Wirbel um Zeugen Jungwirth

Ex-Telekom-Mitarbeiter wollte sich zu angeblichen "ÖVP-Zurufen" nicht äußern

von
U-Ausschuss - Wirbel um Zeugen Jungwirth

Anlass der Aufregung: Der BZÖ-Abgeordnete Stefan Petzner wollte wissen, ob die Telekom "Zurufe aus VP-Ministerien" bekomme. Petzner zitierte aus einem Aktenvermerk der Telekom, wonach Kloibmüller in einem Gespräch mit den Telekom-Mitarbeitern Jungwirth und Michael Fischer der Telekom eine "zu offensive Informationspolitik" im Zusammenhang mit den Affären rund um die Lobbyisten Peter Hochegger, Alfons Mensdorff-Pouilly und andere vorgeworfen habe und mit einer Prüfung der Telekom (A1) gedroht habe. Der Aktenvermerk sei offenbar aufgrund eines Gesprächs von Telekom-Chef Ametsreiter, Jungwirth und der damaligen Telekom-Sprecherin Elisabeth Mattes von dieser angefertigt worden.

Jungwirth wollte die Frage zunächst gar nicht beantworten, da die Telekom ihn diesbezüglich nicht von der Verschwiegenheit entbunden habe, meinte er. Sonst drohe ihm ein massiver wirtschaftlicher Vermögensnachteil, wenn er antworten würde. Denn nur zum auf der Zeugenladung genannten Untersuchungsgegenstand habe ihn die Telekom entbunden.

Ganz anders sahen dies die meisten Abgeordneten: Der Grüne Peter Pilz warf sich im Bund mit Petzner dafür in die Bresche, dass Jungwirth sich nicht aussuchen könne, welchem Untersuchungsgegenstand er eine Frage zuordne. Auch SPÖ- und FPÖ-Mandatare stimmten ein. Lediglich VP-Fraktionsführer Werner Amon verteidigte Jungwirth, denn dieser trage ja selber das Risiko, wenn ihn die Telekom dann abstrafe.

Jungwirth: "Nicht als Drohung empfunden"
Nach einer Pause war Jungwirth schließlich doch bereit, eine Frage von Petzner zum Thema zu beantworten: Ja, diese Besprechung mit Kloibmüller habe es gegeben, aber als Drohung habe er dabei nichts empfunden. Den Aktenvermerk habe die (damalige) Telekom-Sprecherin Mattes angefertigt, die bei dem Gespräch mit Kloibmüller aber nicht dabei gewesen sei. Weitere Fragen des BZÖ-lers ließ er zunächst unbeantwortet. Er sei bei der Justiz dazu als Zeuge befragt worden. Petzner rügte das Justizministerium, da die Akten dem Ausschuss nicht übermittelt wurden.

"Aus meiner Sicht hat die Frau Mattes eine persönliche Wahrnehmung gehabt, aber sie war bei dem Gespräch nicht dabei", sagte Jungwirth schließlich. Auf Nachfrage Petzners meinte Jungwirth, ein entsprechendes Gesprächsprotokoll von Mattes, in dem von Druck durch Kloibmüller die Rede war, habe auf Basis eines Gesprächs von Mattes mit Ametsreiter und ihm stattgefunden. Mattes, seit über 10 Jahren enge Vertraute von Ametsreiter, ist Mitte Jänner des heurigen Jahres völlig überraschend aus dem Unternehmen ausgeschieden. Ihre Nachfolge wurde nur interimistisch besetzt.

Verwirrung um Treffen mit Kloibmüller
Für Verwirrung sorgten unterschiedliche Datumsangaben zu den Gedächtnisnotizen zum Treffen mit Kloibmüller. Demnach soll das Schreiben von Mattes am 11. August verfasst worden sein, ein zweites Protokoll, in dem von Druck nicht mehr die Rede war, einen Tag später von Jungwirth und Fischer. Geschrieben wurde das zweite Protokoll am 12. August von Fischer in Abstimmung mit Jungwirth, wie dieser im U-Ausschuss aussagte. Durch das "profil" war die Causa bereits im Sommer 2011 an die Öffentlichkeit gelangt. Die Staatsanwaltschaft hatte Ermittlungen gegen Kloibmüller wegen Verdachts auf Amtsmissbrauch eingeleitet, dieser hat alle Vorwürfe zurückgewiesen.

Jungwirth war früher im Kabinett von Staatssekretär Herbert Kukacka (V) tätig, anschließend wechselte er zur Telekom, wo er zunächst für Vorstand Rudolf Fischer, dann für die Telekom-Manager Gernot Schieszler und Boris Nemsic tätig war und nun als Abteilungsleiter für strategische Vorstandsagenden direkt an CEO Hannes Ametsreiter berichtet. Im Kukacka-Kabinett (2003 bis Jänner 2007) war Jungwirth stellvertretender Büroleiter. Zu Anfang war er nicht direkt beim Ministerium, sondern über eine Personalleasing-Firma der Raiffeisenlandesbank OÖ angestellt, wo er 2002 als Vorstandsassistent von CEO Ludwig Scharinger tätig war, erläuterte Jungwirth nach intensiver Befragung von FPÖ-Seite.

Geld an Gorbach-Sekretärin "klassische Netzwerkpflege"
Ein ehemaliger Hochegger-Mitarbeiter ließ am Dienstagabend beim Korruptions-U-Ausschuss gleich zu Beginn der Zeugeneinvernahme aufhorchen, dass er auch wegen einer Porr-Rechnung über 25.000 Euro und im Umfeld des ÖBB-Railjets zu Hochegger-Aktivitäten einvernommen wurde. Diese Verhörprotokolle lagen dem U-Ausschuss nicht vor. Er selbst habe bei der Hochegger-Firma Valora, die in den zahlreichen Skandalen als vermeintliche Gelddrehscheibe genannt wird, lediglich als leitende Schreibkraft gearbeitet. Rechtswidrigkeiten konnte er auch bei den Zahlungen an die Sekretärin von Ex-Vizekanzler Hubert Gorbach nicht erkennen.

Im wesentlichen haben die Valora aus Peter Hochegger und ihm bestanden. Details zur Valora habe Hochegger nicht genannt.

Als erster Zeuge der Dienstags-Fragerunde im Korruptions-U-Ausschuss war der Telekom-Regulator Georg Serentschy erschienen, der selbst als Beschuldigter in der Causa Telekom-Universaldienst (UVD-VO) geführt wird. Mehr dazu hier .

Kommentare

Ist die rechte Hand (Kloibmüller) von Mikl-Leitner (selbst als Verdächtiger) im Korruptionsfall Telekom überhaupt noch in diesem Fall involviert?! Wenn das so wäre haben die ÖVP - Innenministerin und die ÖVP - Justizministerin großen Erklärungsbedarf!

Kein EINZIGER! der unzähligen Korruptionsskandale der vergangenen Jahrzehnte führte zu einer Verurteilung.

Lediglich Uwe Scheuch soll wegen einer versprochener Staatsbürgerschaft in Gefängnis.

Tierschützern wird monatelang der Prozeß gemacht, die Jäger feiern in einer feudalen Umgebung in der Wiener City ihren Ball......

SPÖ+ÖVP bestellen weiterhin auch die Richter im Proporz.

melden

Telekom Der Staat als Miteigentümer der Telekom muß an der raschen Aufklärung von illegalen Handlungen interessiert sein. Wie kann es dann sein, dass der Telekomvorstand einem geladenen Zeugen einen Maulkorb auferlegt ? Was geht denn hier ab ? Vielleicht sollte der Eigentümervertreter dem Vorstand klar machen, wie es sich zu verhalten hat.

melden

Re: Telekom Geht nicht so einfach in einer Bananenrepublik!!!!Denn alle haben etwas zu verbergen.Der Ausschuss verkommt zu einem Komödienstadel!.
Man sollte diesen Aussgeverweigerern an den Pranger stellen bzw mit Hanschellen vorführen,noch besser wäre es sie einzulochen!!!

Seite 1 von 1