"Elefantenrunde": Wie die
Kandidaten sich geschlagen haben

Von Taferln und Kasnudeln: So ist die TV-Konfrontation vor der Wahl abgelaufen

von Wien-Wahl 2015: TV-Runde der Spitzenkandidaten © Bild: ORF/Milenko Badzic

Strache sieht sich als "Charakter-Sieger"

Obwohl nicht direkt ein Wien-Thema, drehte sich die erste Runde um die aktuelle "causa prima" Asyl. Gleich zu Beginn attackierte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache Bürgermeister Michael Häupl direkt. Er habe sich erwartet, dass dieser für Passkontrollen und Registrierungen eintritt. Das sei zwar Bundessache, die Bundespolitik werde aber von einem "Faymann-Häupl-Kurs" geprägt. Zugleich warf Strache dem Stadtoberhaupt "Charakterlosigkeit" vor - und zwar insofern, als Häupl behauptet habe, er wolle, dass Menschen nach Syrien zurückgehen und sich "vom IS erschießen lassen". Das habe er nie gesagt. Und weiter: "Wenn es um den Charakter geht, bin ich der Sieger".

Der Bürgermeister hielt seinem Herausforderer daraufhin ein Taferl entgegen - und zwar mit dem mittlerweile berühmten Foto der Demo der FPÖ-Landstraße gegen das Asylzentrum in Erdberg, auf dem ein gerade eintreffendes Kind zu sehen ist: "Sagen Sie nicht, ich in bin charakterlos." Häupl zeigte sich überzeugt, dass die Anzahl jener Menschen, die in Österreich bleiben werden, zu verkraften sei: "Es haben von der großen Flüchtlingswelle im Sommer gerade fünf Prozent um Asyl angesucht, alle anderen sind weitergereist."

Wien-Wahl 2015: TV-Runde der Spitzenkandidaten
© ORF/Milenko Badzic Häupl betrachtet ein Taferl von Manfred Juraczka

Alle gegen die FPÖ

Die Spitzenkandidaten von Grünen, ÖVP und NEOS schossen sich bei diesem Thema ebenfalls auf den FPÖ-Chef ein. Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) ärgerte sich, dass Strache zwar viel über das Thema spreche, aber nirgends dort gesehen worden sei, wo den Menschen geholfen wurde: "Sie sind immer beim Hetzen Erster, beim Helfen Letzter." Die grüne Vizebürgermeisterin empörte sich auch darüber, dass die FPÖ dazu aufgerufen habe, Handelsketten zu boykottieren, die Flüchtlingen geholfen haben.

ÖVP-Spitzenkandidat Manfred Juraczka plädierte für "Vernunft und Anstand". Man müsse zwischen Flüchtlingen, die an Leib und Leben bedroht seien, und solchen, die aus wirtschaftlichen Gründen kämen, unterscheiden. Diese Linie sehe er bei der FPÖ, deren Funktionäre Flüchtende als "Erd- und Höhlenmenschen" bezeichneten, nicht. Wobei der schwarze Spitzenkandidat auch die grüne Position, möglichst alle Menschen aufzunehmen, ablehnte.

NEOS-Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger mokierte sich generell darüber, dass das Thema überhaupt zwecks Wahlkampf missbraucht werde. Ihre Position: Humanitäre Hilfe leisten, aber "wir werden nicht alle aufnehmen können".

Wien-Wahl 2015: Spitzenkandidaten im TV-Schlagabtausch
© ORF/Milenko Badzic Die TV-Runde der Spitzenkandidaten

"Das Duell um Wien gibt es nicht"

Einig wie selten waren sich Maria Vassilakou und Manfred Juraczka, als es um das angebliche "Duell um Wien" ging: Ein solches gebe es in Wahrheit nicht. "Wir wissen, wie es ausgehen wird", befand Vassilakou: Häupl werde Bürgermeister werden, Strache sich ein Nikotinpflaster aufkleben und eine Erholungsreise nach Ibiza antreten. "Es wird hier ein Duell um Wien ausgerufen, das es in dieser Form nicht gibt", konstatierte auch Juraczka: "Ich sehe jedenfalls nirgends eine Mehrheit für einen Bürgermeister Strache."

Nach Ansicht von Meinl-Reisinger ist vor allem eines nötig - Veränderung: "Die Politik ist halt faul, aufgebläht und korrupt geworden." Um 20.24 Uhr kam dann prompt das erste von mehreren Taferln zum Einsatz. "Die SPÖ wird Strache nicht aufhalten", war auf dem von der pinken Spitzenkandidatin hochgehaltenen Schild zu lesen.

Strache zeigte sich ob der Befunde nicht sonderlich beeindruckt: "Wir haben jetzt gehört, dass eigentlich alle gegen den Strache, alle gegen die FPÖ sind. So gesehen gibt's keine Veränderung", prophezeite er. Zusatz: "Nur dann, wenn wir stärkste Kraft werden, dann hat Rot-Grün keine Mehrheit."

Flüchtlingskrise dominiert Debatte

Die erste halbe Stunde der Diskussion drehte sich nur um die Themen Asyl und Zuwanderung. Zur Integration wollten die Spitzenkandidatinnen von Grün und NEOS vor allem bei der Bildung ansetzen, um u. a. Deutschkompetenzen von Migranten und ihre Chancen am Arbeitsmarkt zu verbessern. Für Juraczka zählt nicht, "woher du kommst, sondern was du bereit bist zu leisten".

Strache sah diesbezüglich Versäumnisse und ortete zu viele Millionen Euro an "türkische Vereine" und Parallelgesellschaften. Der Bürgermeister nannte Deutschlernen "das Primäre", das man fokussieren müsse - neben der Einhaltung hiesiger Gesetze: "Zwangsehe ist ein No-Go. Die Töchter nicht in die Schule gehen lassen - das geht gar nicht."

Meinl-Reisinger und die Kasnudeln

Weiter ging es dann mit den Themenblöcken Arbeitsplätze/Wohnen und Verkehr. Auch der Schuldenstand der Stadt wurde angesprochen, wobei Rot-Grün einer Meinung war. Häupl und Vassilakou verteidigten den negativen Saldo und versprachen weitere Investitionen, um Jobs zu sichern bzw. die Wirtschaft zu beleben. Angesichts des Hypo-Debakels empfahl die Grünen-Chefin Strache, doch besser still zu sein bei diesem Thema. Dieser hatte zuvor von der "schlechtesten Entwicklung in Wien seit Jahren" gesprochen.

Die pinke Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger wiederum geißelte die "Prügel", mit denen man den Unternehmern in der Stadt begegne - und erheiterte die Rund, als sie von einem jungen Mann erzählte, der aufgrund des Wiener Marktwesens keinen Stand für Kasnudeln eröffnen könne. Dieser Moment war laut der Kommunikationsagentur Meta mit rund 220 Tweets pro Minute der meistdiskutierte des Abends auf Twitter.

Dem Verkehrsthema wurde gegen Ende der Debatte ebenfalls Platz eingeräumt. Wobei die zuständige Ressortchefin Vassilakou eingestand, dass ihre Rolle nicht für "höchste Popularitätswerte" sorge. "Aber darum geht es nicht", schwor sie. Vielmehr sollten Menschen, die auf das Auto angewiesen sind, eine günstige Alternative erhalten - darum gebe es etwa die 365-Euro-Jahreskarte. Strache prangerte vor allem die wiederholten Ringsperren an - was den Bürgermeister gelinde erstaunte: Strache wolle offenbar das Demonstrationsrecht in Frage stellen, mutmaßte er.

Taferl, Münzen und Scheine

Für die Zuseher gab es in der Debatte auch viel zu schauen. Die Kandidaten setzten auf Aktionismus, um ihre Botschaften auch visuell rüberzubringen. Gleich sechs Mal wurde im Laufe des Abends ein "Taferl" hervorgeholt. Selbst Häupl, der angab, normalerweise nicht viel von diesem Stilmittel zu halten, hatte eines mit.

Vasslilakou und Juraczka zückten auch ihre Geldbörsen. Zunächst präsentierte die Verkehrsstadträtin eine Ein-Euro-Münze: Das sei der Betrag, den man (mit der 365-Euro-Jahreskarte) täglich für die Wiener Öffis bezahle. Juraczka konterte mit vier Hunderten aus seinem Portemonnaie: Jeder Wiener leiste 400 Euro auf dem Weg des Steuergelds an Zuschüssen für die Wiener Linien.

Quotenhit: Rund eine Million sah zu

Zum Schluss versuchte das Moderatorenduo Corinna Milborn (Puls 4) und Paul Tesarek (ORF) noch, den Kandidaten Aussagen über ihre Koalitionsvorlieben zu entlocken - wobei hier die Beziehungsmetaphern einmal mehr ausführlich bemüht wurden. Festlegungen gab es keine - freilich auch nicht in Hinsicht auf eine etwaige "Homo-Ehe" zwischen Häupl und Strache, die Tesarek in den Raum stellte.

Für ORF und Puls 4 war die erste gemeinsame Diskussionssendung ein Quotenerfolg: Allein auf ORF 2 sahen durchschnittlich 972.000 die Debatte, stellenweise waren es deutlich über eine Million. Auf Puls 4 kamen noch einmal rund 120.000 dazu.

Kommentare

christian95 melden

Weiß das niemand mehr?
Links-Grüne-Gutmenschen sind in Wien durch die City marschiert mit Plakaten: "Unseren Hass könnt ihr haben" - und war das gestern viel anderes?

immerwieder melden

nein. man hat es DEUTLICH mitbekommen. traurigerweise brauchen offenbar viele ein hassobjekt. und da ist der HC mehr als willkommen,. kaum einder dieser berufsprotestierer kennt das parteiprogramm der FPÖ, aber alle, wirklich ALLE prügeln auf eine person ein. schön demokratisch ist das, ehrlich

christian95 melden

Das hatten wir doch alle schon!
Bis 1934, damals gab es nur zwei politische Lager, beide bekämpften sich mit ähnlichen Hassparolen. Am Ende hatten wir einen Bürgerkrieg. Politiker die sich gegenseitig nur mehr mit Hass begegnen gehören sofort abgewählt und haben in einer modernen Demokratie nichts verloren! (Wollen wir auch solche Zustände wie in der Ukraine oder im nahen Osten????)

Tavington melden

nur strache und die pinkfrau sind ok. alle anderen haben nur gehetzt und gelogen. die bezahlte spö-publikum war auch ätzend.

christian95 melden

... und behaupten immer wieder "der Strache hetzt".

christian95 melden

Was kann Niessl im Burgenland was Häupl in Wien nicht schafft? Ich meine, nach Kreisky ist Niessl einer der vernünftigsten SPÖ Politiker!

PH71 melden

Das war wie ein Erschießungskommando auf H.C. Strache!! Besonders diese Grüne unnötige Person, die ein tiefes Loch graben muss, um ihr Niveau zu suchen (worin ich ihr viel Glück wünsche), war am lautesten... Ich hoffe, dass jetzt alle wach sind und gecheckt haben , WER gegen WEN Hetze betreibt.... einfach lächerlich das Ganze!

PH71 melden

Untergegangen ist auch, dass Häupl beim Lügen erwischt ist, als der Schwarze die MA10 zitiert hat, indem eine Kindergartenpädagogin ermahnt wurde, unser Weihnachtsfest einem Nichtkatholikenkind näher zu bringen... gute Nacht Austria und deine Kultur!! Vorher bestritten, dann aufgedeckt, kurze Antwort dann plötzlich: wurde eh zurückgenommen.. Aha, sehr ehrlich

günza melden

Danke, das habe ich genauso empfunden. Das so vom Tisch zu wischen ist schon ein starkes Stück. Das hat mir doch gezeigt wie abgehoben die SPÖ die Wähler bewusst belügt und betrügt. Die Neos wurden generell vom Tesarek abgewürgt wobei das Thema Korruption hoch interessant gewesen wäre. Ich war immer SPÖ und auch einmal Schwarz Wähler. Das werde ich diesesmal sicher nicht machen.

christian95 melden

Mir sind solche Menschen sympathisch die flexibel sind und sich den jeweiligen politischen Gegebenheiten anpassen und nicht ihr ganzes Leben Rot oder Schwarz wählen - egal was sie uns noch alles antun.

christian95 melden

Ich gestehe: Ich habe auch schon Schwarz (und Rot) gewählt. Seit sie aber eine Familie aus einem Ort in NÖ vertrieben haben weil sie ihren Grund für die Kinder wollten und diesen nicht spottbillig an den Freund des Bürgermeisters verkauft haben nicht mehr. (Nachdem Unterlagen aus dem Bauakt .... verschwanden musste die Familie weg ziehen)

immerwieder melden

die lügen vom häupl .. die gingen dann unter-leider. auch der filz, den diese regierung über eine ganze stadt zieht. die kasnudeln waren wohl erheiternd, aber das thema VIEL zu ernst um darüber zu lachen.häupl hat reagiert, als wäre er kaiser. traurig

Im Schweinestall beim Bauern lärmen auch jene Schweine besonders laut die sich noch keinen Platz am vollen Futtertrog erkämpft haben. Stehen sie erst einmal vorne schmatzen sie laut und beißen auf jene die auch dort hin wollen. Aber das hat mit Politik nichts zu tun.

rrrudi05 melden

Alle beschuldigen H.C. Strache der Hetze,was man sehen und hören konnte, alle hetzen gegen Strache, inklusive der Moderatoren !!!

christian95 melden

Genau so sehe ich das auch.
Warum hetzt Häupl nicht gegen die Grünen? Weil ihm die niemals den Bürgermeister streitig machen können.
Nur jene Politiker die Erfolgreich sind werden so massiv angefeindet.

Das war keine Elefantenrunde, das war eine Hetzjagd auf H.C.Strache.
Geleitet von zwei hilflose Moderatoren, die gegen zwei hysterische Emanzen und zwei Phlegmatikern keine Chancen hatten !

11.10.2015 Meine Stimme geht an HC Strache !!!!
Vor 10 Jahren 3 % und jetzt schon fast gleich auf mit der SPÖ !!!!

SEHR BRAV SEHR GUT WEITER SO!

Wir brauchen eine Veränderung

Geben wir ihm die Chance und wollt ihr wirklich die nächsten 5 Jahren wieder ROT GRÜN haben in WIEN???

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