Steinbäcker solo mit "Ja eh":
'Mein letztes Befindlichkeitsalbum'

STS-Drittel legt fünftes Studioalbum vor und will künftig andere Wege gehen

"Ja eh" heißt das neue Soloalbum von Gert Steinbäcker, mit dem er sich nach dem Aus von STS bei seinen Fans zurückmeldet. Doch auch diese Platte bedeutet einen Abschied: Es wird sein letztes Singer-Songwriter-Album sein.

von
© Video: APA

"Dieses Album ist mein letztes Befindlichkeitsalbum. Ich habe nicht vor, diesen Singer-Songwriter-Weg fortzusetzen. Ich habe das Gefühl, ich habe alles gesagt", so der 63-Jährige gegenüber der APA über sein fünftes Soloalbum. Das heißt für die Fans aber nicht, dass sich Steinbäcker aus dem Musikbusiness zurückziehen wird. "Ich bin ein Nichtzukunftsdenker und habe mich immer von der nächsten Idee überraschen lassen." In weiterer Folge könne er sich etwa ein Konzeptalbum vorstellen oder Filmtitelmusik. Zur Ruhe setzen will er sich jedenfalls nicht. Die Bequemlichkeit des Alters ist nichts für ihn, wie er auch im Auftaktlied "Alles was i kann" verdeutlicht.

"Die Idee des Songs war, dass viele meiner gleichaltrigen Freunde und Bekannte sich in so eine Art Pensionsstarre zurückziehen. Gegen dieses Zurückziehen ist dieser Song gedacht und auch als Warnung für mich selber." Schließlich bemerke auch er gelegentlich, "dass man bei manchen Dingen etwas müde wird und das sollte man nicht". Nachsatz: "Ich habe nicht vor, so zu werden, solange das irgendwie möglich ist." Da helfe ihm auch sein Beruf: "Man bleibt aktiv im Kopf, man muss sich Dinge einfallen lassen, die die Menschen nicht langweilen."

Auf "Ja eh" macht sich Steinbäcker aber nicht nur Gedanken über das Älterwerden, sondern in bewährter Manier auch über das politische wie gesellschaftliche Zeitgeschehen. "Es gibt immer auf- und abwogende Strömungen. Derzeit ist es aber auffällig, dass die Ausbrüche heftiger werden. Dass sehr viele Tabus nicht mehr existieren. Dass man sich daran gewöhnt, über Fremde, Flüchtlinge in einem Ton zu sprechen, der nicht fein ist", so Steinbäcker nachdenklich. Eine Lösung für die Angstmacherei und den allgegenwärtigen Hass hat er aber auch nicht parat. "Ich habe in allen Songs immer quasi Fotografien einer Situation gemacht und natürlich keine Lösungen besprochen, denn das wäre lächerlich."

Natürlich grüble er manchmal: "Bei allen leichteren Problemen hat man früher mit einem gewissen Alter gewusst, wie das ausgehen wird. Wenn ich die gesamtwestliche Rechtsströmung sehe, ist das jetzt aber völlig offen." Und so hat er den Umgang miteinander genauso in seine neuen Lieder verpackt wie ganz konkrete Bilder, etwa die Hilfsbereitschaft gegenüber Flüchtlingen.

»"Ich wollte einen Alpinrocksong machen. Das war ein Versuch."«

"Es hat sich viel verändert in gar net langer Zeit / Die trübe Laune glost und wird zum Flächenbrand", heißt es etwa im Titelsong "Ja eh", das musikalisch aus dem Album hervorsticht, hat Steinbäcker hier doch mit Hubert von Goisern kollaboriert. "Ich wollte einen Alpinrocksong machen. Das war ein Versuch." Am Anfang sei die Idee gestanden, "dass der Österreicher einen Satz mit fünf Vokalen bilden kann, der was bedeutet", schmunzelt Steinbäcker. "Wilfried Scheutz hat vor 30 Jahren dieses Genre entdeckt und entwickelt und Hubert von Goisern hat es kunstvoll auf eine andere Art und Weise fortgesetzt. Ich war superstolz, als mir gelungen ist, diese beiden Herren zu gewinnen, da mitzumachen."

Mit symphonischen Versionen von den großen Hits "Großvater" und "Mach die Aug'n zu" wartet Steinbäcker auf "Ja eh" auch mit zwei Neuinterpretationen alter Lieder auf. "Diese Einstellung zu dieser Platte, dass es meine letzte Singer-Songwriter-Platte werden wird, hat es erlaubt, solche Dinge zu machen", erklärt er den ungewöhnlichen Schritt. Christian Kolonovits hat die Orchester-Versionen arrangiert und dann in den Rosenhügel-Studios aufgenommen. Ob die Fans diese Versionen je live erleben werden? Nicht bei der im Frühjahr anstehenden Tournee, aber in abgespeckter Form, nämlich bei einem Benefiz-Konzert von Opus im kommenden Herbst, bei dem auch ein kleineres Orchester auf der Bühne stehen wird.

Auf weitere Gast-Musiker wie etwa Erwin Schrott, der auf "Liebe und Musik" zu hören ist, oder Hubert von Goisern wird man bei der Tour allerdings verzichten müssen: "Man muss die Kirche im Dorf lassen. Ich bin nicht STS. Ich werde nicht die Olympiahalle in München spielen." Bei den Clubkonzerten vor 700 Gästen müsse man auch im Kostenrahmen bleiben. Fix mit dabei sind jedoch Ulli Bäer und Erich Buchebner am Bass. Ebenfalls nur auf CD gibt es den Schlussakkord der Platte: Die Omonoia Brass Band aus Gastouri, Corfu, wo Steinbäcker sein Haus hat, spielt "Irgendwann bleib i dann dort"...

Kommentare