Daran erkennt man gutes Bier

Das Slow-Brewing Gütesiegel gilt als Wegweiser für Bierliebhaber

Es gibt viele Kriterien, an denen sich die Qualität eines Bieres erkennen lässt. Die Schaumkrone etwa verrät viel über die verwendeten Zutaten. Auch der Geruch spielt eine wichtige Rolle. Und der Kohlensäuregehalt zeigt, wie frisch ein Bier ist. Einen Qualitätshinweis findet man allerdings schon auf der Flasche: Das Slow-Brewing Gütesiegel. Was es damit auf sich hat, wer dahinter steht und warum es ein hilfreicher Wegweiser für alle Bierliebhaber ist.

von Gütesiegel - Daran erkennt man gutes Bier © Bild: shutterstock

Italien 1986: Im Herzen des Piemonts, im kleinen idyllischen Ort Bra, mitten in den Barolo-Weinbergen gründet der Italiener Carlo Petrini eine neue Bewegung. Wobei Bewegung das falsche Wort ist. Zu dynamisch, zu schnell ist es. So gar nicht passend für die Idee Petrinis, der das Dolce Vita mit seiner regional verwurzelten Küche wieder aufleben lassen möchte. Und sich damit gegen das die Welt erobernde Fastfood stellt. Petrini will genussvolles, bewusstes, vor allem aber regionales Essen. Und das braucht Zeit. Der Name dafür ist schnell gefunden: „Slow Food“.

© Slow Brewing Dr. Gresser beschäftigte sich am Lehrstuhl für Technologie der Brauerei intensiv mit den drei wichtigsten Rohstoffen Hefe, Hopfen sowie Gersten- und Weizenmalz

1986 zog es auch einen jungen Deutschen nach Italien. August Gresser war von Beginn an von der Slow-Food-Philosophie begeistert. Als sich diese über die Jahre hinweg auch auf Wein und städtische Lebensqualitätsmerkmale ausweitete, gründete er nach dem Vorbild Petrinis die Bewegung Slow Brewing. Denn der gelernte Bierbrauer ist davon überzeugt, dass auch Bier Zeit zum Reifen braucht. Erst dann würde es seinen runden und ausgereiften Geschmack entwickeln. Gressers „Fast Food": Biere mit Einheitsgeschmack. Und die daraus resultierende Verarmung von Genuss.

»In vielen Brauereien werden Verfahren wie beschleunigte Reifung angewendet, wohlwissend, dass dies die Bierbeschaffenheit und Verträglichkeit negativ beeinflussen kann.«

„In vielen Brauereien werden bestimmte Verfahren wie beschleunigte Reifung bei höheren Temperaturen und unter Druck angewendet, wohlwissend, dass diese Technologien die Bierbeschaffenheit wesentlich bestimmen und deren Verträglichkeit negativ beeinflussen können“, meint Gresser. Er will sich mit Slow Brewing für allerhöchste Bierqualität einsetzen. 2011 rief er deshalb das Slow-Brewing-Gütesiegel ins Leben.

Das Gütesiegel

© Slow Brewing

Fast 7000 Brauereien umfasst der europäische Biermarkt. Und obwohl die Bierlandschaft laut Gresser äußerst vielfältig und die Biere grundsätzlich gut seien, würden Konsumenten nach mehr verlangen. Nach einem Bier, das von Brauereien kommt, die bewusst, nachhaltig und fair agieren. Slow Brewing bewertet daher nicht nur Geschmack und Qualität des Bieres, sondern auch das Handeln der Personen, dahinter stehen. Mit dem Gütesiegel möchte man Konsumenten einen Wegweiser zu "echter, umfassender Bierqualität" bieten.

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500 Fragen zu Bier

Die geschmackliche Qualitätsprüfung erfolgt monatlich durch das Forschungszentrum Weihenstephan der Technischen Universität München. Die Überprüfung der Brauerei sowie der Herstellung erfolgt auf einer jährlichen Basis. Zertifiziert wird dabei unter anderem die Qualität der Rohstoffe und der Brauweise sowie die Unternehmungsführung und –kultur. Das wissenschaftlich fundierte Audit umfasst mehr als 500 Fragen, die von unabhängigen Experten definiert wurden.

»Meine Beziehung zum Lebensmittel Bier ist sehr persönlich. Deshalb wollte ich Bier so gut machen, wie es nur geht.«

Das Gütesiegel wird nur vergeben, wenn alle Bereiche der Wertschöpfungskette als ausgezeichnet bewertet wurden. Bewerben kann sich jeder, mittlerweile zählen 26 Brauereien aus Deutschland, Italien, Österreich und der Schweiz zu den „Slow Brewern“. Im Gegensatz zur industriellen Massenproduktion bekennen sie sich zur langsamen Gärung und schonenden Reifung.

© Slow Brewing

Abschließend meint Gresser: „Meine Beziehung zum Lebensmittel Bier ist sehr persönlich. Deshalb wollte ich Bier so gut machen, wie es nur geht. Mit Rohstoffen höchster Qualität, aber eben auch mit einer langsamen und behutsamen Brauweise, die dem Bier guttut und damit auch den Menschen, die es konsumieren."