Interview-Boykott?

Stronach legt strenge Autorisierungs-Vereinbarung vor - ÖJC für Interview-Boykott

von Frank Stronach bei einer Rede in Innsbruck © Bild: APA/Robert Parigger

Wie "Datum" berichtete, sollen Journalisten mit der vorgefertigten Erklärung namentlich zustimmen, vor einer Veröffentlichung von Gesprächen und Interviews mit Stronach "den gesamten Interviewtext" Kathrin Nachbaur, der Leiterin des Stronach "Instituts für sozialökonomische Gerechtigkeit", "zur Einsicht und schriftlichen Freigabe" zu senden. "Ich schicke auch Titel und Einleitung zur etwaigen Richtigstellung von Fakten zu", heißt es in dem veröffentlichten Formular. Und außerdem: "Falls die Autorisierung des Interviews nicht erteilt wird, werde ich weder den Umstand des Interviews noch das Gespräch ganz oder auszugsweise veröffentlichen."

Im Absatz darunter hält Stronach dann demnach fest, dass er "die Freiheit des Journalismus respektiert" und er ein "absoluter Befürworter des Journalismus als objektives, neutrales Kontrollorgan" sei. Die Vereinbarung gelte ausschließlich "zur Einhaltung der Werte Wahrheit, Fairness und Transparenz".

Journalisten Club für Interview-Boykott

Scharfe Kritik an der von Frank Stronach bei Interviews verlangten Autorisierungs-Vereinbarung kommt vom Österreichischen Journalisten Club (ÖJC). "Dies verstößt eindeutig gegen die Grundregeln der Pressefreiheit, die blutig erkämpft wurden", sagte ÖJC-Präsident Fred Turnheim in einer Aussendung. Als Antwort auf den "Maulkorb des Herrn Stronach" plädiert Turnheim für einen Interview-Boykott gegen den Milliardär.

"Der ÖJC ersucht alle Kolleginnen und Kollegen solange keine Interviews mit Herrn Stronach und seinen Parteigranden zu führen, bis dieser sein demokratiefeindliches Formular zurückzieht, das im Alltagsgeschäft in Österreich völlig unüblich ist", heißt es in der Aussendung. Immerhin könne eine derartige Erklärung eine Unterlassungsklage zur Folge haben. "Da ist es doch gleich besser, kein Interview mit dem Herrn Stronach zu führen", so Turnheim.

Team Stronach reagiert auf Diskussion

Inzwischen hat das Team Stronach auf die scharfe Kritik wegen der Forderung nach einer Autorisierungs-Vereinbarung bei Interviews reagiert. Zwar hielt der Pressedienst des Team Stronachs in einer Aussendung am Samstag fest, dass die Autorisierung von Interviews international üblich sei. Dies sei nicht als ein Angriff auf die Pressefreiheit zu werten und die Vorwürfe hinsichtlich "Zensur" seien haltlos. Da Journalisten dies aber so auffassen könnten, sei die Erklärung aktualisiert worden. Der Österreichische Journalisten Club bezeichnete die Änderung als "Augenauswischerei".

Die Aufforderung, dass Titel und Vorspann zur Sichtung übermittelt werden sollten, sei nur erfolgt, um sicherzustellen, dass das Gesagte nicht aus dem Zusammenhang gerissen werde und auch die Fakten inhaltlich richtig seien. "Dies haben wir eher als Hilfe für Medien gesehen, damit Fehler vermieden werden - niemals als Angriff auf die Pressefreiheit", so das Team Stronach.

Vorgehen aus Unternehmen nicht 1:1 für Politik anwendbar

Frank Stronach wüsste, dass jeder Halbsatz Auswirkungen haben könne, steht weiter in der Aussendung. Bei der Leitung eines milliardenschweren, börsennotierten Unternehmens könne jede Äußerung Einfluss auf den Börsenkurs des Unternehmens haben. Diese sehr strikte Interview-Policy sei auch für das Team Stronach übernommen worden. Aufgrund der geäußerten Bedenken und Kritik von Journalisten habe das Team Stronach jedoch verstanden, dass diese Policy nicht 1:1 auf die Politik anwendbar sei.

Auch die Formulierung "weder den Umstand noch das Gespräch wiederzugeben" sei unglücklich gewählt worden und werde geändert. Das Team Stronach stehe uneingeschränkt zur Pressefreiheit, hieß es weiter. "Wir bedanken uns ausdrücklich beim Österreichischen Journalistenclub und allen JournalistInnen Österreichs, die uns auf unseren Fehler aufmerksam gemacht haben und versichern, dass zu keinem Zeitpunkt ein Eingriff in die Pressefreiheit Ziel unseres Handelns war."

ÖJC: Adaptierung ist "Augenauswischerei"

Der Österreichische Journalisten Club (ÖJC) lehnte in einer Aussendung am Samstag die Änderung der Autorisierungserklärung seitens des Team Stronachs ab. Eine schriftliche Autorisierungserklärung sei in Österreich unüblich und werde daher in jeder Form abgelehnt. "Die heute Abend vorgelegte Adaptierung der bisherigen Erklärung ist nur Augenauswischerei", kritisiert ÖJC-Präsident Fred Turnheim den Vorstoß des Medienmanagers des Teams Stronach. Der ÖJC bleibe daher bei seinem Standpunkt und empfehle keine Interviews unter diesen Bedingungen mit Herrn Stronach durchzuführen.

Kommentare

RobOtter

Na dann wird er halt nicht mehr interviewt und aus.....
Der lebt ja nur von den Medien. Wie sollte der Wahlkampf machen wenn keiner über ihn berichtet? Wo will er seine Inserate schalten?
Einfach nur lachhaft....

derpradler

Interviews werden ja immer vorher besprochen. Themen werden ausgeklammert ................. in Österreich sind die Medien angepaßt und dementsprechend schönfärberisch werden die Themen um das System herum behandelt!

Der alte Mann hat ja nicht mehr alle Tassen im Schrank, vielleicht schreibt er gleich die Interviews selber und verschickt Sie an die Presse, das erspart unnötige Arbeit ;-)) Nein im Ernst, was soll denn das, es gibt ja Gott sei Dank eine Pressefreiheit !!! wir leben ja nicht hinter einem eisernen Vorhang wo alles zensuriert wird. Geh wieder nach Kanada setz dich in den Wald und fisch dir einen Lachs

Georg Lobnig

Der alte Mann hätte in Ruhe in die Rente gehen sollen. So verkommt er immer mehr als Lachfigur.

Ivoir

Zitat: "Veröffentlichung von vorne bis hinten.."
Bravo Herr Stronach, toller Schachzug, nun haben Sie auch die Medien im Sack!
Ich nehme an, daß die Medien nun über jeden Furz den Sie lassen kilometerlange Berichte schreiben.

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Es gibt soviele Möglichkeiten zu Miverständnissen, falscher Interpretation. Ich finde es sollte journalistisch selbstverständlich sein, den Intervieten den Artikel zum Interview vorzulegen.

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Ist es teilweise eh. profil beispielsweise lässt Interviews auch autorisieren, nur berichten die dann auch darüber, wenn etwas nicht autorisiert wurde und vor allem warum es nicht autorisiert wurde. Und das wollte Stronach auch unterbinden.

Ignaz-Kutschnberger

Der Frank ist wahrscheinlich noch von der ALTEN Schule... weil dem Kreisky hat man damals auch immer zeigen müssen, was man da veröffentlichen möchte :-) ... ODER??... Gibt doch sicher noch einige Reporter die sich daran erinnern können...

Von der Sorte hatten wir schon genug. Stronach soll dorthin verschwingen, wo er hergekommen ist. Er wird den Sumpf nicht trocken legen, eher das Gegenteil. Schließlich kommt die "Schmier" ja von der Industrie. Homepage von Grasser, Eurofighter usw. Den St. braucht Österreich nicht auch noch.

Astrid Weinreich
Astrid Weinreich melden

Bravo!

Schon viel zu lange- hat die Presse maulkorblos gewütet- Unwahrheiten geschrieben und das Team um die neue Partei schlecht geredet und zerwalzt.

Ich finde es grandios- daß hiermit ein Exempel gesetzt worden ist!
Ein guter Journalist hat nichts zu befürchten- um einen Schlechten ist nicht schad.!!



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Ein guter Journalist gibt sich nicht mit PR-Floskeln zufrieden, hakt nach und zeigt Widersprüche auf. Nur Widerspruch ist nicht Sache des Herrn Stronach ( Zitat: Wolln's mit mir streiten?", "Immer diese negativen Fragen..." uvm.)

Übrigens was meint er mit "....dass er die Freiheit des Journalismus respektiert"? Heißt das auf gut deutsch, Kritik ist absolut berechtigt, solange sie sich nicht gegen mich richtet, gegen m e i n e Werte, gegen m e i n e Wahrheit, gegen Fairness, die i c h meine?

Na - da wird schon gezeigt, was der Inhalt von Fanky's Buberl-Partei ist. Eine recht rigide Herrschaft - demokratische Grundsätze sind nichts wert und vor allem ist das eine gelebte Monokratie - ja darauf haben wir alle gewartet!

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