Heulender Goldschakal
erobert Österreich

Der wolfsähnliche Goldschakal erweitert sein ursprünglich Verbreitungsgebiet. Mittlerweile gibt es Sichtungen in allen Bundesländern - außer Vorarlberg – mit deutlich steigender Tendenz.

von Neues Raubtier - Heulender Goldschakal
erobert Österreich © Bild: istock images

Seit ein paar Jahren ist Jennifer Hatlauf, Forscherin am Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft der Universität für Bodenkultur Wien, dem Goldschakal auf der Spur. Ziel des Projekts: Die Bestandserhebung von Goldschakalen in Österreich. Und die Beobachtung, wie sich die neue Tierart in Europa verbreitet.

© Jennifer Hatlauf Ein Goldschakal streift durch Österreichs Wälder

Kein leichtes Unterfangen. Denn die Wildtierökologin ist dabei auch auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Goldschakale nachtaktiv, scheu und nur schwer von einem Fuchs oder einem kleinen Wolf zu unterscheiden sind.

»Unglaublich, welche Laute der Goldschakal von sich geben kann«

Sobald eine Sichtung gemeldet wird, startet dort der Feldeinsatz der Expertin. Mittels bioakustischer Stimulation wird nach Goldschakalgruppen gesucht. Dabei wird der Ruf eines Goldschakals abgespielt, der andere Individuen zur Antwort verleiten soll.

Akustiksimulation, Kamerafallen und Hunde

Das spezielle Heulverhalten - also der Kommunikation zwischen den Tieren - sei besonders faszinierend. "Unglaublich, welche Laute der Goldschakal von sich geben kann. Man kann manche Töne schon als 'Sirenen' beschreiben", erklärt sie.

Außerdem werden an ausgewählten Plätzen Kamerafallen montiert. Die Wissenschaftler arbeiten seit kurzem auch mit tierischer Unterstützung bei der Suche nach Goldschakalen. So werden speziell ausgebildete Hunde für den Einsatz zur Losungssuche eingesetzt.

Goldschakale in Österreich

"Die Entwicklung des Goldschakalvorkommens in Österreich ist sehr dynamisch", sagt Hatlauf. Bisher gab es in fast allen Bundesländern (außer in Vorarlberg) bereits Einzel-Sichtungen. Im Jahr 2007 gab es den ersten Nachweis von Welpen im Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel, zwei Jahre später gab es dort wieder Nachwuchs. Ein Zeichen dafür, dass sich der Einwanderer dauerhaft in Österreich angesiedelt hat.

© Jennifer Hatlauf Auch in dieser Umgebung fühlt sich der Goldschakal wohl

2016 wurde erstmals mit Hilfe akustischer Stimulation im Burgenland erneute Reproduktion bestätigt. Es folgten weitere Nachweise in der Steiermark und in Niederösterreich. In Kärnten wurde 2017 eine Gruppe fotografiert. "

"Die jeweiligen Bundesländer müssen sich auf ein vermehrtes Vorkommen einstellen", fasst die Expertin zusammen.

Übrigens: Das allererste Exemplar in Österreich tauchte bereits 1987 in der Steiermark auf. Warum sich die Goldschakale überhaupt ausbreiten und sogar hierzulande ansiedeln hat verschiedene Gründe - wie etwa den Klimawandel - und ist bis heute nicht gänzlich geklärt.

Woher kommt der Goldschakal

Eigentlich leben Goldschakale in Asien sowie im Südosten Europas auf dem Balkan. Seit einigen Jahrzehnten aber tauchen sie auch westlich und nördlich davon auf.

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Mehr als 100.000 Goldschakale gibt es mittlerweile in Europa. Experten gehen von einer Gesamtpopulation von bis zu 117.000 Exemplaren in mittlerweile 19 Ländern Europas aus.

Anpassungsfähiger Überlebenskünstler

"Der Goldschakal ist sehr flexibel in der Lebensraum - und Nahrungswahl. Er kann sich gut an unterschiedlichste Gegebenheiten anpassen", erläutert die Expertin. So nutzt der bis 50 Zentimeter schulterhohe und maximal 15 Kilo schwere Räuber, eine Vielfalt an Lebensräumen: In Wäldern, Agrarlandschaften oder Feuchtgebieten ist er anzutreffen.

Wo trifft man den Goldschakal?

Auch das Leben nahe von Siedlungen stelle für den Goldschakal kein Problem dar – in Österreich nutze er aber durchaus noch entlegene geschützte Gebiete oder kleine Waldflächen.

Das schmeckt dem Goldschakal

Ebenso wenig wählerisch wie beim Wohnort ist er bei seinen Mahlzeiten. Hauptbeute des Goldschakals sind kleine bis mittelgroße Säugetiere, wie zum Beispiel Mäuse. Aber auch Insekten, Amphibien, Fische oder Aas stehen am Speiseplan. Auch vor vegetarischer Kost macht er nicht Halt. Übrigens ist der flexible Allrounder auch ist in der Lage auch kleine Nutztiere, wie zum Beispiel Lämmer, zu erbeuten.

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Romantischer Jäger

Immerhin hat der Goldschakal einen ausgeprägten Sinn für Romantik. Die Partner bleiben ein Leben lang zusammen, markieren gemeinsam ihr Territorium und gehen zusammen auf die Jagd. In Europa ist die Paarungszeit im Jänner und Februar. Für Menschen stellt der Goldschakal keine unmittelbare Gefahr dar.

Was bedeutet die neue Tierart für uns

Doch wie sieht es mit dem Lebensraum und dem Bestand anderer Tiere aus? Wirkt sich die Anwesenheit des neuen Jägers aus? Der mögliche Einfluss des Goldschakals auf unser heimisches Ökosystem wird laufend untersucht.

"In Zusammenarbeit mit der Jägerschaft und dem Naturschutz werden in relevanten Gebieten Fotofallen zu Monitoring-Zwecken angebracht", berichtet Jennifer Hatlauf. Grund zur Sorge gebe es nicht. Das betont der Salzburger Wolfsbeauftragte Hubert Stock: "Da dieses Tier nicht so groß ist wie der Wolf, sind größere Tiere kaum gefährdet. Ich sehe daher derzeit kein so großes Problem für die Landwirtschaft."

Jagd auf den Goldschakal

Der Goldschakal kann in zwei Bundesländern von September bis März bejagt werden und ist in den restlichen geschützt. Diese ganzjährige Schonung wird von Tierschutzorganisationen begrüßt. Denn im Moment gefährde der Goldschakal keine andere andere Tierart.

Zudem lebt der Goldschakal in Familienverbänden, in denen die Mitglieder sehr enge Bindungen eingehen. Stirbt ein Tier, dann leiden die anderen unter dem Verlust sehr. Es müsste also sehr gewichtige Gründe für einen Abschuss geben-

Der Goldschakal scheint sich in Österreich jedenfalls wohl zu fühlen und ist gekommen, um zu bleiben. Bis er im neuen Verbreitungsgebiet heimisch geworden ist, bleibt er unter Beobachtung.