Ein "Falstaff" wie aus dem Museum

Neuproduktion von Verdis "Falstaff" versinkt im Historismus an der Wiener Staatsoper

Gefälligkeit und Gediegenheit sind in der Kunst meistens Garanten für Langeweile, wie die Neuproduktion von Giuseppe Verdis letzter Oper "Falstaff" zeigt. Regisseur David McVicar erzählte Shakespeares Komödie historisierend und pointenfrei. Daran konnten auch der Routinier Zubin Mehta am Pult und der souveräne Titeldarsteller Ambrogio Maestri wenig ändern.

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Falstaff © Bild: Michael Poehn

In einer, dem Verfall anheimfallenden Hütte logiert der mittellose Bonvivant Sir John Falstaff umgeben von seinem Gefolge, das Victor Hugos „Elenden“ entstiegen sein könnte. Charles Edwards’ Bühnenbild drückt wie Senkblei auf das Geschehen, das David McVicar wie einen gediegenen Mantel- und Degenfilm aus den Fünfzigerjahren abspielen lässt.

Shakespeares Komödie verkommt dabei zum Rahmen für bewegte Bilder, sogenannte Tableaux vivants, die jede Pointe, vor allem auch musikalische, in Samt, Seide und Fetzen ersticken. Personenführung wird hier mit höchster Ökonomie betrieben. In schweren Kostümen pflegt man vornehmlich Rampentheater wie aus einem fernen Jahrhundert. Dementsprechend wird auch mit sparsamen Ausdruck agiert und gesungen.

Falstaff
© Michael Poehn

Da hilft es auch wenig, dass Ambrogio Maestri, der Falstaff der Gegenwart, der demnächst seine 250. Vorstellung in dieser Partie singt, im Zentrum prangt. Mit seinem klaren Bariton füllt er die Partie souverän und gediegen aus. Ludovic Tezier überzeugte im Rollendebüt als Ford ansehnlich und ausdrucksvoll mit seinem feinsinnig geführten Bariton. Thomas Ebenstein (Cajus) und Paolo Fanale (Fenton) absolvierten ihre Partien mit Anstand. Herwig Peccoraro (Bardolfo) ergänzte professionell.

Im Damenensemble, das in einer cineastischen Umsetzung bestens bestehen würde, überwog der Schönklang. Beflissen zeigte Carmen Giannattasio mit zartem Sopran Alice Ford. Lilly Jörstad (Meg) und Hila Fahima (Nannetta) ergänzen dementsprechend. Marie-Nicole Lemieux ringt um ein geringes Quantum an Witz.

Klug und routiniert führt Zubin Mehta führt durch die Partitur und verlässt sich dabei auf den Klang der Wiener Philharmoniker. Weshalb sich der musikalische Funke jedoch trotz einiger funkelnder Momente nicht entzündet, mag an der Schwere der Inszenierung liegen.

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