"Fest der Pferde": Emotionaler Abschied von E.T. und Apricot rührte Simon zu Tränen

Ausnahmereiter gerührt: "Es war ein Lebensabschnitt" Deutscher Sloothaak wiederholte Grand-Prix-Sieg

Es war wohl der emotionalste Moment in der 19-jährigen Geschichte des "Fest der Pferde" in der Wiener Stadthalle: Knapp eine Stunde vor Beginn des Mercedes-Grand-Prix wurden am Montag Abend die Erfolgspferde von Hugo Simon, der 17-jährige E.T. F.R.H und der 20-jährige Apricot D, offiziell mit dem letzten Zapfenstreich und dem unvermeidlichen "Time to say goodbye" in den Ruhestand verabschiedet.

Sämtliche Turnier-Reiter bildeten ein Spalier als Hugo auf E.T. und dessen Pflegerin, Margit Herzau, auf Apricot unter stürmischem Applaus und Standing Ovations die letzten Sprünge ihres Lebens absolvierten.

Zuvor waren zwei Höhepunkte aus dem "Pferdeleben" der beiden Vierbeiner auf Video gezeigt worden: Simons Ritt mit Apricot bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona, der einen Hauptanteil an der bisher einzigen Olympiamedaille im Springreiten für Österreich (Mannschafts-Silber) gehabt hat, sowie das letzte Antreten von Simon mit E.T. im vergangenen Jänner beim Grand-Prix in Münster, den er beinahe selbstverständlich im Stechen gewonnen hat. Rund 3,2 Millionen Euro hat E.T. eingesprungen. Eine Summe, die weltweit einzigartig ist.

"Für mich ist E.T. das größte Pferd aller Zeiten. Er war auch immer das Sweetheart von allen und es war ein Vergnügen, ihn springen zu sehen", kommentierte Nelson Pessoa unter Anderen den Abgang des Ausnahmepferds via Videobotschaft. Der "Außerirdische" selbst stellte sich nach seinem letzten Sprung noch einmal auf die Hinterbeine.

Hugo Simon selbst fehlten die Worte: "Ich muss sagen.. - es war ein Lebensabschnitt", meinte der 62-Jährige unter Tränen. Simons Pferde werden ihr Gnadenbrot auf der hauseigenen Koppel erhalten, und sind ja nun Eigentum der Pflegerin. "Ich kann sie ja weiter von meinem Büro aus beobachten und meine Freude mit ihnen haben", hatte der dreifache Weltcup-Gesamtsieger schon im Vorfeld gesagt. Nach der Verabschiedung blieb dem rüstigen Evergreen nicht viel Zeit, alten Zeiten nachzutrauern. "Es war sehr schön gemacht, aber ich bin froh, dass es vorbei ist", meinte er nur kurz und ging Richtung Stall. Schließlich ging es im Mercedes-Grand-Prix auf Conquest of Paradiso wieder um eine gute Platzierung.

Deutscher Sloothaak wiederholte Grand-Prix-Sieg
Franke Sloothaak hat am Montag zum Abschluss des 19. Fest der Pferde in der Wiener Stadthalle mit Sundance den Mercedes-Grand-Prix gewonnen. Der deutsche Ex-Weltmeister wiederholte damit seinen Erfolg vom Vorjahr (damals mit Sheila) und verhinderte den insgesamt vierten Erfolg von Publikumsliebling Hugo Simon im Großen Preis. Der 62-Jährige Österreicher war im Stechen mit Conquest of Paradiso ebenfalls fehlerfrei geblieben, doch die um 1,88 Sekunden schnellere Zeit entschied für Sloothaak. Simon war nach dem für ihn so emotionalen Tag, an dem er zuvor seinen E.T. in der ausverkauften Stadthalle in den Ruhestand verabschiedet hatte, jedoch auch mit Rang zwei zufrieden.

Sloothaak sicherte sich mit dem Sieg in dem von 15 Reitern bestrittenen Stechen auf seinem neunjährigen Oldenburger Wallach die Schlüssel für einen über 33.000 Euro teuren Mercedes der C-Klasse, Simon erhielt 12.000 Euro. "Dass Conquest of Paradiso schon so mitzieht, habe ich nicht erwartet. Aber eine so enge Wendung wie Franke konnte ich ihm nicht zumuten", sagte Simon über sein neues Spitzenpferd, einen neunjährigen Hannoveraner Wallach.

Insgesamt drei der 14 angetretenen Österreicher hatten sich für die Entscheidung qualifiziert. Sehr stark präsentierte sich auch Thomas Frühmann, der Sportdirektor des Turniers, mit seiner neuen Hoffnung The Sixth Sense. Der dreifache GP-Sieger in der Stadthalle (mit Grandeur) ging mit dem achtjährigen Westfalen auf Zeit, doch nach einem Abwurf gab es Platz fünf statt Rang zwei. Ebenfalls nur einen Abwurf im Stechen verzeichnete Tatjana Freytag von Loringhoven auf Pialotta, die in Monaco lebende Studentin belegte in dem starken Feld Rang neun.

Gerfried Puck, der bestplatzierte Österreicher in der Weltrangliste (48.), scheiterte hingegen im Grundparcours auf seinem Toppferd S+L Bleeker eingangs der Zweierkombination. "Da war ich etwas zu dicht. Schade, denn ich hatte mir viel vorgenommen", sagte der 31-jährige Kärntner, der vor Staatsmeister Anton Martin Bauer Rang 18 belegte. Auch der frühere Weltranglisten-Erste und heurige Aachen-Sieger Markus Fuchs (SUI/17.) hatte auf La Toya das Stechen verpasst.

Ergebnis "Grand Prix"

1. Franke Sloothaak GER Sundance 0/36,50
2. Hugo Simon AUT Conquest of Paradiso 0/38,38
3. Heinrich-Wilhelm Johannsmann GER Potsdam 0/38,62
4. Jaime Guerra MEX Splendid v.d. Heffink 0/41,12
5. Thomas Frühmann AUT The Sixth Sense 4/37,32
6. Thomas Schepers GER Capital 4/37,84
7. Beat Mändli SUI Indigo 4/38,00
8. William Funell GBR Traxdata Carnavelley 4/38,61
9. Tatjana Freytag von Loringhoven AUT Pialotta 4/41,94
10. Ulrich Kirchhoff GER Damhus Carino 4/42,24
weiter:
18. Gerfried Puck AUT S+L 11th and Bleeker 4/71,74
19. Anton Martin Bauer AUT Remus First in Seconds 4/71,93
20. Peter Weszits AUT Rascal 4/72,00
26. Andreas Kottner AUT Ludwig 4/75,31

(apa)