Die Highlights der
diesjährigen Viennale

Diese 15 Filme sollte man nicht verpassen

Oktober ist wieder Kinozeit – ist wieder Viennale-Zeit. Heute Abend geht es los, Österreichs größtes Filmfestival öffnet seine Pforten. Trotz des überraschenden Todes des viel zu früh verstorbenen Langzeit-Direktors Hans Hurch wurde das Programm ganz in dessen Sinne zu Ende gestaltet und ist jetzt, inklusive Hommage an den Verstorbenen, zu sehen. Ein paar ausgewählte Highlights zur kleinen Orientierung gibt es hier im Überblick:

von Viennale © Bild: © 2017 Paramount Pictures. All Rights Reserved.

SPIELFILME:

„Lucky“ von John Carroll Lynch (Eröffnungsfilm)

„Lucky“ eröffnet die heurige Viennale und fügt sich – durch traurige Umstände – perfekt in die vom Gedanken an Hans Hurch geprägte Ausgabe. Denn der mild-melancholische Film ist eine Verbeugung vor dem Charakterdarsteller Harry Dean Stanton, der ebenfalls vor kurzem im Alter von 91 Jahren verstarb. „Lucky“ ist ein weises Regiedebüt von John Carroll Lynch, das vom einsamen Wolf und Freigeist Lucky erzählt, der alleine in einem abgeschiedenen Wüstenstädtchen mitten im Nirgendwo des US-amerikanischen Südwestens lebt und dessen tägliche Routine von einem kleinen Schwächeanfall durchbrochen wird. Dieser bringt dem Greis das Erlebnis erstmals zu Bewusstsein, dass er sterben wird und er setzt sich mit seinem Ende auseinander. Die Parallelen zwischen Stanton und seiner Figur sind dabei evident und Lynch errichtet ihm ein filmisches Denkmal. Ein zu Herzen gehender Abschiedsfilm eines Großen des Kinos, ein unzynisches "About Schmidt", eine milde Reflexion über das Ende und damit auch über das Leben.
Vorstellungen: Donnerstag, 19. Oktober, 19:30 Uhr, Gartenbaukino (Eröffnung)
Donnerstag, 19. Oktober, 22:30 Uhr, Gartenbaukino
Freitag, 20. Oktober, 13:00 Uhr, Gartenbaukino

Lucky
© © Viennale

„120 Battements par Minute“ von Robin Campillos

"120 battements par minute" erzählt vom Kampf französischer Aids-Aktivisten Anfang der 1990er Jahre um Anerkennung, mehr Präventionskampagnen und vor allem staatliche Unterstützung. Der Film holte in Cannes den Großen Preis der Jury und stammt vom Regisseur Robin Campillo, der bereits mit „Die Klasse“ 2008 die Goldene Palme holte. Der Film zeigt so die unterschiedlichen Interessen der verschiedenen Mitglieder und gleichzeitig ihre Einheit, wenn es um die gemeinsamen Ziele geht. Auch eine Liebe zwischen zwei Protagonisten steht im Fokus und verleiht dem ganzen eine tragische Dimension. Drehbuchautor Philippe Mangeot wird bei den Vorstellungen anwesend sein.
Vorstellungen: Montag, 23. Oktober, 20:00 Uhr, Gartenbaukino
Mittwoch, 25. Oktober, 11:00 Uhr, Urania

Viennale
© © Viennale

„Downsizing“ von Alexander Payne

Die Sci-Fi-Satire "Downsizing" von Regisseur Alexander Payne („The Descendents“) folgt den Abenteuern eines Ehepaares, das sich auf die Größe von wenigen Zentimetern zusammenschrumpfen lässt, um das Problem der Überbevölkerung auf der Erde zu bekämpfen. Der österreichische Oscar-Preisträger Christoph Waltz mimt darin einen unredlichen Lebemann. Geliebt wird der Film, der bereits in Venedig gezeigt wurde, vor allem für sein komplexes, ambitioniertes Konzept – und wird bereits als Oscar-Kandidat gehypt. Christoph Waltz wird bei der Vorstellung anwesend sein.
Vorstellung: Dienstag, 24. Oktober, 21:15 Uhr, Gartenbaukino

„Golden Exits“ von Alex Ross Perry

Der oft gesehene Viennale-Gast Alex Ross Perry stellt am 22. Oktober sein hartes Psychospiel „Golden Exits“ vor, in dem der Archivar Nick eine etwa halb so alte Praktikantin einstellt, sehr zur Missgunst seiner Frau und deren Schwester. Perry folgt den daraus entstehende Spannungen, die bis aufs Blut gehen – das man aber nicht fließen sieht. Der Regisseur ist in Wien anwesend.
Vorstellungen: Sonntag, 22. Oktober, 20:30 Uhr Gartenbaukino
Samstag, 28. Oktober, 13:00 Uhr, Gartenbaukino

„Last Flag Flying“ von Richard Linklater

Larry, Sal und Richard, drei Vietnam-Veteranen, die einander lange nicht gesehen haben, reisen von Virginia nach New Hampshire, um einem Militärbegräbnis beizuwohnen. Richard Linklater („Before Sunset“, „Boyhood“) schafft trotz des hochpolitischen Blicks auf die USA mit gemeinsam mit seinen Hauptdarstellern Bryan Cranston, Steve Carell und Laurence Fishburne die Geschichte einer Desillusionierung, die durchaus humorvoll gestaltet wurde. Plus: Am 24. Oktober gibt es obendrein ein Gratisfrühstück.
Vorstellungen: Dienstag, 24. Oktober, 06:30 Uhr, Gartenbaukino
Montag, 30. Oktober, 20:30 Uhr, Gartenbaukino

Last Flag Flying
© © Viennale

„Helle Nächte“ von Thomas Arslan

In dem Film von Thomas Arslan spielt Georg Friedrich (er bekam dafür den Silbernen Bären als bester Schauspieler in Berlin) einen in Berlin lebenden, geschiedenen Österreicher, dessen Vater soeben in Norwegen gestorben ist. Er fliegt zum Begräbnis und nimmt seinen halbwüchsigen Sohn Luis mit, der bei seiner Mutter lebt. Eine mutige Entscheidung, denn so wie Michael (Friedrich) ein schlechtes Verhältnis zu seinem Vater hatte, so geht es auch Luis mit Michael. Noch mutiger ist der Entschluss, noch ein paar Ferientage in Norwegen anzuhängen. Die beiden Männer wissen wenig voneinander, hinzu kommen die pubertäre Phase des Sohnes und sein Zorn, dass sich der Vater bisher so wenig um ihn gekümmert hat. Im Roadmovie durch Nordnorwegen kommen sich Vater und Sohn zögerlich näher. Nichts für an Videoclips oder rasch wechselnde Handlung Gewöhnte, aber ein überzeugendes Stimmungsbild der Annäherung zweier Menschen. In Anwesenheit von Thomas Arslan.
Vorstellungen: Samstag, 21. Oktober, 15:30 Uhr, Gartenbaukino
Sonntag, 22. Oktober, 20:30 Uhr, Stadtkino im Künstlerhaus

Viennale
© © Schramm Film / Marco Krüger

„Person to Person“ von Dustin Guy Defa

Einige der acht Millionen Geschichten aus New York City werden hier erzählt: Ein Musikfreak auf der Suche nach Charlie-Parker-Platten, Boulevard-Journalisten auf der Suche nach einer Story, Teenager auf der Suche nach Liebe. Kleine Alltagserzählungen, eingebettet in tolle Soul-Nummern, die ein Sittenbild des modernen Bewusstseins einer Metropole wie New York schaffen. In Anwesenheit von Dustin Guy Defa.
Vorstellungen: Freitag, 20. Oktober, 20:30 Uhr im Stadtkino im Künstlerhaus
Samstag, 21. Oktober, 13:00 Uhr im Gartenbaukino

Viennale
© © Viennale

„Patti Cake$“ von Geremy Jasper

Der Film von Geremy Jasper, bis dato eher als Musikvideoregisseur aktiv, erzählt die Geschichte der übergewichtigen Patricia, die Rapperin werden möchte. Rap-Battles auf der Straße, Verhöhnungen aufgrund ihres Körpers, kritische Blicke der Mutter: Patti hat sich keineswegs nur musikalisch zu beweisen, sondern steht in der Reihe starker Frauenfiguren im Kino, die sich trotz aller Widerstände durchsetzen. Ein bunter, lauter Versuch des modernen Musikfilms, der zu punkten weiß. Für die Hauptdarstellerin Danielle Macdonald gab es bei der Sundance-Premiere Standing Ovations.
Vorstellungen: Samstag, 21. Oktober, 23:30 Uhr, Gartenbaukino
Mittwoch, 25. Oktober, 21:00 Uhr, Urania

Viennale
© © Viennale

„The Florida Project“ von Sean Baker

Autos von Neuankömmlingen bespucken, Touristen um Kleingeld anbetteln, damit man sich Eis kaufen kann, ein bisschen herumzündeln in den leeren Gebäuden des Nachbargrundstücks: Das ist der tägliche Schabernack den die sechsjährige Moonie mit ihren Freunden treibt. Wohnen tut das Kind in einem billigen Motel vor den Toren Disneylands in Orlando. Doch dann kann sich die junge Mutter das Zuhause nicht mehr leisten und setzt einen drastischen Schritt. Regisseur Sean Baker steht dabei ganz und gar auf der Seite seiner Helden. Vorstellungen: Dienstag, 24. Oktober, 11:00 Uhr im Metro Kino
Freitag, 27. Oktober, 18:00 Uhr, Gartenbaukino
Dienstag, 31. Oktober, 06:30 Uhr im Gartenbaukino (mit Gratisfrühstück)

Viennale
© © Viennale

DOKUMENTARFILME:

„Bayang Ina Mo/Motherland“ von Ramona S. Diaz

An die 100 Babys kommen in der Geburtsklinik Dr. Jose Fabella Memorial Hospital in Manila am Tag zur Welt. Und das von Frauen die oft noch minderjährig sind – und viele davon haben bereits ein, zwei, drei oder mehr Kinder. Die Väter können sich meist nicht einmal das Fahrgeld zum Krankenhaus leisten, um die Mütter zu besuchen. Die Betten sind knapp, die Frauen teilen sich auch mal die Betten. Da geht schon auch einmal ein Baby verloren. Doch trotz Chaos und viel Armut überwiegt in diesem schönen Porträt über die philippinische Gesellschaft, die von tief verankertem Katholizismus geprägt ist, immer die Menschlichkeit und Wärme. Und auch der Humor kommt niemals zu kurz.
Vorstellungen: Freitag, 20. Oktober, 13:00 Uhr im Metro Kino
Freitag, 27. Oktober, 18:30 Uhr in der Urania

„Sea Sorrow“ von Vanessa Redgrave

Mit 80 Jahren feiert Schauspielerin Vanessa Redgrave ihr Regiedebüt und setzt damit das politische Engagement, für das sie bekannt ist, fort. „Sea Sorrow“ ist ein Plädoyer für Europa, größere Aufnahmebereitschaft im Bezug auf Flüchtende zu zeigen. Redgrave zeigt dazu Statements befreundeter Prominenter und Hinweise auf die Erfahrungen während der Nazi-Zeit. Vor allem ihre Heimat Großbritannien fordert sie darin auf, vor allem gegenüber kindlichen Flüchtlingen nicht kleinlich zu sein.
Vorstellung: Donnerstag, 26. Oktober, 18:00 Uhr im Gartenbaukino

Viennale
© © Viennale

„Olancho“ von Theodore Griswold, Christopher Valdes

Wie Drogenkartelle das Leben in Lateinamerika beeinflussen, ist wohl hinlänglich bekannt. Dass man sich aber auch als Musiker einflussreiche Freunde oder Feinde schaffen kann, ist eine Facette, die der eigenwillige Musikfilm "Olancho" zum Vorschein bringt. Griswold und Valdes zeichnen ein packendes Bild einer Gesellschaft im Würgegriff von Gewalt, Korruption und den wenigen, dafür umso intensiveren Momenten der Freiheit. Wenn sich Kartellmitglieder Lieder wünschen, kann man nur schwer Nein sagen - und kommt dennoch in Teufels Küche, wie am Beispiel von Manuel vorgeführt wird. "Olancho" überzeugt mit Authentizität, Direktheit und einem erzählerischen Kniff.
Vorstellung: Freitag, 20. Oktober, 23:00 Uhr im Stadtkino im Künstlerhaus

Viennale
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"Queercore: How To Punk a Revoultion" von Yony Leyser

Queercore – How to Punk a Revolution“ zeigt in der eher maskulinen chauvinistischen Szene des Rock’n’Roll und Hardcore Punk die davon abweichende sexuelle Orientierung nicht als Makel sondern als Waffe im Kampf gegen eine heteronormative Gesellschaft. Der Film, der mit harten Schnitten und abrupten Szenenwechseln sehr rau erzählt wird, spannt einen Bogen von den New York Dolls bis zu Phänomenen wie den Riot Grrrls. In Anwesenheit von Yony Leyser.
Vorstellungen: Dienstag, 24. Oktober, 23:00 Uhr im Stadtkino im Künstlerhaus
Mittwoch, 25. Oktober, 18:00 Uhr im Metro Kino

Viennale
© © Alice Wheeler

"Nothingwood" von Sonia Krolund

Es gibt Hollywood, es gibt Bollywood – und diese Doku spielt in „Nothingwood“. Und zwar zeigt sie den in Afghanistan arbeitenden Regisseur Salim Schaheen, der dort äußerst populär ist und keine Tabus kennt. Der „afghanische Bud Spencer“ versucht eine Mikro-Entertainment-Industrie aus dem Boden zu stampfen: «Es gibt Hollywood und es gibt Bollywood», sagt Shaheen einmal im Film: «Und dann gibt es noch Nothingwood. Das ist hier, denn hier gibt es kein Geld.» In Anwesenheit von Sonia Kronlund.
Vorstellungen: Freitag, 27. Oktober, 15:30 Uhr, Metro Kino
Samstag, 28. Oktober, 20:30 Uhr, Stadtkino im Künstlerhaus

"For Ahkeem" von Jeremy S. Levine und Landon Van Soest

Die 17-jährige Daje ist von der Schule geflogen und bekommt an einer anderen Schule noch eine Chance. Doch neben den alltäglichen Problemen einer normalen 17-jährigen muss die Jugendliche im Kosmos einer jungen schwarzen Frau in St. Louis, Missouri, unweit von Ferguson, zurechtkommen. Auf ihrem Schulheft sieht man Namen ihrer Freunde, dahinter ein R.I.P. und ein frisches Datum und schwanger ist sie auch noch. Die Wege scheinen vorgezeichnet. Doch Daje scheint weder Opfer noch Musterschülerin zu sein und zeigt als beeindruckende Protagonistin dieser wunderbaren Doku wie wacker sie sich ihren Weg erkämpft und sich nicht unterkriegen lässt – entgegen jeglichen Klischees.
Vorstellungen: Montag, 30. Oktober, 13:00 Uhr, Metro Kino
Mittwoch, 1. November, 16:00 Uhr, Urania

Viennale
© © Viennale

Das gesamte Programm, weitere Infos zu den Kinos sowie Tickets gibt es unter www.viennale.at. Hier gibt es alle Infos zur Hommage an den Verstorbenen Viennale-Direktor Hans Hurch.

Im Video: Kino als Erziehungsinstrument