"Sex spielt im Leben eine Rolle"

Der James Bond-Darsteller über Sex, Macht und die cineastische Zukunft der 007-Reihe

Der Altmeister der distinguierten Mitbürgermeuchelung hat es 2012 allen gezeigt: Nicht nur, dass „Skyfall“ von der Kritik gefeiert wurde wie sonst nur Arthouse-Extravaganzen, positionierte sich der düstere, durch-ästhetisierte Bond auch an der Kassa: 951 Millionen Dollar weltweit, 751.361 Besucher in Österreich – und daheim in England mit 166 Millionen Euro in 40 Tagen erfolgreichster Film aller Zeiten. Daniel Craig, 44, wird schon vor Sean Connery gereiht und soll, für kolportierte 50 Millionen, noch zweimal antreten. Das NEWS-Interview zum Film des Jahres.

von Daniel Craig © Bild: EPA/Andy Rain

NEWS: Dieser Bond ist besonders düster. Reizte Sie das?
Daniel Craig: Er ist hier ein Zerrissener. Man sieht ihn sogar anfangs an der Flasche hängen. Trotzdem ist es kein Kunstfilm, sondern ein Actionfilm. Und es ist Bond: Nie wird es vorkommen, dass er unter der Last seiner Gefühle niederbricht. Das ist ja das Tolle an Bond: Er geht k. o. und steht immer wieder auf.

NEWS: Wie schätzen Sie Ihren Kollegen Javier Bardem, den Bösewicht, ein?
Daniel Craig: Einer der Besten der Welt. Was er hier brillant gemacht hat: der Rolle einen Realismus und eine Bosheit zu verleihen, die verstört. Nennen wir es Perversion. Dennoch bleibt immer klar, dass wir uns in einem Bond befinden. Er hat einen klassischen Bond-Bösewicht erschaffen.

NEWS: Ihrer gemeinsamen Szene wurde ein homosexueller Subtext nachgesagt.
Daniel Craig: So ein Weltbild ist mir völlig fremd. Nur die Presse will mit solchen Schlagzeilen Erregung erzeugen. Bardems Figur ist nicht schwul, sie so darzustellen, kurzsichtig. Er spielt einen Machtmenschen. Bei Macht geht es auch um Sex, bei Sex um Macht. Wie Sex im ganzen Leben eine ­Rolle spielt. Was diese Szene interessant macht, ist, wie wir versuchen, uns gegenseitig fertigzumachen. Macht übereinander zu erlangen. Dass es die Presse notwendig hat, sich auf so was zu stürzen, ist verdammt kindisch. Was Bardem mit dem Text gemacht hat, war toll, ich hoffe, die Leute verstehen den Humor und lachen.

NEWS: Wie lange wird es Bond noch geben?
Daniel Craig: Vorhersagen sind unmöglich. Das Filmgeschäft ist zu unbeständig. Vor vier Jahren sah es aus, als wäre Bond am Ende. Wer weiß? Anfangs waren bei diesem Film aus juristischen Gründen sogar nur Geheimtreffen zwischen mir und Regisseur Mendes möglich.

NEWS: Man spricht von Ihnen schon als bestem Bond.
Daniel Craig: Man hat mir die Chance gegeben, Bond neu zu erfinden. Das ist eine große Ehre, ich danke für die Blumen. Aber Bond hat 50 Jahre auf dem ­Buckel und Sean Connery eine wunderbare Figur kreiert. Bond bietet eine derart reiche Palette kreativer Leistungen, da bin ich doch nur ein kleines Rädchen.

NEWS: Ist die Queen Bond-Fan?
Daniel Craig: Ich konnte sie nicht ausfragen, sie ist die Queen! Aber sie schien zu wissen, wer ich bin. Und es ist schon so: Bond öffnet Türen.

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