"jedermann (stirbt)" -
und das glänzend!

Ferdinand Schmalz triumphierte mit seiner Fassung des "Jedermann" im Burgtheater

Diese Aufführung ist ein Coup! Da haben drei zusammengefunden, die ideal zueinanderpassen: Autor Ferdinand Schmalz, Regisseur Stefan Bachmann und Titeldarsteller Markus Hering. Bessere Voraussetzungen kann es für eine Theateraufführung nicht geben, die hat Direktorin Karin Bergmann vor zwei Jahren geschaffen, als sie den jungen Steirer Schmalz mit einer Neufassung des "Jedermann" beauftragt hat. Und das war gut, sehr gut.

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Burgtheater - "jedermann (stirbt)" -
und das glänzend!

Ferdinand Schmalz holte mit seinem musikalischen Text Hugo von Hofmannthals "Jedermann", der seit der Gründung der Salzburger Festspiele 1920 zum Domplatz gehört wie das Amen in die Kirche, in die Gegenwart. Regisseur Stefan Bachmann hat das Werk als eine Art griechische Tragödie genau auf den Punkt gebracht. In Brecht’scher Manier werden wirkungsvoll Teile des Texts als Moritaten intoniert, die Sven Kaiser und Béla Fischer jr. formidabel begleiten.

Markus Hering zeigt ingeniös den von seiner Geldmaschine vernichtet werdenden Kapitalisten, jedermann, mit einem leichten Understatement aber hoher Virtuosität und ist damit ideal für die Schmalz’sche Figur. Denn der hielt sich nur bedingt an Hofmannsthals Vorgänger. Er reduzierte das Personal und schärfte die Geschichte vom "Leben und Sterben des reichen Mannes", die auf die heutige Omnipräsenz des Teufels verweist, wie etwa in der "guten (teuflischen) gesellschaft". Olaf Altmann hat eine prächtige, beklemmende Bühne geschaffen: eine goldene Wand mit einem tiefen Tunnel, der ins Schwarze führt. Das Schwarze, das Nichts, das alles verschluckt.

Bevor es soweit kommt, muss man geboren werden: Das geschieht ebenso aus dem Loch im Gold. Darin drängt sich das Ensemble, jedermann inklusive. Nur einer waltet dahinter, löst sich von ihnen, Gott (Oliver Stokowski). Nach und nach schlüpfen die einzelnen aus den Loch, um am Ende in schwarzer Trauerkleidung wieder dorthin zurückzukehren. Wie Grottenolme schlängeln sie sich in ihren hautengen, blassen Überzügen entlang von Altmanns Goldwand und eifern mit gott um den jedermann.

Bachmanns bildmächtige Sprache dient dem Stück optimal. Etwa wenn Hering gleich dem vitruvianischen Mensch von Michelangelo in seiner Geldmaschine, dem Loch, rotiert oder am Ende eine Märtyrer-Figur darstellt. Grandios! Dieser Jedermann ist fest in der Hand von drei Frauen: der eigenen (Katharaina Lorenz), der buhlschaft tod (imponierend Barbara Petritsch) und mammon / gute werke (wohl dosiert komisch Mavie Hörbiger). Auch die kleineren Rollen sind vorzüglich besetzt: Elisabeth Augustin (jedermanns mutter), Markus Meyer (dicker vetter) und Sebastian Wendelin (dünner vetter). So funktioniert Theater!