Tatort U-Bahn

Experten klären auf, wie sicher wir sind! Plus: Ein Lokalaugenschein in Alterlaa

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© Video: NEWS.AT

Täglich fahren 1,5 Millionen Fahrgäste mit der Wiener U-Bahn. Das macht sich auch am 14. Jänner um 18.00 Uhr in der U6 bemerkbar. Die Leute schieben, drängeln und pferchen sich in den Zug hinein. In der Station Alterlaa herrscht lebhaftes Gewimmel - zumindest eine Zeit lang. Um 18.20 Uhr regt sich kaum noch etwas. Vereinzelt warten Passagiere unter den Lichtkegeln der Station auf den Zug in Richtung Floridsdorf, der im zwei Minuten-Takt heranbraust. Gähnende Leere breitet sich teilweise in den hinteren Zugabteilen aus. Und tatsächlich sitzt eine NEWS.AT-Redakteurin in der Rush-Hour plötzlich allein mit dem Kameramann im Waggon, wenn auch nur für eine Station.

Verunsicherte Passagiere?

Doch wie sicher fühlen sich die Passagiere, die regelmäßig in der Station Alterlaa ein- und aussteigen? "Ich habe nicht so viel Angst (seit dem Vergewaltigungsfall; Anm. der Red.) . Dass der Zug in der Weihnachtszeit um 18.00 Uhr so leer ist, ist ein sehr unglücklicher Zufall gewesen. Das kann prinzipiell überall passieren", sagt eine junge Frau zu NEWS.AT. Andere Befragte zeigen sich ebenfalls von dem Vorfall erschüttert, glauben aber weiterhin an eine sichere U-Bahn. Nur vereinzelt spürt man Unsicherheit: "Meine Mama hat mir nach dem Vorfall verboten mit der U-Bahn zu fahren", erzählt eine Jugendliche.

1.500 Kameras, 300 Mitarbeiter der Wiener Linien und 40 Polizeibeamte überwachen täglich den Betrieb und die Sicherheit in der U-Bahn. Tatsache ist: Die Zahl der Delikte in den öffentlichen Verkehrsmitteln von Wien ist laut Kriminalstatistik eher rückläufig. Die Polizei verzeichnet in den ersten drei Quartalen 2012 weniger Raubüberfälle (33 Fälle gemeldet) und Diebstähle (4.147 Fälle gemeldet) in den Wiener öffentlichen Verkehrsmitteln, mit denen 2,5 Millionen Passagiere täglich fahren. Für Gewaltdelikte gibt es diesbezüglich keine eigene Statistik.

Schnelle Hilfe im Notfall

Auch die Wiener Linien beruhigen in punkto Sicherheit: "Die U-Bahn ist vor allem in der Nacht immer noch der sicherste Ort", sagt Answer Lang, Sprecher der Wiener Linien. Es sei keine Lösung, im Dunkeln zu Fuß zu gehen statt mit der U-Bahn zu fahren, so Lang. Der Vorteil liege klar bei den Öffis: "In den Stationen ist es erstens hell, zweitens sind fast immer Menschen da, drittens hat man nirgendwo anders die Möglichkeit so schnell Hilfe zu holen wie über die Notsprecheinrichtungen und viertens gibt es überall Kameraüberwachung", sagt der Öffi-Experte. Die Polizei sei im Notfall innerhalb von wenigen Minuten am Tatort. Zieht jemand im Waggon die Notbremse, hält der Zug in der nächsten Station. Der Fahrer baut gleichzeitig eine Sprechverbindung auf und verständigt die U-Bahn-Zentrale, die wiederum die Polizei alarmiert.

Neue Sicherheitskräfte?

Und was können die Mitarbeiter der Wiener Linien im Notfall machen? Die rund 300 Mitarbeiter haben Deeskalations-Schulungen absolviert, teilt Lang mit. Sie können mit Konfliktsituationen umgehen und zusätzlich über Funk mit der Zentrale in Verbindung treten und so rasch die Polizei informieren. "Schwere Gewaltdelikte müssen aber Sache der Polizei bleiben", sagt der Sprecher. Eine Aufstockung durch Sicherheitskräfte von privaten Firmen sei derzeit nicht geplant. Die Videoüberwachung werde jedoch ausgebaut, jede Zuggarnitur erhalte Kameras. Auch die Polizei investiert in mehr Sicherheit. Die Bereitschaftseinheiten sollen bis Ende 2015 von 120 auf 200 Mann aufgestockt werden, wie Polizeisprecher Roman Hahslinger mitteilt. Diese Einheiten konzentrieren sich dann verstärkt auf den Bereich U-Bahn. Eine eigene U-Bahn-Polizei wird es aber nicht geben.

Sicherheit im Europa-Vergleich

547,5 Millionen Menschen benutzen pro Jahr die Wiener U-Bahn. Damit liegt die Wiener U-Bahn im europaweiten Vergleich auf Platz sieben. An der Spitze liegen Moskau, Paris und London. Die deutsche Hauptstadt Berlin muss sich Wien mit 1,4 bis 1,5 Millionen Fahrgästen pro Tag knapp geschlagen geben. Sicherheit und Kriminalität im U-Bahnbereich spielen in allen europäischen Städten eine Rolle.

Unterschiede gibt es dennoch, weiß Sicherheitsexperte Martin Wiesinger, Geschäftsführer von "Securitas". Seine Firma stellt seit mehreren Jahren Sicherheitskräfte für U-Bahn-Netze in ganz Europa zur Verfügung. "Die Wiener Linien haben eigene Mitarbeiter, in vielen anderen Ländern ist das Ganze ausgelagert", sagt er. Und das ist nicht der einzige Unterschied. In Spanien seien die Securitas-Mitarbeiter teilweise sogar mit Hunden unterwegs, weil das kriminelle Potenzial dort anders gelagert sei als in Deutschland oder Österreich. "Eine Mischung aus flächendeckender Präsenz und verstärkten Kontrollen an den Brennpunkten ist wichtig", erklärt Wiesinger. Das betreffe Ballungsräume, aber eben auch unbelebtere Plätze. Langjährige Partnerschaften mit Verkehrsbetrieben in ganz Europa hätten gezeigt, dass durch den Einsatz von Sicherheitskräften gute Erfolge erzielt werden konnten.

Im Vergleich zu größeren Städten wie Berlin oder London schneidet Wien nicht schlecht ab. In Berlin werden 2011 insgesamt 10.899 Diebstähle (Taschen- und Fahrraddiebstähle) verzeichnet, in Wien sind es im selben Zeitraum nur 7.658. Und auch Raubüberfälle sind in Berlin (684) weit häufiger als in Wien (49). Dabei sind täglich in beiden Städten in etwa gleich viele U-Bahn-Fahrgäste unterwegs. "Bei der flächendeckenden Videoüberwachung sind wir europaweit sogar führend", sagt Answer Lang. Auch die Kriminalitätsrate ist vergleichsweise gering. Wir sollten uns also eigentlich sicher fühlen.

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Was zu tun ist um die Lebensqulität und Sicherheit der Bürger wieder zu erhöhen, lässt sich am 70% Migrantenanteil in den Gefängnissen klar und deutlich ablesen.

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