Teufel aus Not

"Breaking Bad": Die kultige Serie vor dem großen Finale unter der Lupe

Seit Wochen wird die Spannung immer größer: Wie wird es bloß enden? Die Rede ist von „Breaking Bad“, der von den Kritikerin hochgelobten Serie rund um Walter White und dem Meth-Imperium von Albuquerque. Gestern ist die erste Folge des zweiten Teils von Final-Staffel fünf über die US-Bildschirme geflimmert, morgen ist sie auch hierzulande (allerdings im Originalton) zu sehen. Ist es der Auftakt zu Walters Tod gewesen? Die Fangemeinde rätselt, wettet und zittert nervös vor dem TV-Gerät. Zeit, die brillante Show von Vince Gilligan genauer unter die Lupe zu nehmen.

von Breaking BAd © Bild: AMC

Worum geht es?

Walter White ist ein einfacher und unscheinbarer Chemielehrer, in seinem Fach ein Genie, aber sonst eher der große Loser. Im Nebenjob arbeitet er bei einer Autowaschanlage, wo er von Schülern gedemütigt wird. Zuhause warten Frau Skyler und sein körperlich behinderter Sohn Walt Jr. auf ihn. Das Geld ist knapp und Skyler eröffnet ihrem Gatten, dass sie ein zweites Mal schwanger ist, als Walter bei einem Arztbesuch erfährt, dass er an Lungenkrebs im Endstadion leidet. Um seine Familie finanziell noch vor seinem Tod abzusichern, entscheidet er, sein chemisches Wissen gewinnbringend einzusetzen und das Rauschmittel Meth herzustellen.

Worum geht es wirklich?

Um die Verwandlung des unscheinbaren Prügelknaben zum harten Drogenboss. Richtig leid tut einem Walter White zu Beginn. Und dann hat er auch noch Krebs. Die Lage könnte aussichtsloser nicht sein. Doch er steigt ins Drogengeschäft ein, nutzt sein brillantes Chemie-Gehirn und fabriziert das beste, klarste und blauste Chrystal Meth, das Albuquerque oder wohl die ganze Welt je gesehen hat. Das macht er allerdings nicht allein, sondern mit seinem gutherzigen, aber enorm impulsiven und selbst drogensüchtigen Partner Jesse, der einst sein Schüler war. Da liegt es auf der Hand, dass nicht alles immer reibungslos verläuft. Zusätzlich erschwert Schwager Hank Walts Leben im Drogenbusiness, denn Hank ist engagierter D.E.A.-Ermittler (Drogenbehörde) und schon bald dem ominösen Drogenkoch namens „Heisenberg“ auf der Spur, der das beste, klarste und blauste Chrystal Meth kocht, das die Drogenwelt je gesehen hat. Doch aufgrund seiner Intelligenz ist Walter seinem Schwager immer einen Schritt voraus. So steigt er langsam aber sicher vom kleinen Koch auf zum großen „Drogenimperator“. Dass Walter dabei immer mit einem Fuß entweder im Gefängnis oder im Grab steht, lässt auch seine Persönlichkeit nach und nach wandeln: Vom geprügelten aber gutherzigen und liebenden Familienvater zum über Leichen gehenden, skrupellosen Drogenboss mit überdimensioniertem Ego. Von einem, der ins Drogengeschäft aus einer Not heraus einsteigt und aus derselben Not über Leichen geht zu einem der schon längst genug Geld hat, aber die Macht allzu lieb gewonnen hat, um sie wieder abzugeben. Auch wenn der Machterhalt den Verlust von allem, was Walter White einst lieb und teuer war, bedeutet…

Wie geht es weiter?

Das ist die große Frage, die derzeit die gesamte „Breaking Bad“-Welt beschäftigt. Wird Walter ermordet? Wird er verhaftet? Schafft er es, wieder auszusteigen? Und was passiert mit Jesse? Beinahe alle Szenarien sind möglich und bislang ist nicht der leiseste Hinweis auf ein mögliches Ende an die Öffentlichkeit durchgedrungen.

Wer spielt mit? (Star-Faktor)

Walter White-Darsteller Bryan Cranston war durch seine Rolle als Familienvater „Hal“ in „Malcolm mittendrin“ kein Unbekannter, aber damit auch schon der größte Star im Ensemble. So gut wie unbekannt war Jesse-Darsteller Aaron Paul vor seinem Engagement, wie auch der Rest der Crew, die ohne Ausnahmen eine bewundernswerte Leistung abliefern. Neben den beiden Hauptdarstellern sind in Bezug auf tolle Leistungen vor allem Dean Norris, als genialer, prolliger Polizist mit gutem Herzen (Hank) sowie Bob Odenkirk als fantastisch schmieriger Kleinkriminellen-Anwalt Saul Goodman hervorzuheben. Letzterer könnte laut Gerüchten übrigens bald ein eigenes Spin-Off („Better Call Saul“) bekommen.

Fazit:

Beinahe zu trist und aussichtslos sind die ersten paar Folgen, das Gegenteil eines lustigen, entspannenden Fernsehabends als Ausklang nach einem harten Arbeitstag. Doch das Dranbleiben lohnt sich bei „Breaking Bad“ recht bald. Schwarzer Humor war wohl selten so gut im Einsatz wie in den anfänglichen Staffeln. Vor allem das Zusammenspiel des ernsten und unscheinbaren Chemiegenies Walter White mit dem ausfälligen Drogen-Junkie Jesse Pinkman, dessen Lieblingswort „Bitch“ zu sein scheint, sorgt für geniale Sequenzen. Dies fiel offenbar auch den Machern auf, den Aaron Paul war anfangs nur als sporadischer Nebencharakter vorgesehen, doch er spielte seine Rolle so gut, dass Jesse Pinkman zum zweiten Hauptdarsteller wurde. Mit zunehmender Macht, die sich das Duo erkämpft, wird die Serie auch zunehmends ernster – und auch brutaler. Letztere Eigenschaft sorgt auch für den einzigen, wenn auch nur kleinen, Durchhänger der Serie: So ist die vierte Staffel etwas zu brutal und hart. Allerdings ist die Vorgehensweise wohl notwendig, um auch den letzten Zweifler von Walters Wandlung zu überzeugen – und um den Grundstein für das große Finale mit möglichen Enden in alle Richtungen zu legen.

Weitere Info:

Breaking Bad
© Sony Home Entertainment

„Breaking Bad“ ist eine Produktion des US-Senders AMC. Alle bislang ausgestrahlten Staffeln (inklusive Staffel 5, Teil 1) sind bereits auf DVD sowie auch auf iTunes erhältlich. Die finalen acht Episoden sind am deutschen Pay-TV-Sender AXN ab 13. August zu sehen, allerdings im englischen Original, da die deutsche Synchronfassung aufgrund „zusätzlicher Sicherheitsmaßnahmen“ nicht rechtzeitig produziert wurde. Deshalb gibt es die finalen Folgen erst ab 9. Oktober auf Deutsch zu sehen. Das große Finale flimmert in den USA am 29. September über die Schirme.

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