5 Erziehungs-"Fehler", die
Kindern in Wahrheit gut tun

Ohne Fehler kein Lernen: Ein kleiner Seitenhieb auf "Helikopter-Eltern"

Sie widmen ihre gesamte Aufmerksamkeit ihren Kindern und haben stets einen gesunden, biologischen Snack für ihren Augenstern in der Hosentasche: Die sogenannten "Helikopter-Eltern" lassen weniger "filiuszentrierte" Elternteile nicht selten an deren Fähigkeiten als Erzieher zweifeln. Eine Autorin macht eine gewagte These und erklärt, warum 5 Erziehungsweisen, die Helikopter-Eltern für leichtsinnig oder gar verantwortungslos halten, in Wahrheit förderlich für den Nachwuchs sein können.

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Leben und leben lassen - 5 Erziehungs-"Fehler", die
Kindern in Wahrheit gut tun

Zwang: Immer alles unter Kontrolle haben müssen

Rat: Lassen Sie die Dinge ab und zu aus dem Ruder laufen. "Natürlich hätten wir die Dinge gerne immer im Griff", sagt Botnick, "und vielleicht existieren wirklich Eltern, die ihren Kindern niemals erlauben, ihr Gemüse nicht aufzuessen oder zu viel zu fernsehen. Aber die Dinge auch einfach einmal laufen zu lassen - auch wenn Sie es einmal aus reiner Faulheit heraus tun - kann für ihr Kind um einiges gesünder sein, als keinen Fehler durchgehen zu lassen."

Konsequenz sei gut für die Erziehung, aber zu viel davon könne sich ganz leicht von Vorhersehbarkeit (die dem Kind Sicherheit gibt) in ein ewiges Genörgle verwandeln (das das Kind ganz schnell ignorieren lernt), erklärt die Erziehungsexpertin. "In der Erziehung braucht es Flexibilität und Kreativität, um dem Leben Würze zu geben." Man könne sich nicht jeden Tag aufs Neue an die gleichen Abläufe halten. Zum Beispiel beim Schlafengehen: Da käme gewiss eines Tages der Moment, wo man später als sonst nach Hause kommt und sich die Gutenachtgeschichte oder gar das Zähneputzen nicht mehr ausgeht. "Machen Sie sich keinen Kopf, nennen Sie es 'Zahnbürsten-Urlaub' und überraschen Sie Ihre Kinder mit einer ungewohnten 'Was-soll's-Attitüde', rät Botnick.

Zwang: Das Kind muss immer an erster Stelle kommen.

Rat: Manchmal müssen Sie Ihre Beziehung vorziehen.
Botnick schreibt: "Unsere Kinder müssen stets an erster Stelle stehen, richtig? Wir opfern alles und jeden für sie? Nicht wenn es um die Ehe bzw. Beziehung geht. Experten sagen, dass wir nicht nur unseren Partner, sondern auch unsere Kinder damit verletzen, wenn wir die Kleinen stets vorziehen. Schließlich hängt deren Stabilität von unserer ab, und wenn sich die Eltern streiten oder böse aufeinander sind, spüren das die Kinder sofort."

Manche Eltern würden stolz nebenbei erwähnen, dass sie ihre Kinder noch nie einem Babysitter überlassen haben, meint Botnick, manchmal sogar nicht einmal einem anderen Familienmitglied. Das zeige zwar eine Hingabe zum Elterndasein, aber auch, dass die Ehe vermutlich nicht die nötige Aufmerksamkeit bekomme, die sie braucht. "Wenn man einen Urlaub oder ein Wochenende ohne Kinder plant, fühlt man sich möglicherweise egoistisch, aber letztlich tut man seinen Kindern einen Gefallen und zeigt ihnen vor, wie eine gesunde Beziehung funktioniert", ist die Autorin überzeugt.

Vorwurf: Zu wenig Zeit für die Kinder haben

Rat: Tun Sie öfter einmal etwas für sich.
Eine Ergänzung dazu, die Ehe manchmal an erste Stelle zu stellen, sei es laut Botnick, auch andere Dinge im Leben zu haben, die wichtig für einen sind. Nicht dass man sich gleich 24 Stunden am Tag nur um sich selbst kümmern sollte, aber sich in der Arbeit oder im Softball-Verein zu engagieren, habe auch eine Vorbildwirkung für die Kinder. Wie sollten sie verstehen, warum außerschulische Aktivitäten, wie zum Beispiel Flöte spielen, wichtig für sie sind, wenn wir selbst keine Hobbys haben? Irgendwann - hoffentlich in ferner Zukunft - würden unsere Kids das Nest verlassen. Ein erfülltes, vitales Leben abseits der Mutterschaft zu haben, sei gut für uns und setze gleichzeitig ein Zeichen wirtschaftlicher Unabhängigkeit.

Vorwurf: Kinder gehören in ihr eigenes Bett

Rat: Lassen Sie sie ruhig bei ihnen schlafen.
Was Schlafgewohnheiten angeht, so Botnick, stünden oft zwei Dinge im ständigen Clinch miteinander: Was man dabei für richtig hält und was man tatsächlich tut. "Viele Menschen, mit denen ich in der Therapie arbeite, beichten mir - oft begleitet von großen Schuldgefühlen - dass ihre Teenager immer noch manchmal nachts zu ihnen ins Bett klettern, oder dass ihre Kleinkinder noch nie alleine in ihren 'Du-bis-jetzt-groß-genug-Betten' geschlafen haben."

Natürlich seien getrennte Betten prinzipiell gesünder für die Eltern-Kind-Beziehung, betont die Expertin, denn beide bekämen so einen besseren, durchgehenden Schlaf und die Kinder lernten dabei, selbst zur Ruhe zu kommen. Aber dieser Erziehungs-"Fehler" könne manchmal zur einer sehr süßen, liebevollen Eltern-Kind-Zeit avancieren. "Also pfeifen Sie manchmal einfach darauf", rät Botnick, "Kinder brauchen Abwechslung im Leben und Eltern sollten sich von Zeit zu Zeit erlauben, die Entscheidung zu treffen, die gerade passend erscheint, auch wenn es den selbst aufgestellten Regeln widerspricht. Wenn Sie Ihren Instinkten vertrauen und im Moment leben, haben Sie den meisten Spaß, erleben ein wohltuendes Chaos und werden mit wunderbaren Erinnerungen belohnt, die ein strenges Reglement nie hervorbringen könnte."

Vorwurf: Wie kann man Kinder nur ohne Aufsicht spielen lassen?

Rat: Lassen Sie Ihre Kinder Risiken eingehen. Vicki Botnick, Redakteurin bei "Good Therapy", schreibt: "Heutzutage haben Betten Geländer, damit unsere Kinder nicht aus ihnen herausfallen, Spielplätze verfügen über weiche Böden, damit sich die Kleinen ihre Köpfe nicht verletzten und man sieht fast keine Kinder mehr, die an den Straßen spielen. Doch was sind die Konsequenzen, wenn wir alle Gefahren aus den Leben unserer Kinder verbannen?"

Bei ihrer Antwort legt sie zunächst Augenmerk auf die positiven "Nebenwirkungen" von Risiken und Gefahren im Leben unserer Kinder: "Wenn Kinder sich Herausforderungen stellen, die strategisches Denken und Geschicklichkeit erfordern, so wie das Balancieren auf einer Mauer oder das Klettern auf Bäumen, entwickeln sie dabei einen ganzen Haufen neuer, wertvoller Fähigkeiten. Zum Beispiel selbständiges Denken. Darüber hinaus lernen die Kids Risiken abzuschätzen und stärken ihr Selbstbewusstsein, indem sie sich ihren Ängsten stellen und diese letztlich überwinden."

Viele kürzlich durchgeführte Studien würden beweisen, dass Kinder, die nie damit konfrontiert sind, Risiken einzugehen, verstärkt zu Depressionen und Angstzuständen neigen. Hier verweist Botnick auf die norwegische Autorin Ellen Sandseter, die in einem Schreiben von 2011 erklärte, wie wichtig die Nähe von Gefahren und Aufregungen für Kinder sei. Dazu zähle beispielsweise das Benutzen von komplizierten Werkzeugen und sogar das Spielen nahe einer Feuerstelle. Kinder würden in solchen Situationen erfinderisch und lernten, ihren Alltag so leichter zu meistern. Außerdem hätten sie weniger Angst, wenn sie sich neuen und anspruchsvollen Herausforderungen stellen.

"Wenn man also beschließt, sein Kind im Hinterhof ohne Beobachtung spielen zu lassen oder ein sechsjähriges Kind unbeaufsichtigt lässt, während man in der Küche das Essen zubereitet", schreibt Botnick, "sollte man sich keine Sorgen über die Meinung von anderen Leuten machen." Heutzutage werde es als grausam abgestempelt, ein Kind ohne vollständige Sicherheitsausrüstung Skateboard fahren zu lassen, aber vor 30 Jahren hätten es Kinder auch ohne geschafft. "Vielleicht sollten Sie Ihrem Instinkt vertrauen, auch wenn dieser dem heutigen Trend widerspricht, und darauf vertrauen, zu wissen, was gut für Ihr Kind ist - und es vielleicht ohne Sicherheitsnetz auf die alte Eiche klettern lassen."

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