Schwedenbombe am Abgrund

Der Wiener Süßwarenproduzent kämpft weiter um das Überleben - Zukunft ungewiss

Das Wiener Traditionsunternehmen, der Süßwarenhersteller Niemetz, steckt wieder einmal in der Krise: Das Finanzamt stellte Zahlungen fällig und zwang das Unternehmen so, ein Sanierungsverfahren einzuleiten. Die Zukunft des Unternehmens steht damit einmal mehr auf der Kippe. Für die Beschäftigten ist die nun schon fast ein Jahr andauernde Dauerkrise des Schwedenbomben-Produzenten eine schwere Herausforderung.

von Niemetz Werbefigur © Bild: APA/GEORG HOCHMUTH

NEWS.AT befragte zur Krise des Unternehmens den Gewerkschafter Manfred Anderle, von der Produktionsgewerkschaft PRO-GE, der auf Arbeitnehmerseite die Sanierungspakete rund um die Firma Niemetz verhandelte. Zur Erinnerung: Das Unternehmen war vor fast einem Jahr in die Turbulenzen geraten. Lange angestaute finanzielle Schwierigkeiten konnten nicht mehr bewältigt werden. Das Unternehmen wurde säumig bei Zahlungen gegenüber den Mitarbeitern und den Lieferanten. Mehrmals kam die Produktion auch zum Erliegen, da benötigte Rohstoffe, wegen Zahlungsverzugs, nicht mehr geliefert wurden.

Im Sommer wurde ein Sanierungsplan beschlossen und die Gehälter konnten wieder bezahlt werden. Für die ausstehenden Löhne wurden Zahlungsvereinbarungen geschlossen. Bis Ende des Jahres wurde dieser Sanierungsplan, laut Manfred Anderle, im Wesentlichen eingehalten. Erst mit Anfang Jänner begann die Maschinerie wieder zu stottern und mit Einleitung des Sanierungsverfahrens ist nun auch gesetzlich keine Gehaltszahlung mehr möglich. Über weitere Lohnzahlungen wird der Masseverwalter zu entscheiden haben. Die Angestellten, von denen einige noch Forderungen aus dem Vorjahr offen haben und die Arbeiter wären aber auch im schlimmsten Fall einer Insolvenz, durch Zahlungen des Insolvenzausgleichsfonds, abgesichert.

Befreiung von Altlasten erhofft

Etwa 30 Arbeiter und einige Angestellte betrifft die Krise des Unternehmens. Diese hielten dem Unternehmen, in diesen schwierigen Zeiten, die Treue. Keine einfache Sache für Arbeiter, die teils länger auf Lohnzahlungen warten mussten und die, wie Anderle meinte, 1500 Euro Brutto oder etwas mehr verdienen. Vor einem Jahr waren es noch fast doppelt so viele Beschäftigte.

In zwei bis zweieinhalb Wochen sollte für die Angestellten und die zahlreichen, begeisterten Kunden von Niemetz klar sein, wie es mit dem Unternehmen weitergeht. Eine etwa 20-prozentige Quote wurde medial kolportiert. Geht diese durch, dann gibt es für Niemetz wieder Hoffnung.

Befreit von Altlasten könnte dann der Neustart angegangen werden. Denn die Auftragslage für Niemetz ist nicht schlecht. Zahlreiche Supermarktketten führten Schwedenbomben-Aktionen durch und eine stetig wachsende Fangemeinde auf Facebook sorgt sich um die Zukunft des Unternehmens.

Hoffnung auf bessere Zukunft

Die Gestaltung dieser Zukunft sollte bald beginnen, denn bei Niemetz gibt es noch einige Baustellen: Für drei Jahre kann die Produktion am derzeitigen Standort, der zur Sanierung des Unternehmens verkauft wurde, weitergehen. Wie es danach weitergeht, sollte möglichst rasch geklärt werden. Andererseits sind die Maschinen des Unternehmers durch die lang anhaltende Krise nicht auf dem neuesten Stand. Neuere Maschinen würden den Betrieb auf Dauer billiger machen, doch für diese wären Investitionen notwendig. Auch im Marketing und in der Erschließung neuer Märkte und Kundenschichten ist noch viel zu tun.

Anderle hofft, dass mit Niemetz nicht ein weiteres Wiener Traditionsunternehmen verschwindet. Die Traditionsmarke und die Mitarbeiter, die in der vergangenen Zeit viel Solidarität gezeigt haben, müssen aber wohl zumindest noch zwei weitere Wochen zittern, um den Fortgang des Sanierungsverfahrens einschätzen zu können.

Kommentare

Endlich schreibt auch jemand über die prekäre Situation der Beschäftigten und über die Hintergründe des Sanierungsfalls Niemetz!

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