Schritt für Schritt durch
die Kitzbüheler Alpen

Auf fünf Etappen führt Österreichs erster Weitwanderweg für Familien von Hopfgarten nach St. Ulrich am Pillersee. Damit keine Langeweile aufkommt, warten abwechslungsreiche Attraktionen entlang des Weges

von Reise - Schritt für Schritt durch
die Kitzbüheler Alpen © Bild: Erwin Haiden

Der erste Tag beginnt gemütlich. Schließlich startet die Wanderung nicht im Zentrum von Hopfgarten, sondern bei der Mittelstation der Salvenbahn. Und während die ersten Höhenmeter mit der Seilbahn rasch überwunden werden, ist klar: So einfach wird es in den kommenden Tage nicht mehr, stehen doch fünf Etappen durch die Kitzbüheler Alpen mit insgesamt 76 Kilometern und 5.000 Höhenmetern bevor. Doch gleichzeitig steigt die Vorfreude auf das kommende Abenteuer, und die sportliche Herausforderung, je näher die Mittelstation rückt.

Aussichtspunkte und Muskelkater

Wandern boomt. Schon vor der Coronapandemie zog es immer mehr Menschen in die Berge. Durch die Lockdowns stieg die Zahl derer, die Ausgleich in der Natur suchen, nochmals deutlich an.

Die Wanderstudie 2021 von bergzeit.de ergab, dass rund 85 Prozent der Befragten wandern, um sich mit der Natur verbunden zu fühlen. 78 Prozent der Sportler bauen dabei Stress ab.

© Gartner Mathäus /Kitzbühler Alpen Etappe eins: Auf dem Gipfel der Hohen Salve befinden sich neben einem Drehrestaurant eine Wallfahrtskapelle und ein Spielplatz

Wie gut das funktioniert, wird spätestens am Ende der ersten Etappe deutlich, nach mehreren Stunden Gehzeit, zunächst bergauf mit dem Ziel, das Drehrestaurant auf der Hohen Salve zu erreichen, dort einzukehren und die Bergwelt vorbeiziehen zu lassen. Dann 1.000 Höhenmeter bergab. Die Belastungen des Alltags scheinen weit weg zu sein. Denn die Oberschenkel schmerzen, und die Gedanken kreisen hauptsächlich darum, ob eine Mehrtageswanderung wirklich eine gute Idee war und was der nächste Tag bringen wird.

Der beginnt ziemlich nebelig. Doch Dank der guten Markierung des Weges ist das nicht weiter schlimm. Zwar ist von der Landschaft links und rechts nur wenig zu erkennen, und das herrliche Panorama lässt sich nicht einmal erahnen, dafür ist sonst kaum jemand unterwegs. Es ist gespenstisch ruhig, nur ab und zu sind die Glocken der Kühe, deren Weiden gequert werden müssen, aus dem Nebel zu hören.

Rätseltour mit Berggeiß Bertl

Nach knapp zwei Stunden taucht die Wiegalm auf. Die nächste Seilbahn ist weit weg, die Atmosphäre entspannt und das Essen - von Kaspressknödelsuppe bis Blechkuchen - empfehlenswert. Es geht weiter über den Gaisberg zur Gaisbergalm. Der abschließende Abstieg ist vor allem für Kinder sehr kurzweilig. Denn Berggeiß Bertl, das Maskottchen des Gebiets, lädt zu einer Rätseltour. An acht Stationen, inklusive Riesenschaukel und Streichelzoo, müssen Aufgaben gelöst werden.

Spätestens am dritten Tag ist der eigene Rhythmus gefunden, und die Faszination des Weitwanderns wird deutlich. Keine frühmorgendliche Anreise zum Ausgangspunkt, sondern einfach frühstücken und losgehen. Der ganze Tag ist ausschließlich fürs Gehen reserviert. Ohne Zeitdruck, ganz nach Lust und Laune können Pausen und Stopps eingelegt werden. Einige Streckenabschnitte sind zudem keine viel begangenen Tageswanderungen. Diese sind selbst in der Hochsaison angenehm einsam und ruhig.

© Vonier Peter /kitzbühler Alpen Etappe vier: Der Ludwig-Scheiber-Steig am Kitzbüheler Horn

Etappe vier ist jene mit den meisten Attraktionen entlang des Weges: Das Gipfelziel des Tages, das 1.996 Meter hohe Kitzbüheler Horn, der Alpenblumengarten, in dem auf 1.800 Meter Höhe 400 Pflanzen aus Österreichs bergen und dem Himalaya zu sehen sind, und für Kinder ein Kletterpfad. Der Ludwig-Scheiber-Steig, der vom Kitzbüheler Horn weiter zur Harschbichlalm führt, ist ein kurz mit einem Stahlseil versichert und bietet einen fantastischen Blick auf das Kaisergebirge.

Erfrischendes Ziel

Das letzte Stück an diesem Tag kann anstatt zu Fuß mit Mountaincarts absolviert werden. Die 3,8 Kilometer lange Strecke führt von der Mittelstation der Harschbichlbahn direkt nach St. Johann in Tirol.

So kann Kraft für die fünfte und letzte Etappe gespart werden. Diese ist mit 19 Kilometern nicht nur die längste, sondern kann - im Gegensatz zu den vorherigen - nicht mit Seilbahnen abgekürzt werden. Am Ziel befindet sich der smaragdgrüne Pillersee - ein erfrischendes Ende einer abwechslungsreichen Tour.

INFOS

Hotels und Sommercard

Gleich mehrere Varianten des KAT Walks in den Kitzbüheler Alpen stehen zur Auswahl. Darunter auch Österreichs erster Weitwanderweg für Familien, der KAT Walk Family. Er folgt der Wegführung des KAT Walk Kompakt über fünf Etappen von Hopfgarten im Brixental nach St. Ulrich am Pillersee. Vier Etappen können mit Seilbahnen abgekürzt werden, wenn es doch einmal zu viel wird oder man mehr Zeit an den Attraktionen wie Hochseilklettergarten, Rätselralley oder Mountaincarts verbringen möchte. Bergerfahrung sollte bereits vorhanden sein. Die Wege sind rote, also mittelschwere Wanderwege. Im Vorfeld werden den Wanderern detaillierte Karten und Beschreibungen der einzelnen Etappen zugeschickt. Wer plant, öfters Seilbahnen zu nutzen, sollte sich zu Beginn die Sommercard (www.sommercard. at) kaufen. Die ist vor allem für Familien mit kleineren Kindern sinnvoll. Empfohlen ist für den KAT Walk Family ein Mindestalter von sechs Jahren.

© Kunz PR

Übernachten

Auf www.kat-walk.at können die Unterkünfte unkompliziert online zusammengestellt und gebucht werden. Das erste Hotel ist immer das Sportresort Hohe Salve in Hopfgarten, das direkt an der Seilbahnstation liegt. Danach können unterschiedlichen Unterkünften in den einzelnen Ortschaften ausgewählt werden. Darunter z. B. das Sporthotel Reisch in Kitzbühel. Urgroßvater Franz Reisch setzte sich für den Skisport in Kitzbühel ein und fuhr 1893 als Erster mit den Skiern die Hänge des Kitzbüheler Horns hinab. Das Hotel Park in St. Johann wiederum ist der perfekte Ausgangspunkt für einen Altstadtbummel oder Kaffeehausbesuch. Das Gepäck wird übrigens von Unterkunft zu Unterkunft transportiert, sodass beim Wandern nur ein Tagesrucksack notwendig ist.

© Daniel Waschnig Photography Im Sportresort Hohe Salve kann man sowohl sporteln als auch perfekt entspannen

Winterwandern und Biken

Weitere Möglichkeiten sind der KAT Winter (vier talnahe Etappen) beziehungsweise KAT Bike, der drei Tage lang auf 170 Kilometern durch die Berge verläuft.

Anreise

Am besten mit dem Zug. Das Sportresort Hohe Salve liegt in Gehweite des Bahnhofs Hopfgarten. Allgemeine Infos zur Region sind unter www.kitzbuehler-alpen.at zu finden.