Die Konkurrenten im Vergleich

75 Punkte fehlen dem Salzburger auf den Schweizer. Zwei Rennen bleiben noch.

75 Punkte liegt Marcel Hirscher im Gesamtweltcup hinter dem Schweizer Beat Feuz. Ein Slalom und ein Riesenslalom bleiben dem Salzburger noch, um den großen Triumph perfekt zu machen. Was spricht für Hirscher, was für Feuz? Die Konkurrenten im direkten Vergleich.

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Hirscher gegen Feuz - Die Konkurrenten im Vergleich

Herkunft und Umfeld
Der 23-jährige Marcel Hirscher kommt aus Annaberg-Lungötz im Salzburger Lammertal, sein Vater Ferdinand Hirscher ist Skischulbesitzer. Früher bewirtschaftete er im Sommer eine Almhütte. "Da habe ich als Kind auch immer mitgeholfen", erzählte der Absolvent der Hotelfachschule Bad Hofgastein, dessen Mutter Sylvia aus Den Haag in den Niederlanden kommt und der wie Bruder Leon zweisprachig aufgewachsen ist. Hirschers Herzblatt ist das Fotomodell Laura.

Der 25-jährige Beat Feuz ist mit der früheren Tiroler Skirennläuferin Katrin Triendl liiert, die beiden wollen im Sommer eine Wohnung in Innsbruck beziehen. Derzeit wohnt der gelernte Maurer in einem kleinen Nebengebäude auf dem heimatlichen Hof. Er ist ein Bauernsohn aus Schangnau im Emmental. Die Eltern Hans und Hedi betreiben im Winter auch einen Schlepplift, den der Großvater des Rennläufers vor 50 Jahren erreichtet hat.

Erfolge und Stärken
Technik-Spezialist Hirscher und Speed-Pilot Feuz haben noch keine Kristallkugeln errungen und bei Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften noch keine Medaillen gewonnen. Hirscher war aber schon dreimal knapp dran. Bei der WM in Val d'Isere 2009 wurde der Atomic-Carver im Riesentorlauf Vierter, bei den Winterspielen 2010 in Whistler Vierter im Riesentorlauf und Fünfter im Slalom.

Salomon-Pilot Feuz hat Platz neun in der WM-Abfahrt 2011 in Garmisch-Partenkirchen zu Buche stehen. An Weltcupsiegen steht es 11:5 für Hirscher, der sämtliche erste Plätze zwischen Dezember 2009 und Februar 2012 in Riesentorlauf (5) und Slalom (6) eingefahren hat, während Feuz zwischen März 2011 und März 2012 in Abfahrt (3) und Super-G (2) zuschlug. Bei Junioren-Weltmeisterschaften gewann Hirscher sechs Medaillen, Feuz fünf.

Körperbau und Fahrstil
Beide Athleten zählen von der Statur her nicht zu den Größten. Hirscher misst 1,73 Meter, Feuz ist noch einen Zentimeter kleiner. Der Schweizer bringt aber deutlich mehr Kilogramm auf die Waage, die kursierte Zahl steht bei 85, während Hirscher sich noch unter der 80-Kilo-Marke bewegen dürfte.

Hirschers Fahrstil ist einzigartig im Skizirkus, er sucht immer das Limit. "Marcel ist alleine schon aufgrund seiner geringen Körpergröße dazu gezwungen, in den flachen Passagen extrem aggressiv zu fahren, um das Defizit an Masse zu kompensieren", sagte Vater Ferdinand. Feuz hingegen weiß: "Ein Adonis werde ich nie sei." Er braucht das Gewicht, um in den Speed-Disziplinen vorne mitzuhalten.

Betreuer und Einstellung
Hirscher vertraut von Kindesbeinen an seinem Papa, beide gelten als Tüftler. Der Vater bezeichnet sich als "Unterstützer und Optimierer" seines Sohnes, er begleitet ihn zu den Weltcup-Rennen, weil er "sein maximales Schwungverhalten am besten" kennt. Er studiert und analysiert die Konkurrenten am Video. Gemeinsam mit Servicemann Edi Unterberger testet er auch das perfekte Material heraus. Im ÖSV ist Marcel Hirscher Mitglied der Gruppe von Techniktrainer Michael Pircher.

Die Skier von Feuz präpariert Bruno Inniger, verantwortlicher Trainer ist der Steirer Sepp Brunner, der sich nach dem Erfolg von Carlo Janka (2010) über einen zweiten Gesamtweltcupsieger aus seinen Reihen freuen könnte. War Feuz früher nicht der Trainingsfleißigste (Spitzname "Kugelblitz"), stimmen die Konditionswerte mittlerweile, auch wenn laut Brunner noch Potenzial da ist. "Aber er hat eine ökonomische Fahrweise", warf der Coach ein. Feuz hat sein Material meist zu Saisonbeginn optimiert, und verlässt sich während des Winters auf sein Können.

Rückschläge und Ziele
Hirscher, der Benjamin Raich in vielerlei Hinsicht als sein sportliches Vorbild bezeichnet, zog sich im Februar 2011 in Hinterstoder einen Kahnbeinbruch im linken Fuß zu und fiel für die WM aus. Ziel für die laufende Saison war, in die Weltklasse zurückzukehren. Stattdessen kämpft er um den Gesamtweltcup mit. Langfristiges Ziel ist, "ein kompletter Skifahrer zu werden". Mit Platz drei im Super-G von Schladming hat er gezeigt, das bei entsprechendem Gelände und Kurssetzung auch in den Speed-Bewerben mit ihm zu rechnen sein wird.

Feuz, der Bode Miller und Stephan Eberharter nacheifert, war vor seinen Verletzungen an Kreuzband und Menikus ein sehr guter Slalomläufer. Aktuell konzentriert er sich auf die schnellen Disziplinen, will aber auch im Riesentorlauf noch weiter nach vor kommen. Ganz lässt er das Slalomfahren aber nicht, in den vier Super-Kombinationen des Winters landete er dreimal auf dem Podest.