"In jedem Tier steckt
ein Gefährdungspotenzial"

Warum Aussagen wie "Der tut ja nichts" Nonsens sind und wie man sich richtig verhält

Ein Kleinkind befindet sich nach einem Rottweiler-Angriff in Wien derzeit in Lebensgefahr. Immer wieder kommt es zu solch tragischen Meldungen. Doch wie verhält man sich als Elternteil richtig und was gibt es in Bezug auf Hunde und Kinder speziell zu beachten? Berthold Gasser, Standortleiter in der Bundesausbildungszentrale für Polizeidiensthundeführer, klärt auf.

von Hund Kind © Bild: iStockphoto/Andriy Bandurenko

Wie verhalte ich mich am besten als Elternteil, wenn ein Hund auf mein Kind zuläuft?
Als Erstes sollte man den Besitzer auffordern, sein Tier unter Kontrolle zu bringen. Und das sollte meistens auch genug sein.

Und wenn nicht?
Dann sollte sich der Elternteil zwischen Hund und Kind stellen und ruhig bleiben. Auf keinen Fall sollte man Beute-Bewegungen machen wie etwa das Kind hochreißen.

Das ist aber vermutlich eine natürliche Reaktion in so einer Situation.
Ja, das ist das Problem, dass es in so einer Situation zu überhasteten Reaktionen kommt. Doch auch wenn es schwer ist, sollte man versuchen ruhig zu bleiben.

Und wenn es tatsächlich zu einem Angriff des Hundes kommt?
Das passiert in den seltensten Fällen, aber man sollte dann versuchen, Hund und Kind stabil zu stellen und auf keinen Fall zu reißen, sonst kommt es zu noch schwerwiegenderen Verletzungen. In weiterer Folge sollte man natürlich den Hund vom Kind trennen, was im Optimalfall der Besitzer macht. Und dabei, so schwer es ist, immer versuchen, nicht in Panik auszubrechen.

»Je größer das Tier, desto gefährlicher ist es.«

Gibt es Hunderassen vor denen man sich besonders in Acht nehmen sollte oder kann man das nicht so generalisieren?
In jedem Tier steckt ein Gefährdungspotenzial und alles was denkbar ist, kann auch passieren. Prinzipiell gilt: Je größer das Tier, desto gefährlicher ist es. Aber natürlich sind alle Hunde verschieden, wie auch alle Menschen verschieden sind. Und in den seltensten Fällen kommt es wirklich zu so schwerwiegenden Angriffen. Meistens gibt es eine „Verwarnung“ vom Hund und dann ein „Schnappen“ bevor ein Hund wirklich beißt. Aber eine Aussage wie „Der tut ja eh nichts“ ist völliger Nonsens.

Gibt es prinzipiell Tipps für den Umgang mit Hunden und Kindern?
Ich würde zum Beispiel nie Kinder mit Hunden alleine im Raum lassen. Natürlich muss man den Kindern Kontakt zu Tieren gewähren, um ihnen das richtige Sozialverhalten beizubringen, aber eben nie alleine lassen mit den Tieren.

Müssen Hunde immer an der Leine geführt werden?
Das ist von Bundesland zu Bundesland verschieden, in Wien gibt es die Richtlinie, dass ein Hund entweder Leine oder Maulkorb tragen sollte und bei öffentlichen Ansammlungen, wo viele Menschen zusammenkommen, beides.

Wenn es eine öffentliche Parkanlage gibt, in der zwar eine Hundewiese ist, die aber nicht eingezäunt ist, dürfen Hunde da ohne Maulkorb und Leine laufen?
Eigentlich sollte, wenn der Bereich nicht eingezäunt ist, der Hund Maulkorb oder Leine tragen. Kommt es zu Beschädigungen oder Belästigungen haftet übrigens immer der Besitzer.

Welche Hunde brauchen einen Hundeführerschein?
Das ist ebenfalls unterschiedlich und dafür gibt es in jedem Bundesland sogenannte Rasse-Listen, in denen dies festgeschrieben ist.

Die meisten Hundebesitzer besuchen mit ihrem Tier die Hundeschule. Werden hier auch spezielle Situationen mit Kindern durchgespielt und geübt?
Es werden verschiedene Szenarien, wie beispielsweise mit vorbeilaufenden Joggern, geübt und wenn Kinder zur Verfügung stehen vielleicht auch mit Kindern, das ist aber nicht Standard.

Kampf um den Hund: Mehr zum Thema lesen Sie in der aktuellen Printausgabe von News (Nr. 41/2018)!