Luxusgut Bisamapfel:
Alle wollten ihn haben

Früher war Wasser bei der Körperpflege verpönt. Die europäischen Adelshöfe setzen lieber auf Parfum, das in kunstvollen Duftstoffbehältern zum ständigen Begleiter wurde. Erfunden wurde der Bisamapfel jedoch deutlich früher und hat noch andere Funktionen.

von Geschichte - Luxusgut Bisamapfel:
Alle wollten ihn haben © Bild: wikipedia/gemeinfrei/https://de.wikipedia.org/wiki/Bisamapfel

1. Was ist ein Bisamapfel?

Der Bisamapfel stammt ursprünglich aus dem Orient. Durch die Kreuzzüge und den internationalen Handel gelangte die Duftkugel nach Europa. Der Behälter ist auch unter den Namen Bisamkugel, Bisambüchse, Riechapfel, Bisamknopf, Oldanokapsel, pomum odiferum oder pomum ambre bekannt. Im Grunde ist er ein kunstvoll gearbeitetes Schmuckgehäuse in Apfel- oder Kugelform, das man öffnen und mit unterschiedlichen Gewürzen befüllen kann. Der Durchmesser von Bisamäpfeln variiert zwischen 2 und 8 cm.

2. Was genau füllt man in den Bisamapfel?

Die Kugel enthielt meist Bisam (= eine andere Bezeichnung für Moschus) oder ähnlich stark duftender Aromatica wie Harze, Dufthölzer (Zimt, Gewürze oder Kräuter. Übrigens ist ein ein sogenannter Bisamapfel in acht Segmente unterteilt. In den einzelnen Fächern wurden die jeweiligen Duftstoffe untergebracht.

3. Wozu diente der Bisamapfel?

Der Bisamapfel kaschierte nicht nur den eigenen unangenehmen Körpergeruch, sondern galt als Universalheilmittel. Häufig eingesetzt wurde er bei Beschwerden wie Kopfschmerzen, Verdauungs- und Potenzproblemen sowie als Mittel zur Herzstärkung, zum Schutz vor Infektionen und zur Dämonenabwehr. Die Duftbehälter sollten zudem bei Schlaganfällen und sogar gegen die Pest helfen.

4. Wer verwendete den Bisamapfel?

Kein Wunder also, dass der Bisamapfel sowohl bei Aristokratie sowie Pöbel gleichsam beliebt war. Nur das Erscheinungsbild unterschied sich. Bei den wohlhabenden Menschen war er hochwertig verarbeitet und bestand meist aus Edelmetall. Somit diente die Duftkugel gleichzeitig als Schmuck.

5. So wurde der Bisamapfel zum Luxusgut

Für Päpste, Könige und Kaiser wurden nur die besten Duftstoffe verordnet. Königin Elizabeth I. stets trug stets eine goldene Parfümkugel am Gürtel und ließ bei öffentlichen Auftritten schon mal ganze Straßenzüge und Plätze beduften.

© wikipedia/gemeinfrei/https://de.wikipedia.org/wiki/Bisamapfel Ein Gemäldte aus dem Jahr 1542 zeigt, dass Clarissa Strozzi, ein Spross der berühmten Familie der Medici, schon in jungen Jahren ein Bisamapfel trug

Aber nicht nur reiche Leute trugen einen Duftapfel bei sich, sondern auch Arme. Dieser war oft nur ein durchlöchertes Holzdöschen und enthielt statt des kostbaren Moschus billige Kräuter wie etwa Labdanum, ein Harz, das aus verschiedenen Arten von Zistrosen gewonnen wurde, fasst Regina Nehmzow vom Stralsund Museum zusammen

6. Der Bisamapfel in Österreich

Einen besonders prunkvollen Bisamapfel wurde im Inventar von einer österreichen Monarchin entdeckt. Er gehörte Margarete von Österreich (1480–1530). Ihr Bisamapfel aus Gold wurde durch ein mit sechs Diamanten und sechs Rubinen besetztes Band verziert. Zudem beherbergte er eine Rose mit fünf weiteren Diamanten.

© wikipedia/gemeinfrei/https://de.wikipedia.org/wiki/Bisamapfel Margarete von Österreich besaß einen besonders wertvollen Bisamapfel

Einige Adlige verfügten über ganze Sammlungen von Duftäpfeln; so etwa kaufte 1484 Siegmund von Tirol einem Hausierer 27 Stück ab. Die ersten genauen Beschreibungen von Bisamäpfeln finden sich in den burgundischen Schatzinventaren des 14. Jahrhunderts. Ob der großen Beliebtheit der Bisamäpfel befinden sich heute nur noch wenige Bisamäpfel im Besitz von Museen oder Privatsammlungen.