Das Comeback des Jahres: Felix Gottwald
kehrt aus der Sportler-Pension zurück

NEWS: Kombinierer will noch einmal Olympia-Gold Nur wenige bisher in Comeback-Pläne eingeweiht

Momentan genießt er den Urlaub in Florida in vollen Zügen: „Weit weg – um richtig abschalten zu können und Kraft für neue Herausforderungen zu tanken!“, vermeldet Felix Gottwald auf seiner Homepage kryptisch. Aber in zwei Wochen, nach seiner Rückkehr, wird Österreichs erfolgreichster Olympiasportler aller Zeiten – insgesamt sechs Medaillen, darunter zweimal Gold bei den Spielen 2006 in Turin – die Katze aus dem Sack lassen.

Das Comeback des Jahres: Felix Gottwald
kehrt aus der Sportler-Pension zurück

Wie NEWS exklusiv im engsten Umfeld des ehemaligen Gesamtweltcupsiegers (2001) bestätigt wurde, kehrt der inzwischen 33-jährige Nordische Kombinierer zwei Jahre nach seinem Rücktritt im März 2007 in den Wettkampfsport zurück. Gottwalds erklärtes Ziel: eine Goldmedaille bei den Olympischen Winterspielen 2010 im kanadischen Vancouver (12. bis 28. Februar).

Im Österreichischen Skiverband wird das „Comeback des Jahres“ derzeit noch wie ein Staatsgeheimnis gehandelt. Nur Präsident Peter Schröcksnadel und der für die Kombinierer zuständige Nordische Direktor Toni Innauer sind bisher in Gottwalds Comeback-Pläne eingeweiht.

Geheimtraining in Rif
Als Erstes waren die neuen Ambitionen des Ausnahmeathleten im „Heeres-Leistungssport-Zentrum“ in Rif bei Salzburg aufgefallen. Seit Anfang des Jahres tauchte Gottwald dort immer regelmäßiger auf und spulte ein beinhartes Konditionsprogramm ab. Ein Heeressportler zu NEWS: „Uns war bei seinen Trainingsumfängen bald klar, dass es Felix nicht um das übliche ‚Abtrainieren‘ nach einer Karriere im Spitzensport geht, sondern dass er es anscheinend noch einmal wissen will.“ Ein weiteres Indiz: Bei Gottwalds „Aktivurlaub“ in Florida ist ausgerechnet Günther Chromecek mit von der Partie. Der 46-jährige Salzburger ist der „Vater“ des rot-weiß-roten Kombinierer-Wunders, machte seinen „Lieblingsschüler“ nicht nur zum Doppelolympiasieger, sondern holte 2003 auch das erste Team-Gold für Österreich bei der WM in Val di Fiemme.

Trainer und Lebensmensch
Die Beziehung zwischen Felix Gottwald und Günther Chromecek geht weit über das normale Athleten-Trainer-Verhältnis hinaus. In seiner im Oktober 2008 erschienenen Autobiografie „Ein Tag in meinem Leben“ schreibt Gottwald über den langjährigen „Weggefährten“: „Er war für mich immer mehr als mein Trainer. Er war von Beginn an ein Mensch, zu dem es mich einfach hinzog. Ich fühlte mich einfach wohl in seiner Umgebung und hatte immer das Gefühl, etwas lernen zu können. Ja sogar etwas zu versäumen, wenn ich nicht an seiner Seite war.“ Nach der Olympiasaison 2005/06 war Chromecek nach zehn Jahren als Cheftrainer der ÖSV-Kombinierer zurückgetreten und hatte als Manager im Golfklub Goldegg angeheuert. Im Sommer 2008 zog es den „Goldschmied“ dann in den Spitzensport zurück, und er wurde Trainer der Schweizer Nachwuchsspringer. Jetzt soll Chromecek als „persönlicher Trainer“ von Felix Gottwald in den ÖSV zurückkehren.

Ganz persönliche Wege
Bei den Gesprächen mit ÖSV-Direktor Innauer hat sich Gottwald nicht nur das O. K. für Chromecek als seinen „Privattrainer“ geholt, sondern auch die Zusage, dass er in seinem „Comeback-Jahr“ so wie früher schon im Training seinen ganz persönlichen Weg gehen darf. Denn der Doppelolympiasieger hatte sich in den letzten Jahren seiner „ersten Karriere“ von den üblichen Trainingsplänen weitgehend abgekoppelt: „Mir ging es darum, mein intuitives Training weiter zu forcieren“, schreibt Gottwald in seiner Biografie: „Was ich mir auf keinen Fall mehr antun wollte, war, mein Training strikten Trainingsplänen oder dem rigiden Zepter der Sportwissenschaft zu unterwerfen.“ Der gerade erst bestellte neue Cheftrainer der ÖSV-Kombinierer, der Norweger Baard Jörgen Elden, soll mit dieser „Ausnahmeregelung“ für Gottwald einverstanden sein.

Der Todd-Lodwick-Faktor
Den letzten Anstoß für sein Comeback hat Felix Gottwald aber wahrscheinlich im Februar bei der Nordischen Ski-WM in Liberec bekommen, als er für den ORF als Kokommentator für die Kombinationsbewerbe unterwegs war und angesichts der Leistungen von Doppelweltmeister Todd Lodwick so wie alle anderen Experten aus dem Staunen nicht mehr herauskam: Denn der bald 33-jährige US-Amerikaner hatte ein Jahr vor Gottwald die Karriere beendet und war nach fast dreijähriger Pause im vergangenen Winter erfolgreicher denn je in den Kombinierer-Weltcup zurückgekommen. Etwas, das sich Felix Gottwald nun ganz offensichtlich auch selbst zutraut.

Tino Teller