöhnt bin, ist eher fixiert“, scherzte er auch danach weiter. Und auf Instagram postete er noch ein Bild von sich selbst beim Auftritt und bedankte sich bei Host Stephen Colbert für die Einladung.

Eine Reaktion von Donald Trump selbst ließ jedoch bis heute auf sich warten – und auch die Macher der Emmy-Show reagierten bislang nicht auf die zahlreichen Vorwürfe.