Schweinehaltung: Es geht auch anders

Multiresistente Keime? Ein Biobauer zeigt, wie es auch ohne Antibiotikaeinsatz geht

von Labonca © Bild: Copyright Philip Platzer, All Rights Reserved

"Bei mir bekommen es die Schweine das ganze Jahr mit Feuchtigkeit und Dreck zu tun. Deshalb sind sie widerstandsfähig und werden nicht krank", sagt Norbert Hackl, der in Burgau in der Steiermark den Biohof Labonca betreibt. Er hält 400 Mastschweine und 40 Muttertiere, dazu noch ein paar Rinder, Puten und Hühner - und alle rennen das ganze Jahr im Freien herum.

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© Labonca Norbert Hackl

Als Biobauer darf Hackl Antibiotika sowieso nur nach strengen Kriterien anwenden. "Der Einsatz bei uns liegt bei null", sagt er. Die wenigen Ausnahmen: "Wenn ein Tier Husten hat und Fieber bekommt. Das ist vielleicht alle zwei Jahre bei vier, fünf Tieren der Fall." Oder wenn der Tierarzt nach einer Kastration die Wunde behandelt, oder nach einer schwierigen Geburt. "Da hatten wir heuer einen Fall. Das kommt aber auch nur vielleicht alle zwei Jahre vor."

»In Mastbetrieben werden Tiere zu einem Verhalten gezwungen, das gegen ihre Natur ist.«

Warum seine Tiere offenbar gesünder sind? "Bei mir hat jedes Tier 100 bis 200 Quadratmeter Freiheit. Da kann es galoppieren und sich suhlen. In einem Maststall haben die Tiere einen Quadratmeter Platz, da kommen für sie wahnsinnig viele Stressfaktoren zusammen." Je natürlicher die Schweine leben dürften, desto weniger anfällig seien sie für Krankheiten. "In einem Maststall sind sie gezwungen, sich in ihrem eigenen Kot zu suhlen. Das würde ein Schwein normalerweise nie tun. Die Tiere werden in Mastbetrieben zu einem Verhalten gezwungen, das gegen ihre Natur ist."

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© Labonca Viel Auslauf am Labonca-Hof

Wer seinen Tieren Bedingungen wie auf Labonca bieten will, braucht allerdings wirtschaftlich einen langen Atem. Hackl hält Schweinerassen, die langsam wachsen. Ein konventionelles Mastschwein muss in einem halben Jahr das Schlachtgewicht von etwa 100 kg erreichen, die Labonca-Schweine brauchen dafür ein Jahr. Weil sie ständig in Bewegung sind, brauchen sie mehr Futter.

200 Euro mehr Futterkosten pro Schwein

"Ich habe pro Schwein um 200 Euro mehr Futterkosten als ein konventioneller Bauer", erklärt Hackl. Deswegen muss er sein Fleisch auch teurer verkaufen. "Über den normalen Markt geht das nicht. Da werden im Moment 1,50 Euro für das Kilo Schwein bezahlt, für Bioschweine bekommt man drei Euro. Ich muss aber fünf Euro bekommen, damit sich das auszahlt", rechnet er vor.

»Auch bei Bio herrscht die Prämisse: Was darf es kosten?«

"Wäre den Konsumenten der wahre Fleischpreis bekannt, würde jedem klar sein, dass es kein Karree um 4,90 Euro geben kann", kritisiert Hackl Schleuderpreise im Supermarkt. Und: "Auch bei den Bioverbänden geht es noch zu wenig um die artgerechte Haltung der Tiere. Auch hier herrscht die Prämisse: Was darf es kosten? Und dann gehen sich eben grad einmal 1,2 Quadratmeter Standfläche für ein Schwein aus."

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© Labonca Schweine am Labonca-Hof

Darum hat Hackl seinen eigenen Fleischhandel aufgezogen. Frischfleisch von Schwein, Rind, Huhn und Pute, Wurst, Speck und Schmalz können online (www.labonca.at ) bestellt werden und werden gekühlt versendet.

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