"In mir geht nichts Besonderes vor"

Der Finne bleibt auch nach seinem Formel-1-Triumph in Abu Dhabi eiskalt

Ohne Sebastian Vettels Wahnsinnsritt wäre der erste Sieg in Kimi Räikkönens zweiter Formel-1-Karriere sicher das große Thema in Abu Dhabi gewesen. Dem Finnen dürfte es allerdings herzlich egal sein, dass er nicht im Mittelpunkt steht. "In mir geht nichts besonderes vor. Mich freut es vor allem für das Team", blieb der 33-Jährige gewohnt ungerührt.

von Kimi Räikkönen am Podest nach dem Grand Prix von Abu Dhabi © Bild: GEPA pictures/XPB/Moy

Gefeiert wird beim trinkfesten Finnen nämlich sowieso. "Bei mir gibt es immer Party, egal ob ich gewinne oder nicht", erklärte der trinkfeste Finne todernst. "Und wenn wir uns nun am nächsten Tag nicht gut fühlen, wissen wir wenigstens warum." Die Frage sei vielmehr, wie lange er feiern werde. "Ich habe zwei Wochen bis zum nächsten Rennen. Das einzig Wichtige ist, dass ich rechtzeitig dort bin."

Millionen Fans weltweit lieben Kimi wegen seiner abgeklärten Art und seiner Andersartigkeit, die er auch während des Rennens zwei Mal offenbarte. "Lass mich in Ruhe, ich weiß schon, was ich mache", wies er etwa einmal seinen aufgeregten Lotus-Renningenieur zurecht. Räikkönen ist und bleibt ein Racer, dem am Ende Gefühl und Erfahrung wichtiger sind als Zahlenspiele und Computerdaten. Wohl auch deshalb, weil er im Gegensatz zu den meisten Formel-1-Kollegen auch im Rallye-Auto weiß, wo es langgeht.

In Abu Dhabi feierte der Finne zunächst mit Rosenwasser seinen ersten Sieg gleich in der Comeback-Saison. Der Ferrari-Weltmeister von 2007 hatte 2009 zum letzten Mal gewonnen, war nach zwei Jahren in der Rallye-WM erst dieses Jahr in die Formel 1 zurückgekehrt und hat sich dort auf Anhieb zum konstantesten Fahrer im Feld entwickelt. Paradox, dass ihm ausgerechnet sein erster Sieg die letzte Chance nahm, auch um den Titel mitzufahren.

Starkes Comeback-Jahr
57 Punkte Rückstand auf WM-Leader Sebastian Vettel sind zu viel. Aber alleine dass Räikkönen gleich im Comeback-Jahr zwei Rennen vor Schluss noch vor Vettels Red-Bull-Teamkollegen Mark Webber WM-Dritter ist, spricht für sein außerordentliches Talent. Der Finne hat auch reichlich Österreich-Bezug. Der Winzer Willi Opitz schenkt auf Kimis Boot regelmäßig dessen Wein aus. Räikkönens Mutter war vergangenen Sommer bei der Weinlese im Burgenland.

Auch nach seinem 19. Sieg im 174. GP-Rennen - dem ersten eines Lotus seit 1987 - stellte Räikkönen nicht sich selbst, sondern das Team in die Auslage. "Sie arbeiten die ganze Saison beinhart. Ich hoffe, sie glauben jetzt wieder stärker an Siege und Titel", erklärte Räikkönen, der aber nur verbal staubtrocken blieb.

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