Wer ist
Cesar Sampson?

Der österreichische Song Contest-Starter im "Vorstellungsgespräch"

Nach dem fulminanten Sieg von Conchita Wurst im Jahr 2014 ist Cesar Sampson der vierte Teilnehmer, der versucht, den Song Contest erneut mit einem Sieg nach Österreich zurückzuholen. „Cesar wer?“, fragen sich viele, die von dem Musiker wohl noch nie gehört haben. Dabei ist der 34-Jährige in der Branche kein Unbekannter. News.at hat den Austro-Starter für Portugal zum „Vorstellungsgespräch“ getroffen.

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News.at: Cesar Sampson, würdest du dich kurz vorstellen?
Cesar Sampson: Ich bin in Linz geboren, habe aber den Großteil meines Lebens in Wien (Umgebung) verbracht. Ich bin mit professioneller Musik und Performance aufgewachsen, denn mein Vater ist Choreograph und Tanzlehrer, meine Mutter ist Komponistin, Pianistin und Sängerin. Ich war an professionellen Produktionen beteiligt, so früh ich denken kann. Meine Mutter hat mir mit nur vier oder fünf Jahren die neuesten Sachen vorgespielt und mich um mein Feedback gebeten. Das war ein wöchentliches Spiel. Mit zehn habe ich angefangen, mein erstes Instrument zu erlernen: Percussions. Alle Schlaginstrumente. Was aber nicht der Schwerpunkt meines Talents war, denn ich war einfach ein Groover, ich habe ein natürliches Gefühl für Groove gehabt. Das Singen ist dann erst viel später passiert.

Dennoch bist du zunächst Sozialarbeiter geworden…
Ich habe bis 20 oder 21 als Sänger gearbeitet, aber das war mir alles zu einseitig, ich habe mich als Künstler nicht mehr gespürt. Das war nur noch Show. Also dachte ich mir, jetzt mache ich was anderes, Etwas, wo ich anderen was bringe, wo ich anderen von Nutzen bin und so habe ich mich rein gestürzt in das Sozialarbeitertum und eine Leidenschaft für mich entdeckt. Ich habe dann etwa fünf Jahre lang mit Menschen mit Behinderungen gearbeitet.

»Ich habe mich fünf Jahre lang aufgeopfert für andere Leute«

Wie kam das Comeback zur Musik?
Ich bin nicht direkt zurück zur Musik, sondern über den Körper. Ich habe mich fünf Jahre lang aufgeopfert für andere Leute und habe mich in den Hintergrund gestellt. Dann habe ich gemerkt, mein Körper zeigt mir auf, ich muss mich jetzt mit ihm beschäftigen und habe angefangen, mich sehr eingehend mit Ernährung und Bewegung zu befassen. Dann habe ich als Einzeltrainer, Therapeut und Strength- und Conditioning-Coach angefangen zu arbeiten. Nach sieben Jahren hat sich diese Phase einem Break zugewandt und erst in den letzten zwei Jahren ist die Musik wieder stark in den Vordergrund getreten.

Der Song Contest ist kein Neuland für dich. Du warst schon hinter den Kulissen (zum Beispiel als Produzent für den diesjährigen Bulgarien-Beitrag, der den zweiten Platz belegte) tätig. Was hast du daraus für deinen eigenen Antritt als Teilnehmer mitnehmen können?
In erster Linie habe ich die tollen Möglichkeiten mitgenommen, die es, für mich als jemand, der viel in der Verwirklichung von kreativen Konzepten gearbeitet hat, gibt. Das Audiovisuelle in dem ich nie wirklich gedacht habe.
Und dann im praktischen Sinne natürlich der Alltag des ESC. Zwei Jahre habe ich mich eingehend damit befasst, wir waren ja Betreuer unserer Künstler dort. Da ging es auch darum: Wie halten wir den Künstler leistungsfähig, wie halten wir ihn mental frisch? Welche Sachen sollte er machen, welche Sachen sind übertrieben? Das sind natürlich Dinge, die ich jetzt nutzen kann.

Wieso nun der Schritt auf die Bühne?
Ich war zwar Produzent, Backing-Sänger und Coach, aber man wusste, dass ich eigentlich Performer bin. Das konnte ich gar nicht bremsen, dass sich das herumgesprochen hat. Irgendwann hat mich aus jeder Richtung jemand angesprochen und gefragt, warum ich nicht selbst etwas mache, es sei ein bisschen früh für mich nur hinter den Kulissen zu sein. Letztes Jahr ist es dann schon fast dazu gekommen, dass ich angetreten bin…

Woran ist es gescheitert?
Wir haben in allerletzter Sekunde ein Demo verfasst, womit wir zwar in die finale Erwägung gezogen worden sind, aber das Lied hätten wir noch ein bisschen arbeiten lassen müssen, dass es sich wirklich durchgesetzt hätte. Ich bin aber froh, denn so konnten wir uns jetzt lang darauf vorbereiten und an alle Aspekte denken.

Was erwartest du dir vom Song Contest? Was ist dein Ziel?
Ich lebe nicht nach Erwartungen. Ich bin nicht im „klassischen Sinn“ ambitioniert, dass ich sage, ich muss das und das erreichen. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass wir Qualitätsware abliefern. Mein Team ist äußerst versiert, ich bin äußerst erfahren und da steht nichts im Weg, dass man ein gutes Resultat erzielt.

»Wenn dieses Lied null Punkte kriegt, dann ist das der beste ESC mit dem stärksten Feld in der Geschichte.«

Hast du Angst vor einem Schicksal à la Makemakes (null Punkte)?
Nein, diese Angst hab ich nicht. Weil wenn dieses Lied, das jetzt schon da ist, null Punkte kriegt, dann ist das der beste ESC mit dem stärksten Feld in der Geschichte des ESC.

War das Lied der Makemakes nicht gut?
Mir hat es gut gefallen, es hat nicht verdient, null Punkte zu bekommen. Ich glaube, da kommt dazu, dass der ESC gerade gehostet worden ist in Österreich und dass niemand dasselbe Land wieder an die Spitze hebt. Aber dem ist ja jetzt nicht so, wir kommen nicht aus einem Sieg Österreichs und deshalb glaube ich, dass unser Lied realistisch bewertet werden kann – und wird.

Gibt es den Song schon? In welche Richtung wird es gehen?
Ja. Ich will mich nicht festlegen, aber grundsätzlich will ich sagen, es ist keine Ballade, damit die ersten Sorgen wegfallen (lacht). Es ist ein Lied, das mir entspricht, es hat Mid-Tempo und den Rest würde ich euch gerne dann kondensiert in perfekter Ausführung zeigen.

Wer ist dein Song Contest-Vorbild?
Jamala aus der Ukraine, weil sie es geschafft hat, ihre künstlerische Identität in eine Linie zu bringen mit dem Charakter von Eurovision. Sie war äußerst authentisch, hat aber dennoch ein Lied gemacht, das Leute mitreißt und das ist das erklärte Ziel.

Und aus Österreich?
Da hat mir die Conchita sehr gefallen. Weil mir das Lied und sein Arrangement sehr gut gefällt. Der Beitrag gehört nicht reduziert auf die Bühnenfigur, die Conchita darstellt, sondern man kann ihn auch als Song gut bewerten.

»Das bisschen 'silly' darf auf keinen Fall verloren gehen«

Stört es dich nicht, als jemand, der als Musiker ernst genommen werden will, bei der „Trash“-Veranstaltung wie dem ESC mitzumachen?
Ich finde, es ist eine hochprofessionelle Maschinerie, wenn man sieht auf welchem Niveau die Übertragung stattfindet. Und das bisschen „silly“, dass dort herrscht, also dass man auch auf „silly“ machen darf, soll auf keinen Fall verloren gehen. Es gibt auch hochsophisticated Sachen dort und beide dürfen koexistieren. Das ist ein cooler Aspekt und hält die Tür offen für Künstler, dass man alles probieren darf und es kein Diktat gibt, was akzeptierbar ist.

Hast du Angst, dass du dann immer der sein wirst, „der einmal beim Song Contest war“?
Ich bin der Meinung, dass wenn ich was mache, was supercool ist und man googelt es und sieht diesen Auftritt, dann ist es völlig egal, wo ich den Auftritt gemacht habe.

Wann und wo kann man dich live sehen? Wird es auch ein Album geben?
Es gibt einen Plan für ein Album, aber da hetze ich mich nicht. Wir haben konkrete Vorstellungen, dass wir den Leuten nächstes Jahr Live-Darbietungen zugänglich machen, aber da kann ich noch keine genauen Daten nennen. Es wird aber vor dem Song Contest sein.