Und täglich
grüßt das Murmeltier

Wer Peter Pilz über die Jahre beobachtet, kann ganz leicht das Gefühl bekommen, sich wie der Wettermoderator Phil Connors aus der Filmkomödie "Und täglich grüßt das Murmeltier" in einer endlosen Zeitschleife zu befinden, in der gewisse Dinge immer wieder passieren. Als Pilz zuletzt im "Standard" über den Wahlslogan seiner noch zu schreibenden eigenen Nationalratsliste scherzte, was es wieder da, dieses Murmeltier-Gefühl: "Wählt uns, ich würde mich sehr freuen." So klingt Pilz 2017, weil er von den Grünen nicht für die Nationalratswahl aufgestellt wird.

von Renate Kromp © Bild: Ian Ehm/News

Ein Blick zurück: Wir schreiben den Juni 1999. Peter Pilz, der zu dieser Zeit im Wiener Gemeinderat saß, hatte von seiner Partei keinen sicheren Listenplatz für die Nationalratswahl bekommen. Geht gar nicht, beschloss er und startete seinen eigenen Wahlkampf. Wir trafen ihn zum Interview und fragten, mit welchem Slogan er für sich werben wolle. Die Antwort: "Wählt mich, ich würde mich sehr freuen."

Der Unterschied zwischen den Jahren: 1999 hieß der Parteichef der Grünen Alexander Van der Bellen. Der hatte die nötige Autorität, seinen schwierigen Parteifreund zu zügeln. Der Grüne Aufdecker wiederum hatte den "Professor" selbst in die Politik geholt und wollte sein Projekt, der Partei Wirtschaftskompetenz zu geben, wohl nicht gefährden. Darum startete Pilz damals "nur" einen Vorzugsstimmenwahlkampf in eigener Sache.

Die lange Reihe gegenseitiger Kränkungen, die nun zum Bruch geführt haben, hatten Grüne und Peter Pilz noch vor sich. Beide Seiten wussten, was sie aneinander hatten. Dieses Gefühl nahm offenbar von Wahl zu Wahl ab. Schon bei der Listenerstellung 2012 musste Pilz mit genau denselben Argumenten um Platz vier kämpfen wie dieses Mal. Damals mit Erfolg.

Wie die Sache nun ausgehen wird? Das allgemeine Interesse ist Pilz sicher. Wer sich für Politik und ein funktionierendes, debattierfreudiges Parlament interessiert, kann gar nicht anders, als zu bedauern, wenn ein wortgewaltiger Parlamentarier abgesägt wird. Doch ob sich dieses Bedauern, der Zuspruch in Wählerstimmen umrechnen lässt, wenn es darum geht, ob der Wahlsieger Kern, Kurz oder Strache heißt, ist ungewiss. Wie die grüne Klientel könnten auch Pilz-Sympathisanten letztendlich strategisch wählen.

1999 ging die Sache so aus: Pilz bekam rund 10.000 Vorzugsstimmen, die Grünen landeten bei 7,1 Prozent. Damals war das für beide Seiten ein Erfolg. Heute könnten am Ende beide Seiten beschädigt sein: die Grünen, weil sie Prozente und Stimmen verlieren werden, Peter Pilz, falls er den Einzug ins Parlament womöglich knapp nicht schafft.

Mancher würde das Rad der Zeit wohl gerne schon zurückdrehen.

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