Gartenlust statt Frust

Ganz ohne Pflege kommt kein Garten aus. Doch mit der richtigen Pflanzenwahl und einfachen Gestaltungstricks lässt sich viel Zeit sparen.

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Lazy Garden - Gartenlust statt Frust

Hängematte, Spritzer, Vogelgezwitscher - ja, im Garten oder auf der eigenen Terrasse lässt es sich mit den ersten wärmenden Sonnenstrahlen ganz wunderbar entspannen. Doch während der zufriedene Blick über das üppige Grün und das bunte Blütenmeer schweift, stellt sich plötzlich Unbehagen ein: Der Rasen müsste mal wieder gemäht werden - und dahinten im Beet sprießt schon wieder das Unkraut. Und überhaupt: Liegen nicht viel zu viele abgefallene Blüten am Boden?

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Statt den wohlverdienten Feierabend zu genießen, wird folglich der Rasenmäher herausgeholt, werden Gartenhandschuhe und Harke gezückt. Einfach wachsen lassen, was eben so wächst, dazu können sich in der Regel die wenigsten Hobbygärtner durchringen. Schließlich sorgt ein "Lazy Garden", bei dem die Rasenkante nicht penibel gestochen ist und die Blumen aus der Reihe tanzen, durchaus auch für kritische Blicke der Nachbarn - und wer darauf keine Lust hat, muss wohl oder übel die Hängematte gegen Gießkanne und Gartenschere tauschen.

Natürlich kommt kein Garten und auch kein Minibalkon ganz ohne Pflege aus. Aber die Gartenarbeit lässt sich durchaus auf ein Minimum reduzieren. "Den Garten zum Genießen mit wenig Arbeit, den gibt es", sagt Gartenprofi Wolfgang Praskac, Geschäftsführer Praskac Pflanzenland in Tulln. Eine wesentliche Voraussetzung dafür ist die Wahl der richtigen Pflanzen. Aber auch einige Gestaltungstipps und praktische Helferlein wie beispielsweise eine automatische Bewässerung oder Mähroboter nehmen viel Arbeit ab.

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Gepflasterte Wege aus Klinker-, Beton- oder Naturstein wiederum sorgen dafür, dass Laub oder Grasschnitt einfach weggefegt werden kann. Als Faustformel gilt ebenso: Gemüse und Kräuter sind pflegeintensiver als Staudenbeete. Und eine Blumenwiese ist weniger ein Zeitfresser als ein schöner Rasen, der gedüngt, vertikutiert und regelmäßig gemäht werden muss. Wer sich das regelmäßige Schneiden der Hecke zum Nachbargarten ersparen will, kann auf Gabionen - mit Steinen gefüllte Drahtkörbe -zurückgreifen. Einmal aufgestellt, erfordern sie keine weitere Pflege. Kletterpflanzen wie Wilder Wein, Trichterwinde oder Feuerblume sorgen für optische Farbtupfer.

Vorsicht, Fehlgriff!

Apropos Farbtupfer: Mit den ersten Sonnenstrahlen sind die Schlangen vor den Gartencentern und Baumärkten in der Regel besonders lang. Die Auswahl an Blumen, Sträuchern, Miniobstbäumen und üppigen Topfpflanzen ist groß. Fehlgriffe sind im bunten Kaufrausch vorprogrammiert. Wolfgang Praskac rät daher, sich vorab ein Konzept zu machen, welche Pflanzen an welchem Standort zum Einsatz kommen sollen. Daran halten sich freilich die wenigsten. "Meist wird das genommen, was gerade dasteht", sagt der Gartenprofi. "Dann kann es passieren, dass der Garten im April in voller Blüte steht, und im Juni blüht gar nichts mehr."

Rose, Rosmarin, Katzenminze, Gräser, Wollziest und Lavendel beispielsweise sind an sonnigen Standorten gut aufgehoben. Hortensien, Funkien, Farne, Schlitzahorn und Eiben hingegen gedeihen auch an schattigen Plätzen. Ohne einen einzigen Sonnenstrahl kommen auch Fleißige Lieschen aus, die obendrein pflegeleicht sind und bis in den Frost hinein dauerhaft blühen. Einziger Haken: Die Impatiens sind einjährige Pflanzen und müssen folglich jedes Jahr aufs Neue eingepflanzt werden. Diese Arbeit erspart man sich, wenn Dauerpflanzen zum Einsatz kommen - Rosen oder Forsythien zum Beispiel. Einmal gepflanzt, sorgen sie in der Regel lange für Freude und müssen lediglich einmal jährlich zurückgeschnitten werden. Ganz ohne Gartenschere kommen Japanischer Ahorn, Zaubernuss, Federbuschstrauch und Zierquitte aus. "Wichtig ist die richtige Kombination der verschiedenen Pflanzen. Im Idealfall sollte der Garten das ganze Jahr über blühen", sagt Praskac. Als relativ pflegeleicht gelten auch Gräser. "Die werden zwar im Winter braun, aber das schaut trotzdem hübsch aus."

Hübsch oder praktisch

Doch egal, für welche Pflanzen sich der Hobbygärtner entscheidet: Schon bei der Bepflanzung passieren viele Fehler - angefangen von der falschen Tiefe des Pflanzlochs über die falsche Standortwahl bis hin zum fehlenden Abstand zwischen den Pflanzen. "Die empfohlenen Pflanzabstände sollten unbedingt eingehalten werden", rät Markus Lederleitner, Chef des gleichnamigen Gartenbau- und Interior-Unternehmens. "Es gibt Pflanzen, da setzt man zwölf Stück auf einen Quadratmeter und von anderen ein Stück", sagt der Profi. Sein Tipp für all jene Hobbygärtner, die lieber nicht so viel Arbeit investieren wollen: "Eine Staudenfläche mit nur einer Pflanzenart ist leichter zu handeln als eine gemischte Bepflanzung."

Bleibt noch das leidige Thema Unkraut: Hier helfen Rindenmulch oder Hackschnitzel -optisch freilich nicht immer eine Augenweide. Eine Alternative sind Bodendecker wie das Dickmännchen, das Kleine Immergrün oder die Elfenblume. Durch ihr dichtes Blätterkleid hat das Unkraut keine Chance mehr. Andererseits: Selbst ein bisschen Gartenarbeit hat durchaus nette Nebenwirkungen. Eine Stunde Laub harken beispielsweise verbraucht bei einer 70 Kilo schweren Person 280 Kalorien, beim Unkrautjäten purzeln 320 Kalorien - ebenso bei einer Stunde Rasen mähen. Und genug Zeit für Laisser-faire bleibt dabei auch noch ...

Dieser Artikel ist der Printausgabe von News Nr. 14/2018 erschienen.