Kultur
Darf ein Wald kein Wald sein?
Heinz Sichrovsky über Schenks Triumph an der Staatsoper
Freilich war das eine Demonstration, wie der Regisseur Otto Schenk nach der Staatsopern-Premiere von Janaceks naturmystischer Märchenoper "Das schlaue Füchslein" unermesslich gefeiert wurde. Sicher arbeiteten sich da auch Kampftraditionalisten an avancierten Regieformen ab. Das aber ändert nichts an der Qualität der Inszenierung, mag die manchen Kollegen auch aus der Zeit gekippt anmuten. Im Libretto steht ein Wald, der Wald ist komponiert, ebenso wie die Tiere, die Janacek mit hyperrealistischer Präzision porträtiert. Dass es schon als paläozoischer Rückschritt qualifiziert wird, unter diesen Umständen einen Wald mit Tieren (die prächtige Ausstattung verantwortet Amra Buchbinder) auf die Bühne zu stellen, muss als Symptom vorgeschrittener Branchendekadenz qualifiziert werden. Auch dass das Ganze zu dominant wäre, ist widerlegbar: Janacek schuf keine Kammerkonversationskomödie, sondern verpflichtete das riesige romantische Orchester zu ekstastischen Zwischenspielen.