Und plötzlich stand saß da Sean Spicer, ehemaliger Pressesprecher von US-Präsident Donald Trump, auf der Bühne und verkündete die größte Zuschauerzahl bei den Emmys. Punkt. Damit hat kaum jemand gerechnet, den Promis im Publikum blieb teilweise der Mund offen. Der ehemalige Pressesprecher Trumps nahm sich damit, in Anspielung auf Trumps Inauguration und den Publikumszahlen dabei, selbst auf den Arm.
Ein "großer Fehler"
Dafür erntete er viel Beifall und hatte die Lacher zunächst auf seiner Seite. Auch auf dem Weg zum „Governors Ball“ nach der Show wurde er von zahlreichen Promis umringt, die um ein Selfie anstanden. Doch vielerorts hagelte es dann auch schon Kritik. „Hört auf zu feiern. Macht diesen Typen nicht zum Helden“, schrieb beispielsweise „The Daily Beast“-Autor Kevin Fallon. Auch das Magazin „Esquire“ bezeichnete den Auftritt als „grundlegend unlustig“ und Filmproduzent Craig Zadan schrieb auf Twitter, dass Spicers Auftauchen ein „großer Fehler“ gewesen sei. „Nicht lustig und extrem angriffig in Bezug auf die Emmys. Er kann nicht so einfach davon kommen“, so Zadan weiter. Der Schriftsteller Hari Kunzru empörte sich: "War auch superwitzig, als er von diesem Pult das Einreiseverbot für Muslime verkündet hat." Und die ehemalige Obama-Beraterin Karine Jean-Pierre befand: „Geschmacklos, Spicer nutzte dieses Pult täglich, um für Trump zu lügen. Wir leben in gefährlich seltsamen Zeiten.“ Und auch Hollywood-Star Zach Braff meldete sich via Twitter zu Wort: „Ich bin nicht bereit, ‚mit‘ Sean Spicer zu lachen. Ich denke, er ist ein teuflischer, opportunistischer Lügner, der unserem Land geschadet hat.“
Can you believe these morons, applauding Spicer and laughing along. Yeah it was super funny watching him announce the travel ban. https://t.co/pH3UME28UJ
— Hari Kunzru (@harikunzru) September 18, 2017
I'm not ready to laugh "with" Sean Spicer. I think he is an evil, opportunistic liar that hurt our country.
— Zach Braff (@zachbraff) September 18, 2017
Auch die deutsche „Zeit“ nahm den Auftritt nicht einfach so hin: „Spicers Auftritt bei der wichtigsten Fernsehpreisverleihung der USA zeigt zunächst einmal eines: wie sehr das politische Washington und die Entertainmentbranche inzwischen ineinander verschlungen sind“, schreibt sie. „Wie glaubwürdig kann ein selbst ernanntes liberales Antiestablishment sein, wenn man den erklärten Feind (zur Sicherheit hat man immerhin nur ein ehemaliges Regierungsmitglied gecastet) in seine Mitte aufnimmt?“ Und durch die Aussage in Anspielung auf die Inauguration würden die Showmaster Spicers damalige Lügen zu einem Witz erklären. Doch lassen sich „Rassismus, Frauenfeindlichkeit und Dummheit nicht so einfach weglachen.“
Melissa McCarthy's reaction to Sean Spicer at the #Emmys is all of us pic.twitter.com/HkgFfipDFJ
— Mashable (@mashable) September 18, 2017
McCarthy blieb das Lachen im Hals stecken
Melissa McCarthy, die Spicer immer wieder persifliert hat, und dafür auch ausgezeichnet wurde, zeigte direkt im Publikum eine ähnliche Reaktion. Sie konnte nicht wirklich über den Gag lachen. So schrieb auch das Online-Portal „Mashable“: „Wir sind gerade alle Melissa McCarthy.“
Spicer gelassen
Spicer selbst nahm diese Reaktionen jedoch gelassen hin, wie „The Hollywood Reporter“ berichtet. Ob er mit so einer negativen Reaktion gerechnet hätte? „Nein, nicht so sehr. Ich machte mir eher über die Logistik Gedanken. Ich hab noch nie ein Podium gerollt. Das, was ich gewöhnt bin, ist eher fixiert“, scherzte er auch danach weiter. Und auf Instagram postete er noch ein Bild von sich selbst beim Auftritt und bedankte sich bei Host Stephen Colbert für die Einladung.
Eine Reaktion von Donald Trump selbst ließ jedoch bis heute auf sich warten – und auch die Macher der Emmy-Show reagierten bislang nicht auf die zahlreichen Vorwürfe.