"Es war ähnlich wie den ganzen Winter: Teilweise bin ich sehr gut gefahren, aber im Steilen hatte ich zwei Fehler", erklärte Grugger, der wusste, dass ihn diese Schnitzer den Sieg gekostet haben. "Trotzdem bin ich total happy mit diesem Platz. Mit solchen Fehlern Zweiter werden, das ist irrsinnig gut." Allerdings wusste der Bad Hofgasteiner, dass er sein bestes Resultat auch Startnummer 7 zu verdanken hatte. "Denn für die hinteren Nummern war es irrsinnig schwer."
13 Grad Celsius und ein extrem nasser sowie stumpfer Schnee sorgten für eine extrem schlechte, weiche Piste und somit irreguläre Bedingungen. Von den Top 8 der Weltrangliste kam nicht ein einziger in die Top Ten! Jerman erwies sich dagegen mit Nummer elf als "Superhirn im Firn" und durfte am Ende über den Sensationssieg jubeln.
"Ein Wahnsinn! Das ist der verdiente Lohn für all die jahrelange, harte Arbeit, denn mein Ziel war es immer, zur Weltklasse zu gehören. Ich bin so glücklich", frohlockte der 28-Jährige, der bisher einen vierten Platz am 28. Dezember 2006 in Bormio als bestes Weltcup-Ergebnis zu Buche stehen hatte.
Guay mit hoher Nummer aufs Stockerl
Die mit Abstand beste Leistung mit einer hohen Nummer gelang dem Kanadier Erik Guay, der noch den Sprung aufs Stockerl schaffte. "Es war sehr schwierig für die Läufer mit den höheren Nummern, auch schon für mich mit Startnummer 21. Ich musste alles riskieren, um aufs Podest zu kommen", betonte der 25-Jährige.
Der unmittelbar vor Guay gestartete ÖSV-Superstar Hermann Maier kam dagegen nicht über Rang 29 hinaus. "Ich bin mit viel Einsatz gefahren, habe aber keinen Zug auf den Ski bekommen. So ein Resultat ist ein Wahnsinn. So ein Rennen sollte man am besten sofort vergessen und sich gar nicht ärgern", meinte der Salzburger, der vor exakt zehn Jahren am 23. Februar 1997 mit dem Super-G-Triumph in Garmisch sein erstes von bisher 53 Weltcup-Rennen gewonnen hatte.
Selbstironie bei Maier
Nachdem der erste Ärger verflogen war, machte sich bei Maier Selbstironie breit: "Mit diesen Temperaturen passe ich mich langsam dem Sommer an: Ich fahre wie ein Urlauber!" Und für Samstag hatte der Flachauer bereits eine Idee: "Ein wahnsinnig breiter Ski wäre hier am besten, da kommt man dann nicht so schnell auf den Skischuh."
Walchhofer gestürzt
Sein engerer Landsmann Michael Walchhofer hatte dagegen keine Zeit zum Scherzen, denn er schied mit Gehirnerschütterung und einer Rippen-Prellung aus und muss auf die zweite Abfahrt verzichten. Den 31-Jährigen erwischte es übrigens wieder genau an jener Stelle, wo er schon drei Mal zuvor von der Kandahar-Piste abgeworfen worden war - nach der Ausfahrt Hölle und vor der Einfahrt in die FIS-Schneise.
ÖSV-Alpinchef Hans Pum schmerzte aber nicht nur dieser Ausfall. "Alle, die für die 30er-Startregel sind, müssen da mit einer hohen Nummer runterfahren. Von wegen Zuschauerquote und Spannung, bei so einem Rennen schaut ja keiner mehr zu, wenn die Besten keine Chance haben", lautete der verärgerte Kommentar von Pum, der Unterstützung von Marco Büchel kam.
"Wenn Liechtenstein eine große Stimme in der FIS hätte, würde es diese 30er-Regel sofort kippen. Aber leider bin ich ein Ein-Mann-Team. Und morgen wird es hier in Garmisch auch nicht anders sein als heute, denn täglich grüßt das Murmeltier", nahm's auch der 35-Jährige aus Balzers mit Galgenhumor.
"Genie auf die Ski" auf Platz 2 in den Charts
Grugger hatte gleich doppelten Grund zu feiern: Denn Fritz Strobl und seine "Downhill Gang", der bekanntlich auch der Salzburger angehört, schafften nämlich mit ihrer Single "Genie auf die Ski" den Vorstoß auf Position zwei und damit die bisher beste Platzierung in den Austrian Top 40.
Erste Garmisch-Abfahrt: Ergebnis | ||||
1. | Andrej Jerman | SLO | 1:56,82 Min. | |
2. | Hans Grugger | AUT | 1:57,04 | +0,22 |
3. | Erik Guay | CAN | 1:57,26 | +0,44 |
4. | Didier Defago | SUI | 1:57,29 | +0,47 |
5. | Pierre-Emmanuel Dalcin | FRA | 1:57,49 | +0,67 |
6. | Christoph Gruber | AUT | 1:57,60 | +0,78 |
7. | Marc Bottolier-Lasquin | FRA | 1:57,61 | +0,79 |
8. | Andreas Buder | AUT | 1:57,73 | +0,91 |
9. | Klaus Kröll | AUT | 1:57,76 | +0,94 |
10. | Patrick Staudacher | ITA | 1:57,92 | +1,10 |
11. | Fritz Strobl | AUT | 1:57,96 | +1,14 |
12. | Steven Nyman | USA | 1:58,02 | +1,20 |
13. | Scott Macartney | USA | 1:58,08 | +1,26 |
14. | Marco Büchel | LIE | 1:58,09 | +1,27 |
15. | Ambrosi Hoffmann | SUI | 1:58,10 | +1,28 |
16. | Aksel Lund Svindal | NOR | 1:58,20 | +1,38 |
17. | Patrik Järbyn | SWE | 1:58,25 | +1,43 |
18. | Kurt Sulzenbacher | ITA | 1:58,27 | +1,45 |
19. | Tobias Grünenfelder | SUI | 1:58,39 | +1,57 |
20. | Didier Cuche | SUI | 1:58,41 | +1,59 |
21. | Bruno Kernen | SUI | 1:58,55 | +1,73 |
22. | Manuel Osborne-Paradis | CAN | 1:58,63 | +1,81 |
23. | Jan Hudec | CAN | 1:58,82 | +2,00 |
24. | Yannick Bertrand | FRA | 1:58,90 | +2,08 |
25. | Mario Scheiber | AUT | 1:58,94 | +2,12 |
26. | Silvan Zurbriggen | SUI | 1:58,95 | +2,13 |
27. | Peter Fill | ITA | 1:59,07 | +2,25 |
28. | Bode Miller | USA | 1:59,11 | +2,29 |
29. | Hermann Maier | AUT | 1:59,21 | +2,39 |
30. | Johan Clarey | FRA | 1:59,60 | +2,78 |
(apa/red)