Gefahr aus Fernost: Spielzeug bis Autos - Ramschware aus China erreicht Österreich

FORMAT: Die Gefahren & wie man sich schützen kann 'Probleme mit Qualität haben vor allem kleine Firmen'

Yu Guangzhou mag es gern übertrieben. So tönte Chinas Vizeminister für Handel auf dem China Economic Development Forum in Peking, dass sein Land den Titel Exportweltmeister schon im nächsten Jahr tragen und Deutschland endgültig den Rang abjagen werde. Wenig überraschend, ist der beredte Politiker davon überzeugt, die USA noch heuer vom zweiten Platz der weltgrößten Exportnationen zu verdrängen.

Gefahr aus Fernost: Spielzeug bis Autos - Ramschware aus China erreicht Österreich

Die Chancen darauf stehen tatsächlich gut, zumal die Ausfuhren Chinas 2006 um sieben Prozentpunkte höher emporschnellten als jene Amerikas. Womit der Wert der Exporte aus dem Reich der Mitte mit 969,1 Milliarden Dollar nur um siebzig Millionen unter jenem der USA lag. Doch Guangzhou dürfte bei seiner langen Rede vergessen haben, auf jene Begleitsymptome zu verweisen, die Chinas rasanten Aufstieg zum Exportkaiser überhaupt erst bedingten. In China werde das Wachstum nämlich "teils durch unterbezahlte Arbeitskräfte vorangetrieben, die qualitativ minderwertige Ware zu Spottpreisen fürs Ausland fertigen", meint Dirk Schäfer, Österreich-Chef von Kerkhoff Consulting, einer deutschen Unternehmensberatung, die Firmen bei deren Suche nach Lieferanten in China hilft.

Schäfers Vorwurf erhärtet sich jetzt zunehmend. Denn ob Weichmacher in Würzsoßen, Schwermetalle in Kinderspielzeug oder Autos, die den Crashtest nicht bestehen - in den EU-Raum importierte Produkte made in China entpuppen sich zusehends als nicht zu unterschätzendes Risiko für die Gesundheit. So musste der US-Spielwarenhersteller Mattel erst vor einer Woche eine Rückholaktion von 1,5 Millionen Spielzeugen starten, weil diese in China mit bleidurchsetzter Farbe bemalt worden waren; in den Niederlanden sorgten dieser Tage chinesische Matratzen für Aufregung, weil sie vermutlich mit einem Schädlingsbekämpfungsmittel behandelt wurden, und jüngst machte auch ein US-Lebensmittelhersteller Schlagzeilen, weil er, nachdem fünfzig Kinder erkrankt waren, einen Gemüsesnack wegen des Verdachts auf salmonellenverseuchte Zutaten wieder aus den Regalen nehmen musste.

Doch das ist noch längst nicht alles. Die Zahl der gesundheitsgefährdenden Produkte aus China steigt laut EU-Angaben kontinuierlich an. Mittlerweile bringt die Union wohl auch aus eigenem handelspolitischem Interesse gar wöchentlich eine Liste von gesundheitsschädigenden Waren heraus. Diese "Blacklist" der EU hält in China hergestellte Produkte für besonders riskant. Bislang begegnete die Regierungsspitze in Peking der Kritik aus dem Ausland vornehmlich mit Ignoranz, doch nach einer Reihe von Lebensmittelskandalen ersucht sie nun um Zeit, um Produktions- und Qualitätsprüfverfahren zu verbessern. Wohl auch, weil die EU nun mit Sanktionen droht.

Auch in Österreich scheint akuter Handlungsbedarf zu herrschen. Betroffen sind vor allem Spielwaren, Textilien, Lebensmittel, Maschinen für die Leichtindustrie und elektronische Bauteile wie Festplatten.

Erst am Montag nahm Toys "R" Us in Österreich Babylätzchen der Marke Hamco vom Markt, weil in den USA in ähnlichen Kleiderteilen ein hoher Bleigehalt geortet wurde; und der US-Konzern Mattel startete auch hierzulande wegen bleidurchsetzter Ware eine Rückholaktion von 90.000 Spielwarenartikeln. "Wir müssen in China teils auf Vertrauensbasis mit Zulieferern arbeiten, wodurch es zu solchen Vorfällen kommen kann", sagt Mattel-Austria-Sprecherin Stephanie Wegener. "Im vorliegenden Fall hat einer unserer Lieferanten ohne unser Wissen einen weiteren Zulieferer eingeschaltet, der schließlich den Schaden verursachte." Solche Vorfälle seien, so Wegener, leider kaum zu vermeiden. Eine Meinung, die auch Silke Diekmann vom dänischen Spielwarenerzeuger Lego teilt. Ebenso wie der Wiener Spielehersteller Piatnik lässt Lego kaum in China fertigen. Diekmann: "Das Risiko ist einfach zu hoch. Ließen wir in großen Mengen in China produzieren, könnten wir nicht garantieren, dass europäische Prüfstandards eingehalten würden."

Ein großes Problem gebe es demnach vor allem bei der Qualitätskontrolle - was auch Erich Zippel, Leiter des Österreichischen Textilforschungsinstituts, bestätigt. "Wir stoßen bei unseren Stichproben von Schutzkleidung - etwa hitze- und kälteresistente Westen - immer wieder auf Materialien, die nicht der EU-Norm entsprechen. Leider werden nach wie vor viele der in Österreich erhältlichen Produkte aus Fernost überhaupt keiner Kontrolle unterzogen."

In dieselbe Kerbe schlägt der Obmann der österreichischen Textilhändler, Willi Stift. "Es ist zwar nur schwer vorstellbar, aber teils fehlen für chinesische Produkte Qualitätsprüfungen gänzlich." Wie der Experte meint, forderten die niedrigen Preise von Waren made in China eben ihren Tribut. "Das Personal ist sehr schlecht bezahlt und das Material teils von minderer Qualität. Dadurch sind die Güter für den Konsumenten zwar billig, Geld für teure Qualitätskontrollen bleibt da aber keines übrig."

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