Die Soundcloud von vorgestern

Spindi im Jugendwahn, Lehrer im Burnout und Abenteuer-Akkustik in den Öffis: Trendsetting auf Österreichisch.

von NEWS-Redakteurin Nadja Sarwat © Bild: NEWS

Die Verursacherin des brutalen Heulbojen-Sounds versuchte lediglich ihren Nachwuchs zu sich zu beordern. Offenbar ein gewisser Jason. An sich ein wunderschöner Name. Beim Versuch, diesen englisch auszusprechen, kommt jedoch, versehen mit dem hiesigen Idiom, ein(e) Tschesn heraus, worunter so ein Kind dann lebenslänglich zu leiden hat. Und es stiftet mitunter Verwirrung in Bussen.

Mit Wehmut gedenke ich dem Jason-Pendant der 1970er Jahre. Der Rennne ausgesprochene René Sackbauer, als Mundls Enkel zu Berühmtheit gelangt. Doch die frankophone Namensgebung droht leise aus dem Klangbild der Stadt zu verschwinden. Sie ist am Ende, out, die Amis sind in. (Danke Hollywood!). Schade eigentlich. Ich vermisse Renne und Tschakeline ein bisschen, zumindest wenn ich in den Öffis unterwegs bin.

Doch wie wir wissen: Alles hat einmal ein Ende, nur die Wurscht hat zwei. Darum ist in den Öffis jetzt Schluss mit Nostalgie. Die sonore Wiener U-Bahn-Stimme, die 40 Jahre ihren Dienst versah, soll in der Remise endgelagert werden. Heute seien im Verkehrswesen Damenstimmen gefragt, heißt es. Wobei diese ja auch nicht immer als Ohrenschmaus durchgehen können. Siehe mein Stimmwunder im Bus. Vermutlich mit ein Grund, warum im Internet unter den Zwangsbeglückten leiser Unmut laut wird.

Auch anderweitig gibt man sich neuerdings modern. Der Chuck Norris unter den Trendsettern, der sicher demnächst schon ultrahippe VP-Chef Spindelegger, hat die Sprache der Jugend für sich entdeckt. Oder das, was er dafür hält. Die Wehrpflicht bewirbt er mit "megacool", so hätte es ihm ein Berufener, ein Rekrut, kürzlich geflüstert. Na dann. Ist zwar inhaltlich ein Mega-Blödsinn, aber hey? Wer erwartet heute schon Inhalte, wenn man sich auch so lächerlich machen kann? Ändern wollen die Berufs-Blockierer notorisch nichts. Spindis Gesinnungsgenossen wollen weiterhin den Buben des Landes fast ein Jahr ihres Lebens nehmen. Die dürfen dann wahlweise im Gatsch herumhupfen (beim Heer) oder unterbezahlte Frondienste als Zivi leisten. Mega-uncool. Ein ordentliches Berufsheer und ein (fair entlohntes!), freiwilliges Sozialjahr für Buben (und Mädchen!!!) tut's auch, wie man im Rest der westlichen Welt vorgezeigt hat.

Und noch einer glaubt sich voll im Trend. Ein gewisser Herr Huss, in der Öffentlichkeit bisher nicht weiter bekannt und noch weniger vermisst, hat ein Buch geschrieben. Er habe sich als Gymnasial-Lehrer ein Burnout angezüchtet. Peinlich nur, dass zeitgleich eine OECD-Studie veröffentlichte, dass unsere AHS-Lehrer im Vergleich zu allen anderen Ländern durchschnittlich weniger arbeiten, aber dafür umso mehr kassieren. Autsch. Ganz schlechtes Timing.

Der Lärmpegel in der Klasse sei zu hoch gewesen, ortet der verhaltensoriginelle Herr Huss die Schuldigen für seine Erkrankung unter seinen Schülern. Aber ist es denn nicht der Job des Lehrers, mittels spannenden Vortrags für Stille und aufmerksam lauschende Kinderohren zu sorgen? Damit keine Missverständnisse aufkommen: Pauschales Lehrer-Bashing liegt mir fern, es gibt auch viele engagierte, tolle Lehrer. Dass die Gefahr laufen, wie viele Schüler auch, im Burnout zu enden, ist schon klar. Prof. Huss macht in der TV-Diskussion zur Causa nicht den Eindruck, dass er dazuzählt. Dass der Beruf für ihn Berufung ist.

Dem Erschöpften sei ein rascher Jobwechsel nahegelegt, bevor die Ganztagsschule kommt. Nur eine Umschulung zum Buschauffeur könnte ins Auge gehen: Da kann man megaschnell Ohrenkrebs kriegen.

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