"Das letzte Band" (Premiere war im März im brandenburgischen Neuhardenberg) wurde von Peter Stein inszeniert, und den 75-jährigen Regie-Titanen hat sich Brandauer auch als Regisseur seines kommenden Burgtheater-Comebacks gewünscht: "König Lear" wird im Dezember Premiere haben. Seit die beiden einander vor zehn Jahren kennengelernt haben, arbeiten sie immer wieder miteinander: Auf Schillers "Wallenstein" in einer zehnstündigen Inszenierung am Berliner Ensemble (2007) folgte Kleists "Der zerbrochne Krug" (2008) und Sophokles' "Ödipus auf Kolonos" (2010 in Salzburg und Berlin). Brandauer wendete sich wieder verstärkt dem Theater zu, das er zugunsten einer Weltkarriere beim Film lange vernachlässigt hatte.
Kindheit
Geboren wurde Klaus Maria Brandauer am 22. Juni 1943 in Bad Aussee als Klaus Georg Steng, einziges Kind des deutschen Zollbeamten Georg Steng und seiner österreichischen Frau Maria (geb. Brandauer). Die ersten Jahre lebte er mit seiner Mutter und den Großeltern zusammen, seinen Vater lernte er erst mit sechs Jahren kennen, als dieser aus der Kriegsgefangenschaft zurückkam. Nach der Matura 1962 studierte er zwei Semester an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Stuttgart und debütierte schon 1963 als Claudio in "Maß für Maß" am Landestheater Tübingen. Im selben Jahr heiratete er seine Jugendliebe, die spätere Filmregisseurin Karin Brandauer (geb. Müller), die 1992 starb. Seit 2007 ist er in zweiter Ehe mit der Theaterwissenschafterin Natalie Krenn verheiratet.
Große Erfolge an der Burg
1964 wechselte Brandauer ans Landestheater Salzburg und kam über Düsseldorf 1968 ans Wiener Theater in der Josefstadt, wo er u.a. in Fritz Kortners letzter Inszenierung als Prinz Gonzaga in Lessings "Emilia Galotti" (1970) mitwirkte. Eine "Jahrhundertbegabung" nannte Kortner den jungen Schauspieler, der in den Folgejahren im Burgtheater als "Don Karlos", als Ferdinand in "Kabale und Liebe" oder Fritz in "Liebelei" Grundsteine zu einer großen Karriere legte. Von 1983 bis 1988 verkörperte Brandauer den Salzburger Festspiel-"Jedermann". Er war gefeierter Star einer Reihe von Shakespeare-Inszenierungen von Otto Schenk, als Orsino in "Was ihr wollt", Petrucchio in der "Widerspenstigen Zähmung" oder als Romeo. Die Fans pilgerten ins Burgtheater zu seinem "Tartuffe" (1981), zu seinem "Hamlet" (1985). Immer wieder wurde Brandauer auch als Kandidat für eine Burgtheater-Direktion gehandelt.
Regie-Debüt an der Josefstadt
Als Regisseur debütierte Klaus Maria Brandauer 1973 an der Josefstadt mit Shakespeares "Wie es euch gefällt". An der Volksoper Wien inszenierte er 1996/97 Lehars "Land des Lächelns". Bejubelt wurde 1998 seine Uraufführung von Esther Vilars Zwei-Personen-Stück "Speer", in der er selbst den NS-Architekten verkörperte, zwiespältig wurde dagegen 2006 seine Inszenierung der "Dreigroschenoper" im Berliner Admiralspalast (mit Punkrocker Campino als Mackie Messer) aufgenommen. Für sein Debüt als Opernregisseur mit Wagners "Lohengrin" an der Kölner Oper 2006 kassiert er Bravo- wie Buhrufe. 1989 wurde er zum Kammerschauspieler ernannt, 1996 zum Professor für Rollengestaltung am Wiener Max Reinhardt-Seminar, wo er als "großer Hexenmeister" (seine Schülerin Birgit Minichmayr) wirkte und 2011 emeritierte.
Filmangebote reizten Brandauer lange nicht
Einzige Ausnahme blieb 1971 der US-Agententhriller "The Salzburg Connection" - bis ihn 1981 der ungarische Regisseur Istvan Szabo für die Titelrolle in der Verfilmung von Klaus Manns Schlüsselroman "Mephisto" über Gustaf Gründgens gewinnen konnte. Dem Erfolg von "Mephisto", der 1982 als bester fremdsprachiger Film mit einem Oscar ausgezeichnet wurde, folgten hochkarätige internationale Angebote.
Legendär als "Bond"-Bösewicht"
In dem James Bond-Streifen "Never Say Never Again" (1984) mimte Brandauer den Superbösewicht und Gegenspieler von Sean Connery. Für eine Nebenrolle in Sydney Pollacks "Out of Africa" erhielt er 1986 den "Golden Globe". Mit Szabo setzte er in "Oberst Redl" (1984) und "Hanussen" (1987) die Zusammenarbeit fort. Fritz Lehners "Jedermanns Fest" war 2002 der erste österreichische Film mit "KMB", "The Strange Case of Wilhelm Reich" von Antonin Svoboda im Vorjahr der bisher letzte. Mit sich selbst in der Hauptrolle gab Brandauer mit "Georg Elser - Einer aus Deutschland" 1989 sein viel beachtetes Debüt als Filmregisseur. 1993 verfilmte er, wieder in Personalunion als Regisseur, Drehbuchautor und Darsteller, die Thomas-Mann-Novelle "Mario und der Zauberer".
Biografie-Bände
Unter dem Titel "Das Schwerste ist am leichtesten" und "Bleiben tu' ich mir nicht" hat Brandauer autobiografische Bände veröffentlicht. Ein Porträtbuch von Christine Dössel heißt "Die Kunst der Verführung".