Komödie oder Tragödie? Was Shakespeare aus der royalen Hochzeit gemacht hätte

Wissenschaftler: "Maximal einen Hollywoodfilm" Inwieweit Event in Theater- & Filmgeschichte eingeht

Eine hübsche Maid aus bürgerlichem Haushalt, die einem jungen Prinzen begegnet. Der Verlobungsring seiner toten Mutter, den der Prinz seiner Braut bei der Verlobung ansteckt. Und ein Hochzeitstag, der zum nationalen Feiertag eines ganzen Landes erklärt wird. Die Geschichte der Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton birgt auf den ersten Blick einiges an bühnentauglichem Stoff in sich. Aber ob er auch eines Shakespeares würdig gewesen wäre, ist sich Werner Huber, Professor für Anglistik an der Uni Wien, nicht so sicher: "Die Konflikte der königlichen Familie von heute sind nicht vergleichbar mit den Königsdramen von Shakespeare." Im Gespräch mit der APA mutmaßt er, inwieweit die königliche Hochzeit trotzdem in die Theater- und Filmgeschichte eingehen könnte.

Komödie oder Tragödie? Was Shakespeare aus der royalen Hochzeit gemacht hätte

Shakespeares Stücke sind bekannt für Morde und Intrigen, nicht zuletzt historische Figuren aus der Königsfamilie machte er zu seinen Protagonisten. Das zeitgenössische, britische Theater versuchte sich auch schon an der Verarbeitung der Geschichte von Queen Elisabeth II und vor allem jener ihrer Nachfahren. Sogar ein Stück über Charles und Diana schaffte es ans National Theatre in London. "Aber das sind nicht die Stücke, die Erfolg haben", weiß Huber. Shakespeare würde es in Zeiten des Films wohl ohnehin nicht am Theater versuchen: "Würde er heute leben, wäre er wahrscheinlich Skriptwriter in Hollywood."

Eher Film als Theaterstück
"Was für das elisabethianische Publikum zu Shakespeares Zeiten das Theater war, ist für uns das Kino", ist Huber überzeugt. "Alleine schon weil das Kino andere Möglichkeiten hat, als das Theater, ist es naheliegender, einen Film zu drehen." Und bei einem derartig pompösen Ereignis, wie der Hochzeit eines Prinzen, müsse man über entsprechende Ausstattung verfügen. Da eigne sich der Film als Medium viel besser als eine Bühne.

Zum Schluss das Happy End
Bleibt die Frage, ob Shakespeare nun eine Komödie oder eine Tragödie über William und Kate gedreht hätte? "Das ist schwierig, denn was ist denn der Konflikt?", fragt sich Huber, meint dann aber, dass sich Shakespeare wohl für eine Komödie entschieden hätte. "Die könnte mit dem ersten Zusammentreffen beginnen. Dann müsste man ein paar Hindernisse einbauen, etwa die böse Schwiegermutter, den Vater und den Onkel. Und zum Schluss käme das Happy End mit Hochzeit." Die Chancen von Prinz William, seiner Braut und der Hochzeitsgesellschaft, eines Tages in einem Hollywoodstreifen zu landen, sind also durchaus vorhanden - auch wenn der Drehbuchautor nicht Shakespeare heißen wird.

Düstere Aussichten...
Der Umstand, dass Shakespeare nicht mehr zur Feder greifen wird, kann für die Windsors dabei durchaus von Vorteil sein, zeigt sich Theatermacher Bruno Max überzeugt, der als Leiter der Scala Wien, des Stadttheaters Mödling, der Sommerspiele Theater im Bunker und des Ensembles "Theater zum Fürchten" als ausgewiesener Kenner und Anhänger des Autors gilt. "Nehmen wir uns ein Beispiel an Willy Windsors Urahnderl Richard III und was Shakespeare daraus gemacht hat", schlägt Max gegenüber der APA vor: "Der geniale bucklige Erzschurke von einem englischen König sorgt dafür, dass sein jüngerer Bruder hingerichtet wird und treibt den älteren in den Tod, um ihn zu beerben, killt seine beiden minderjährigen Neffen und heiratet die Witwe seines eigenhändig abgemurksten Großonkels (um sie anschließend ebenfalls zu Tode zu bringen) und massakriert die gesamte Verwandtschaft seiner Schwägerin (Nichtverwandte letale Abgänge einmal gar nicht gerechnet)." Die Bilanz des Theatermachers fällt entsprechend eindeutig aus: "Da sieht es für Kate und ihren Dingsda und den Rest der Mischpoche doch ziemlich düster aus, falls Shakespeare sich die Windsors vornimmt!"

(apa/red)