US-Star schwer verletzt

28-Jährige stürzt beim WM-Auftakt in Schladming schwer. Ausfall für Rest der Saison

Topfavoritin Lindsey Vonn ist im Auftaktrennen der alpinen Ski-WM in Schladming schwer gestürzt. Die 28-jährige US-Amerikanerin verschnitt im Mittelteil des Super-G nach einem Sprung, verdrehte sich das Knie und blieb auf der Strecke liegen. Danach wurde Vonn mit dem Hubschrauber abtransportiert, hatte aber offenbar noch Glück im Unglück. Die Magnetresonanz-Untersuchung habe eine "komplexe Knieverletzung, aber keinen Bruch" gezeigt. ÖSV-Präsident Schröcksnadel sprach von einem Kreuzbandriss. "Ich schließe aus, dass sie noch weitere WM-Rennen fahren kann", erklärte der Oberarzt im Diakonissen-Krankenhaus Schladming, Christian Kaulfersch.

von Lindsey Vonn wird beim Super-G in Schladming abtransportiert © Bild: APA/EPA/Techt

Lindsey Vonn und die Großereignisse. Das ist bei weitem keine nur von Erfolgen begleitete Geschichte. Obwohl die 28-jährige Abfahrts-Olympiasiegerin aus den USA schon insgesamt sieben Medaillen gewonnen hat, waren ihre Auftritte dabei meist auch von Pech und Pannen begleitet. Ihre schwere Knieverletzung und das Saison-Aus gleich beim ersten WM-Rennen in Schladming trafen Vonn besonders hart, kam das doch in einem Moment, als sich eine schwierige Saison endlich zum Besseren zu wenden schien.

Seit über einem Jahr wird der US-Sportstar von persönlichen und sportlichen Problemen begleitet. Die Scheidung von ihrem Ehemann Thomas sowie gesundheitliche Probleme hatten die Speed-Seriensiegerin zuletzt deutlich außer Tritt gebracht. Am Beginn der WM-Saison verzichtete sie auf den Levi-Slalom, musste dann wegen Magen-Darm-Problemen in den USA ins Krankenhaus und gestand später ein, früher an Depressionen gelitten zu haben. Ende Dezember zog sie die Reißleine und verabschiedet sich für fast einen Monat vom Weltcup.

Bisher schwerste Verletzung

Nach einem konditionellen Neuaufbau kehrte Vonn im Jänner 2013 aber stark zurück, schon im Maribor-Riesentorlauf gelang der 28-Jährigen unmittelbar vor der WM auch der Comeback-Sieg. "Ich habe während der Saison noch nie eine Pause gemacht. Erstmals komme ich daher gesund und ausgeruht zu einem Großevent. Ich fühle mich stärker als jemals vor einem Großereignis", hatte sich Vonn vor der Schladming-WM äußerst zuversichtlich gezeigt.


Der in Schladming erlittene Kreuz- und Seitenbandriss ist die bisher schwerste Verletzung der Lindsey Caroline Vonn. Dabei waren ihre Auftritte bei Großereignissen fast immer auch von wilden Stürzen oder Missgeschicken begleitet. Schon 2005 war die damals 21-Jährige und noch Kildow heißende Vonn im Abfahrtstraining der Bormio-WM spektakulär gestürzt. Ein Jahr später musste sie bei Olympia 2006 nach einem brutalen Trainingssturz in San Sicario mit dem Helikopter ins Turiner Krankenhaus gebracht werden.

Kreuzbandriss schon 2007

2007 gewann Vonn in Aare ihre ersten WM-Medaillen, stürzte aber im Training und musste die Saison nach einem Kreuzband-Einriss vorzeitig beenden. Kurios verlief dann die WM 2009 in Val d'Isere. Vonn gewann Gold im Super-G und der Abfahrt, verletzte sich dann aber an einer offenen Champagnerflasche so schwer am Daumen, dass sie nach Innsbruck geflogen und operiert werden musste.

Vor Olympia 2010 in Vancouver stürzte sie beim Slalomtraining in Österreich schwer und zog sich eine schmerzhafte Schuhrand-Prellung zu. Sie gewann danach zwar Abfahrtsgold und Bronze im Super-G, schied aber in der Kombination aus, crashte im Riesentorlauf spektakulär und brach sich dabei den kleinen Finger.

Vonn war Topfavoritin

Außergewöhnlich lief es für die von einem Privatteam ihres österreichischen Kopfsponsors betreute Vonn auch 2011 bei der WM in Garmisch. Auch damals hatte sie sich vorher bei einem Trainingssturz in Österreich eine Gehirnerschütterung zugezogen. Mit "schwindligem Kopf" nahm sie im Übergewand am Abfahrtstraining teil und gewann am Ende Silber.

In Schladming war Vonn als Topfavoritin in den Auftakt-Super-G gegangen. Bei ihrer wie immer angriffsfreudigen Fahrt kam die Amerikanerin nach einem Fehler beim Sprung im Mittelteil schwer zu Sturz und musste danach einmal mehr mit dem Helikopter ins Krankenhaus gebracht werden.

US-Alpinchef am Boden zerstört

US-Alpinchef Patrick Riml war nach dem Aus für seine Nummer eins trotz Bronze für Julia Mancuso am Boden zerstört. "Das brauche ich nicht einmal mehr kommentieren", sagte der Tiroler. "Wenn sich eine wie Lindsey verletzt, ist es immer schwierig", sagte Riml, der sich aber mit Kritik am umstrittenen Rennen zumindest offiziell zurückhielt.

"Das Rennen hat stattgefunden, mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Es gab keine Diskussion darüber, dass es nicht stattfinden hätte sollen", meinte Riml. Er wollte aber auch festgehalten wissen: "Ich bin nicht in der Position, eine andere Entscheidung herbeizuführen. Es war zwar von den Pistenverhältnissen her schwierig, wir sind bei solchen Bedingungen schon öfter Rennen gefahren."

Kreuzband gerissen

"Nach 20 Minuten wussten wir, was Sache ist. Es ist nur das rechte Knie betroffen", betonte der Oberarzt im Diakonissen-Krankenhaus Schladming, Christian Kaulfersch.. Mehr durfte der Mediziner nicht sagen, da Vonn gebeten habe, keine Detailinformationen zu ihrer Blessur weiterzugeben. Ihr US-Team werde die Öffentlichkeit dann entsprechend informieren, hieß es.


Das geschah dann auch am späteren Abend. Das US-Skiteam gab bekannt, dass sich Lindsey Vonn bei ihrem Sturz am Dienstag das vordere Kreuzband und das Innenband im rechten Knie gerissen habe, miteinhergehend sei die Verletzung des Schienbeinkopfes. Vonn fällt für den Rest der Saison aus, soll laut Verbandsmitteilung in der kommenden Saison aber zurückkehren.

Die vierfache Weltcup-Gesamtsiegerin Vonn verließ noch am Dienstag das DKH. "Der Eingriff wird nicht in Schladming stattfinden", stellte Kaulfersch klar. In welchem Krankenhaus die 28-jährige Abfahrts-Olympiasiegerin weiter behandelt wird, war vorerst unklar. "Sie wird nun in ihr Quartier zurückkehren. Das stellt aus ärztlicher Sicht kein gesundheitliches Problem dar", sagte der DKH-Oberarzt. "Sie will ins Quartier zurück, um das Erlebte zu verarbeiten."

Kaulfersch im Fernsehen live dabei
Kaulfersch hatte den Sturz von Vonn im Fernsehen mitverfolgt. "Ich habe dadurch schon gewusst, was mich erwartet, als sie zu uns kam", erläuterte der Leiter der Unfallchirurgie. Vonn sei "ganz unkompliziert und freundlich" gewesen, es habe "kein Problem mit ihr" gegeben. Auch habe "die Rettungskette perfekt funktioniert", so Kaulfersch. "Wir waren gut vorbereitet, das ist nun unerwartet rasch bestätigt worden."

Jener Pistenarbeiter, der beim Rutschen während des WM-Auftaktrennens schwer gestürzt war, befindet sich bereits am Weg der Besserung. Auch er wurde im DKH wegen einer Gehirnerschütterung und einer offenen Wunde an der Nase erstversorgt.

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