Jubiläumsrevue zum 100er

Niavarani und Schmidleitner feiern und beklagen fehlenden Nachwuchs

von Kabarett Simpl - Jubiläumsrevue zum 100er © Bild: Josef Fischnaller

Manches Mal überkommt es einen dann doch. „Und plötzlich denkt man sich: ‚Oh Gott, ich darf hier auf der Bühne stehen, wo alle diese großartigen Komiker bereits gestanden sind‘“, erzählt Michael Niavarani , seit 1993 künstlerischer Leiter im Kabarett Simpl, das am 25. Oktober vor 100 Jahren als "Bierkabarett Simplicissimus" eröffnet wurde. Dieses Jubiläum begeht das Haus in Wien-Innere Stadt ab 31. August klassisch mit einer Revue – Musiknummern, Sketches und einem moderierenden Conferencier.

Zeitlose Revue
Seit 70 Jahren ist man der Revue treu geblieben, auch wenn sie mal nicht modern war. Das zeichnet den Simpl aus. „Das Kabarett Simpl hat, ohne es zu wissen, vor 100 Jahren das reale Youtube erfunden“, sagt Niavarani. Bunte Abwechslung, für jeden etwas dabei – und somit zeitgemäßer als so manche anderen Kabaretts, meint Simpl-Chef Albert Schmidleitner . Die Revue ist zeitlos. Deshalb sind die 360 Plätze des Simpl immer gut gefüllt. Altbewährt bleibt dabei nur die dramaturgische Form der Revue. Die Inhalte müssen aktuell und zeitgemäß sein, Wiederholungen gibt es nicht. Jedes Jahr versuche man, etwas Neues zu machen, „das wird immer schwieriger, weil man schon so viel gemacht hat.“ Deshalb sei auch die Anspannung jedes Jahr aufs Neue groß „bis man die ersten Lacher hört“, sagt Schmidleitner. Zwar bekomme man mit der Zeit ein gewisses Gespür für das Lachpotenzial, aber wissen könne man es nie. „Es passiert immer wieder, dass wir etwas wahnsinnig komisch finden und kein Mensch lacht“, erzählt Niavarani.

Nachwuchsproblem
Seit der Sekt-Konsumationszwang der 50er-Jahre gefallen ist, wurde aber auch das Publikum deutlich gemischter. „Früher gingen Bürgermeister, die vom Land auf die Wiener Messe kamen, ins Simpl. Begonnen hat die Öffnung unter (Martin, Anm.) Flossmann, durch Niavarani ist das Publikum noch breiter geworden“, erzählt Schmidleitner. Allerdings sei der durchschnittliche Simpl-Geher doch schon mindestens 30. Kabarett sei eben kein Jugendphänomen. Der Hype der 90er-Jahre mit bestehenden und aufstrebenden Größen wie Hader , Dorfer , Düringer oder Steinhauer sei vorbei.

"In Wirklichkeit braucht die Kabarettlandschaft Software“, konstatiert Schmidleitner, „es fehlt die nachdrängende Generation.“ Momentan gebe es kaum erfolgreiche Kabarettisten unter 30, potenzielle Nachfolger sehen Niavarani und Schmidleitner ebenfalls noch nicht. Begabte Junge wollten oft gleich Bekanntheit und Erfolg, statt auf Kernarbeit von unten zu setzen. „Das wird einem vom Fernsehen auch vorgegaukelt. Das liegt an den Starshows und Castingformaten. Das Problem ist, dass man in diesen sechs Wochen nicht das Handwerk lernt“, sagt Niavarani.

,,Es wurde getrunken und gepokert"
Innerhalb des Führungsduos gehe es dafür heute deutlich friedlicher als in früheren Zeiten zu. „Von 1993 bis heute wurde wahrscheinlich am wenigsten in der Garderobe gestritten“, meint Niavarani, „dafür wurde getrunken und gepokert.“ Und das obwohl die beiden schon geschätzte 400 Nummern zusammen geschrieben haben. Ganz anders sah das noch in der Ära Farkas aus: Als sich sein Co-Autor Hugo Wiener beschwerte, dass er nie auf den Plakaten stehe, ließ Farkas auf dem nächsten „eine Wiener Farkas-Revue“ drucken, erinnert sich Schmidleitner.

Simpl-Revue: 100 Jahre Simpl
Ab 31. August bis 30. Dezember 2012
im Kabarett Simpl

Mit: Ines Hengel-Pirker, Alexandra Schmid, Ciro de Luca, Thomas Smolej, Bernhard Murg, Ernst G. Vokurek
Und als Gast: Michael A. Mohapp

Tickets kaufen unter: www.ticket.at

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