Romeos neue,
betörende Julia

Die neue Giulia von Alfa Romeo überzeugt mit schnittiger Optik, feinen Fahrleistungen und Hinterradantrieb. Aber die Signorina hat auch Launen.

von Alfa Romeo © Bild: Hersteller

Wenn es um Lob und Ehr in Sachen Historie geht, haben selbst die hoch gepriesenen Mittelklasselimousinen deutscher Ingenieurskunst nicht den Funken einer Chance. In dieser Disziplin schlägt sie Alfa Romeos Giulia um Palazzi, um nicht Eckhäuser zu sagen. Das liegt vor allem am klangvollen Namen, den Eigentümer Fiat - allen voran Chef Sergio Marchionne -mit viel Kalkül wieder ausgrub und das Emblem damit an das Heck der attraktiven Limousine heftete. Wie sonst hätte man das Nachfolgemodell des Alfa 159, übrigens nach fünfjähriger totaler Absenz in der Mittelklasse, auch taufen sollen?

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Der Name Giulia klingt nicht nur in den Ohren heißblütiger Alfisti wie der Refrain eines Gassenhauers von Rocco Granata oder Adriano Celentano. Die Giulia war nach dem Fiat Cinquecento der nächste Volksmotorisierer, allerdings für schon mit mehr Lire bedachte Italiener, die besonderen Gefallen an den ausreichend Cavalli unter der Motorhaube fanden. 1974 war jedenfalls Produktionsende für die fesche Signorina.

Tradition verpflichtet, und so ist auch die neue Giulia optisch äußerst gelungen. Die Scheinwerfer scharf geschnitten, der Kühlergrill eine Kampfansage, und die vordere Nummerntafel wird keck zur Seite geschoben angebracht. Das Heck ist nett, aber von atemberaubend ein Stück entfernt.

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Das Cockpit ist in dezentem Schwarz gehalten, die Armaturen sind übersichtlich, und der Drehzahlmesser sitzt nach alter Alfa-Sitte links. Besonderer Clou: Der Startknopf ist an der linken Speiche des Lenkrads versteckt. Alle wichtigen Funktionen werden mittels Dreh-drück-Schalter angesteuert; warum es jedoch keinen Zurück-Knopf gibt, bleibt ungeklärt. Insgesamt ist der Innenraum eher eng geschnitten, die Sitze könnten mehr Auflagefläche, der Kofferraum mehr Kapazität bieten. Letztendlich reisen aber vier Erwachsene recht kommod in der Giulia.


Wir baten den 2,2-Liter-Diesel mit 180 PS und Automatik zum Test. In der Grundauslegung geht es ambitioniert, aber keineswegs berauschend zur Sache. Switcht man den DNA-Schalter auf "Dynamic", zeigt sich die Giulia ordentlich beflügelt, nicht nur, was den Ampelstart betrifft. Der Motor dreht in höchste Höhen, das nicht unbedingt geräuscharm, dafür willig, und die Automatik sortiert, nicht immer völlig ruckfrei, die Gänge. Bei feuchter Fahrbahn ist ein zurückhaltender Gasfuß gefragt. Denn, das ist die beste Nachricht, die neue Giulia setzt endlich wieder auf Hinterradantrieb. Allerdings wird das nicht deaktivierbare ESP zum Spielverderber in Sachen kecke Heckdrifts, sorgt aber für viel Sicherheit.

DATEN
Alfa Romeo Giulia 2.2 Diesel

Preis: € 41.800,-
Motor: 4 Zylinder, Turbodiesel, 2.143 ccm
Leistung: 180 PS (132 kW)
Spitze: 230 km/h
0-100: 7,3 Sek.
Verbrauch: 7,1 l/100 km
Emission: 188 g CO2/km
Fazit: Schönheit allein reicht nicht. Die neue Giulia punktet auch mit sicherem Fahrverhalten, genug Elan und sauberer Verarbeitung