Carsharing schont Umwelt und Geldbörse: Wiener Stadregierung arbeitet an Konzept

In Deutschland bereits seit Ende der 1990er Jahre 190.000 deutsche Fahrberechtigte nutzen das Service

Die Wiener Stadtregierung bereitet ein groß angelegtes Carsharing-Projekt vor. Dabei blickt man nach Deutschland, wo es Carsharing bereits seit 1988 gibt. Damals wurde in Berlin die erste Organisation gegründet. Heute gibt es 128 Organisationen in ganz Deutschland, vom kleinen Verein über GesmbHs bis zu AGs. Und die Branche wächst weiter.

Carsharing schont Umwelt und Geldbörse: Wiener Stadregierung arbeitet an Konzept
© Bild: dpa/von Erichson

Kommunen selbst betreiben in Deutschland kein Carsharing. Lediglich Stadtwerke sind vereinzelt daran beteiligt, wie etwa seit kurzem jene von Osnabrück oder die Straßenbahn von Hagen, sagt Gabi Lambrecht vom Bundesverband Car Sharing, den es in dieser Form seit 13 Jahren gibt, gegenüber der APA.

5.000 Fahrzeuge stehen für das "Autoteilen" zur Verfügung. 190.000 Fahrberechtigte sind in den diversen Organisationen eingeschrieben. Das Prinzip dahinter ist überall gleich und denkbar einfach: Man meldet sich an, erhält eine Kundennummer und damit über die Homepage des Anbieters Zugriff auf dessen Fuhrpark. "Es ist eine Branche, die stetig wächst", sagt Lambrecht.

Preise variieren
Bei den verschiedenen Angeboten müssen die Kunden unterschiedliche Preise entrichten. Die meisten Anbieter verlangen eine Sicherheitsleistung, teilweise werden eine Anmeldegebühr und ein Mitgliedsbeitrag eingehoben, der im Monat zwischen sechs und zehn Euro liegt. "Die Idee ist eine umwelt- und verkehrsentlastende Wirkung", sagt Lambrecht. Carsharing sei ein System, das aufgrund der permanenten Kostentransparenz zu weniger Autofahren erziehe: "Jeder Kunde entscheidet sich in jedem Moment für das richtige Verkehrsmittel."

Und das könne in manchen Fällen statt des Autos die Bahn oder der Bus sein. Verschiedene Studien hätten die Verminderung von Autofahrten durch Carsharing bereits nachgewiesen. Auch Firmen widmen sich diesem bereits: Die Deutsche Bahn bietet es unter dem Titel "Flinkster", beginnend in Köln, an. Die Daimler AG hat "Car2go" in Ulm geschaffen, mit Autos, die man nach Ende der Fahrt einfach abstellen kann und nicht an den Abholpunkt zurückbringen muss. Dieses Angebot führt das Unternehmen ab März auch in Hamburg ein. "Eine Art Selbstfahrer-Taxi" nennt es Gabi Lambrecht, die sich nicht sicher ist, ob dieses Angebot tatsächlich zum Carsharing zu rechnen ist. "Es hat nämlich nur einen Zeit-, aber keinen Kilometertarif", begründet sie ihre Skepsis.

Dichtestes Carsharing-Netz in der Schweiz
Der Dachverband in Berlin hält Kontakt zu den Autoherstellern und Versicherungen, handelt etwa mit diesen gute Konditionen aus, und betreibt Lobbyarbeit in der Politik, insbesondere um eine Grundlage für Stellplätze von Fahrzeugen im öffentlichen Raum zu schaffen. Das dichteste Netz besteht in der Schweiz, wo es laut Lambrecht in jedem Ort und an jedem Bahnhof mindestens ein Carsharing-Fahrzeug gibt. Auch Belgien soll sich in dieser Hinsicht stark entwickeln, Brüssel sei beim Carsharing geradezu "explodiert".

(apa/red)