Österreichs Kapitalmarkt im Osten stark:
Der Finanzplatz Wien gewinnt an Bedeutung

Marktanteil heimischer Banken über 23% in CEE Private-Equity-Branche noch unterentwickelt

Der österreichische Kapitalmarkt hat in den vergangenen Jahren vor allem durch die Expansion der heimischen Wirtschaft in Osteuropa an Bedeutung gewonnen. Insbesondere der Bankensektor hat die Gunst der Stunde genutzt und kommt laut der Österreichischen Nationalbank (OeNB) auf einen Marktanteil von 23,3 Prozent in den CEE-Ländern (ohne Russland und Türkei). Nun gelte es, die Rolle Wiens als überregionaler Finanzplatz weiter voranzutreiben, hieß es beim vom Aktienforum veranstalteten Austrian Equity Day 2007. Dazu will das Aktienforum einen Strategieplan "Wien 2020" ausarbeiten.

Österreichs Kapitalmarkt im Osten stark:
Der Finanzplatz Wien gewinnt an Bedeutung

In den wichtigsten CEE-Märkten haben die heimischen Banken bedeutende Marktanteile erobern können. In Tschechien betrug der Marktanteil der Österreicher im zweiten Quartal 2007 37,4 Prozent, in Kroatien 64,7 Prozent und in Rumänien 41,1 Prozent, berichtete Michael Würz, Abteilungsleiter der OeNB-Finanzmarktanalyse.

Allerdings habe auch die Entwicklung des Euro, der zu einer zweiten Weltwährung aufgestiegen ist, den Erfolg des Wiener Finanzplatzes begünstigt. So werden derzeit fast ein Drittel aller internationalen Schuldtitel bereits in Euro ausgewiesen. Mehr als ein Viertel der Weltwährungsreserven sind in der europäischen Währung angelegt. Der Bargeldumlauf des Euro habe mit über 660 Milliarden jenen des Dollars bereits überholt, schilderte Würz.

Marktkapitalisierung um 390 Prozent gestiegen
Neben den Banken konnte sich auch die Wiener Börse durch zahlreichen Kooperationsabkommen mit den CEE-Börsen gut positionieren und hat in den letzten Jahren eine beachtliche Entwicklung durchgemacht. Die Marktkapitalisierung stieg von 2002 bis November 2007 um 390 Prozent auf rund 157,8 Mrd. Euro. Gleichzeitig gelang es, ein stärkeres internationales Investoren-Interesse für den Wiener Börseplatz zu wecken. So legten die Handelsumsätze, an denen internationale Akteure beteiligt waren, von 16,6 Prozent im Jahre 2002 auf 56,4 Prozent im November 2007 zu.

Private-Equity-Branche unterentwickelt
Im Gegensatz dazu sei die österreichische Private-Equity-Branche noch immer unterentwickelt, erklärte Michael Trojner von der österreichischen Investmentgesellschaft Global Equity Partners (GEP). "Wir liegen vom Volumen her mit über 400 Mio. Euro weit über den am Markt tätig Konkurrenten. Dies klingt nach viel, ist aber im europäischen Kontext gar nichts", betonte Trojner. Man konnte nicht ein Mal bei der Privatisierung von Böhler Uddeholm mithelfen, die sich sofort an die britische CVC Capital Partners gewandt hatte. Laut dem Kapitalmarktbeauftragten Richard Schenz liege man innerhalb der EU-27 auf vorletzter Stelle gerade einmal vor Griechenland. Hier sollten neue Wege der Mittelstandsfinanzierung gefunden werden, mahnte Schenz.

Österreich müsse sich in der Finanzwelt auf seine Stärken besinnen, wie man dies etwa in der Industrie gemacht habe. Man habe in der Alpenrepublik nicht daran gearbeitet, "die bessern Siemens oder Daimler Benz zu werden, sondern etwa die besseren AT&S", so Thorsten Paul, Vorstandsmitglied der Investkredit Bank. Diese Strategie, sich auf Nischen zu konzentrieren, die anderswo nicht so effektiv umgesetzt werden, könnte auch ein künftiges Erfolgsrezept für die Finanzwirtschaft werden. Man sei in Österreich etwa in der Beratung von Unternehmenstransaktionen exzellent positioniert, so Paul weiter.

Warten auf Steuerreform
"Der Wettbewerb auf den internationalen Finanzplätzen wird härter. Deshalb wird die nächste Steuerreform die Stunde der Wahrheit werden", sagte Herbert Pichler, Geschäftsführer der Bundessparte Bank und Versicherung der Wirtschaftskammer Österreich. Man könne in Europa niemandem mehr eine Kreditgebühr erklären.

Im Gespräch mit der APA erklärte Pichler, dass der aktuelle Bericht des Internationalen Währungsfonds (IWF) über die Banken gut ausgefallen sei. Besonders wurde das Engagement in Südosteuropa hervorgehoben. Die IWF-Kritik an der "überzogen strengen Amtshaftung" der Aufsichtsorgane sei nachvollziehbar. Diesbezüglich erwarte er sich ein Anpassung an die europäischen Standards.
(apa/red)