Fakten
Der blaue Cosybär
Das Ortnerprinzip: Julia Ortner über Nobert Hofer und seine Kandidatur
Norbert Hofer ist der Mann, den alle ungestraft „nett“ nennen dürfen. In fast jeder Geschichte über den FPÖ-Politiker ist er nett. „Der nette Blaue von nebenan“, schreibt dann auch am Donnerstag nach der Bekanntgabe von Hofers Kandidatur für die Hofburg die „Austria Presse Agentur“ als Titel über ihr Porträt des dritten Nationalratspräsidenten.
Dabei weiß doch jeder, nett hat in der korrekten Verwendung des Wortes etwas Despektierliches – wenn jemand nett zu mir sagen würde, mein Zorn wäre biblisch. Männer sind generell auch nicht gerne „nett“ und ein aufrechter Freiheitlicher als netter Kerl, das ist eine linkslinke Frechheit, vom Rollenverständnis her. Den Siegfried im „Nibelungenlied“ würde man ja auch nicht als den netten Drachentöter von gegenüber beschreiben.
Norbert Hofer mag das freundliche, cosy Gesicht der FPÖ sein, der harmlose blaue Cosybär ist er nicht: umgänglich im Auftritt, aber klar in der Gesinnung, auch wenn er im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen nicht über eine Burschenschaft zur FPÖ kam. Immerhin ist Hofer auch für die programmatische Ausrichtung der Freiheitlichen zuständig. Er hat das Parteiprogramm und das „Handbuch freiheitlicher Politik“ maßgeblich mitgestaltet. Im Programm macht der Parteiideologe deutlich, dass Österreich „Teil der deutschen Volks-, Sprach- und Kulturgemeinschaft“ sei. Bei der Präsentation seiner Hofburg-Kandidatur am Donnerstag ist Hofer dann wieder der ruhige Politiker, neben der muffig dreinschauenden Leider-nicht-Kandidatin Ursula Stenzel und dem ausführlich monologisierenden Parteichef Heinz-Christian Strache. Beruhigend für alle im Politikmediengeschäft, die sich in der letzten Zeit mit täglich wechselnden Gerüchten verzettelt haben: Stenzel oder nicht Stenzel? Oder Gudenus oder Hofer oder oder?
Unbeirrt von all den Wirrnissen spricht der Kandidat Hofer über den schweren Unfall, der seine Gesundheit sehr beeinträchtigt hat. Auch ein Kandidat für die Beladenen, einer, der selber einiges zu tragen hat. Noch vor drei Wochen hatte Hofer erklärt, er fühle sich mit 44 zu jung für den Bundespräsidenten, aber egal, bekanntermaßen altert man in der Politik rasant. Wirklich angestrebt hat Hofer diese Aufgabe zwar nicht, aber wenn es die Partei am Ende so will, dann her mit der neuen Bürde.