Kurioses Wissen
rund ums Fahrrad

Warum man früher für den Radsport Peitschen brauchte und was die Etikette gebietet

Heute kann man es kaum mehr glauben, dass viele Menschen sich anfangs nicht vorstellen konnten, zur Fortbewegung dauerhaft die Füße vom Boden zu heben - das erschien als zu riskant. Wie sollte man das Gleichgewicht halten? Diese Sorge beschrieb später der Begriff "Balancierangst". Vielleicht eine weitere Erklärung für die Furcht: der schlechte Zustand vieler Wege.

von
Tag des Fahrrads - Kurioses Wissen
rund ums Fahrrad

Heute trainieren Kinder auf Laufrädern schnell und spielerisch, wie man auf zwei Rädern die Balance hält. Früher lernten die Menschen die Technik oft erst als Erwachsene. Und natürlich sind die Laufmaschinen und Räder von damals nicht mit denen von heute zu vergleichen, wenn es um Gewicht, Material und Komfort geht. Um ein Hochrad zu fahren, waren Übung und Mut erforderlich. Einfacher wurde es mit dem sogenannten Niederrad, bei dem man die Beine neben dem Rad auf die Erde bringen und sicher stehen bleiben konnte.

Peitschen und Verbote

Die Sitten waren schon zu Anfangszeiten des Fahrrads rau - es gab Konflikte zwischen Radfahrern, Fußgängern und Pferdekutschen. Schon sehr früh ergingen Verbote, wie es auch im Buch "Das Fahrrad - eine Kulturgeschichte" von Hans-Erhard Lessing heißt. In Mannheim war das Fahren mit Laufmaschinen auf dem Gehsteig demnach bereits im Dezember 1817 untersagt. Die Technik machte Fortschritte, die Verbote hielten mit: So habe in Köln von 1870 bis 1895 in der Innenstadt ein Fahrverbot bestanden. In dem Ausstellungskatalog "Das Fahrrad. Kultur, Technik, Mobilität" wird ein Zeitungsbericht aus Berlin zitiert, dass 1869 "nachts auf den breiten menschenleeren Trottoirs Unter den Linden einige Jünger des Velocipeds ihre nächtlichen Übungen treiben". In vielen Kommunen mussten sich laut Lessing Fahrer und Rad registrieren lassen. Radfahrer wussten auch, wie sie in die Offensive gehen konnten: Hunde wurden mit Peitschen abgewehrt, die einsatzbereit am Lenker hingen.

Frauen

Ein großes Problem für Frauen beim Radfahren waren zu Beginn die Kleider. Die Röcke mussten also kürzer werden, besonders mutige Damen trugen gleich Pumphosen. Das Fahrrad war zunächst ein Luxusgut, bis ins erste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts vor allem vom Bürgertum - vornehmlich von jungen Männern - genutzt. Den Frauen aus dieser Schicht habe das Rad eine "größere Bewegungsfreiheit" gebracht und sicherlich auch eine gewisse persönliche Unabhängigkeit. Es gab aber auch viele Anfeindungen gegen die wagemutigen Damen.

Kette, Sattel, Schuhe

Der Verschleiß bei dem wohl wichtigsten Radrennen der Welt, der Tour de France, ist enorm. So hält eine Fahrradkette, die ungefähr 250 Gramm wiegt, bei den Profis etwa eine Woche - dann wird sie ausgetauscht. In diesem Jahr startet die Rundfahrt am 1. Juli in Düsseldorf, nach etwa 3.500 Kilometern kommt die Tour am 23. Juli in Paris an. Besonders wichtig für die Fahrer: Den stark beanspruchten Hintern zu schonen - dafür ist ein guter Sattel unverzichtbar. Ihren Favoriten nehmen die Rennfahrer von Rad zu Rad mit. Die Profis passen zudem besonders auf ihre eingefahrenen Schuhe auf, bei den Torturen wollen sie sich nicht auch noch mit vermeidbaren Problemen an den Füßen quälen.

Etikette

Viele Rennradfahrer legen großen Wert auf Etikette und Aussehen. Dazu gehört, den Mantel des Reifens so zu montieren, dass der Markenname des Herstellers direkt über dem Ventil steht. Das hat auch praktische Gründe: Man findet das Ventil einfacher und bei einem Platten lässt sich das Loch schneller lokalisieren. Manche Enthusiasten wollen ihr Rennrad in einem möglichst puren Look halten: keine Tasche am Sattel, keine Luftpumpe am Rahmen und auf keinen Fall irgendwo Aufkleber anbringen. Radhosen sollten nach diesen ungeschriebenen Regeln immer schwarz sein, so passen sie zu jedem Trikot, Schmutz und Schmieröl machen kaum sichtbare Flecken. Die Bügel der Brille immer über den Riemen des Helms tragen: Bei einem Unfall soll die Brille sich möglichst nicht verhaken.

Kommentare