Doch der erste Schein trügt. Was Herbert Fritschs augenfreundliche Bühne verspricht, hält seine Inszenierung nicht. Er presst das Verwirrspiel um zwei Zwillingsbrüderpaare, die einander nach zwanzig Jahren in der Stadt Ephesus wiederfinden, in seine präzise Partitur. Wie Puppen staksen die Figuren in Kostümen (Bettina Helmi), die wie aus Alices Wunderland anmuten, über die Bühne, jede Geste, jedes, meist übertriebene Mienenspiel scheint millimetergenau geplant und einstudiert. Shakespeares Pointen können sich jedoch in dem Spiel nicht entfalten. Von den Darstellern ist ein Höchstmaß an Virtuosität gefordert. Das wird auch eingelöst. Man spricht in Rekordtempo bis sich die Verse in unverständliches Gemurmel oder Gebrumme wandelt. Slapstik-Einlagen, wie man sie aus Stummfilmen kennt, werden bis zum Überdruss praktiziert. Man läuft mit dem Kopf gegen die Wand, schlägt um sich oder fällt einfach um. Wort- und Körperakrobatik lassen die komplizierte Handlung nur vage erkennen. Darauf verstehen sich die Fritsch-Darsteller Sebastian Blomberg (Antipholus von Ephesus und Antipholus von Syrakus) und Simon Jensen (die beiden Dromios) zwar, lassen aber keine wahrhaftige Komik zu.
Dass die Schauspieler des Burgtheaterensembles Petra Morzé, Dorothee Hartinger, Stefanie Dvorak, Mavie Hörbiger, Klaus Pohl, Michael Masula und Falk Rockstroh das schematische Konzept mit echtem Leben erfüllen, tut gut, kann aber Shakespeares Pointen auch nicht an die Oberfläche befördern. Dirk Nocker und Merlin Sandmeyer, der als Kerkermeister Turnübungen absolviert, für die man die Kondition eines Athleten braucht, komplettieren das Ensemble.
Fritsch setzt auf die Wiederholung seines immer gleichen, in den Anfängen faszinierenden Theater-Designs. Was bleibt, ist die Hoffnung auf Weiterentwicklung.