Geil ist anders

Wie der Handelsriese Media Markt / Saturn zunehmend in die Krise schlitterte

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Elektrohandel - Geil ist anders

Jetzt ist der Media-Markt/Saturn-Konzern auch noch ins Visier der österreichischen Kartellwächter geraten. Besonders peinlich: Es geht um künstlich hoch gehaltene Preise. Das mögen Konsumenten gar nicht. Laut NEWS Recherchen gibt es sogar schon ein Geständnis auf Herstellerseite. Es gilt die Unschuldsvermutung. Im Interview erklärt der Handelsexperte Peter Schnedlitz die Krise bei Media Markt.

NEWS: Herr Professor, Sie analysieren den Handel an der Wiener Wirtschaftsuniversität. Warum stottert das einstige Erfolgskonzept von Media Markt / Saturn?

Peter Schnedlitz: Das Kernproblem ist, dass sie zu lange gezögert haben, in den Onlinehandel einzusteigen. Sie haben sich lange Vergleichsportalen entzogen, was ein Fehler war.

NEWS: Sehen Sie eine Zukunft für diese großflächigen Märkte?

Schnedlitz: Ich sehe hier noch Potenzial. Eine Chance sind Pick-up-Points für Interneteinkäufe. Im E-Commerce gibt es das „last mile problem“. Die Hauszustellung ist extrem teuer. Die Abholung in der Filiale erspart dem Käufer Kosten und holt ihn trotzdem ins Geschäft.

»Täter und Opfer zugleich«

NEWS: „Geiz ist geil“ und „Ich bin doch nicht blöd“ sind Werbeslogans, die nun offenbar nach hinten losgehen.

Schnedlitz: Ja, sie sind Täter und Opfer zugleich. Was sich geändert hat ist, dass hier die Idee ihre eigenen Kinder frisst. Die Leute kommen zu Media Markt, schauen sich das Gerät an, lassen sich beraten und kaufen dann günstiger im Internet.

NEWS: Ein kompletter Wandel zum Kauf im Internet?

Schnedlitz: Der stationäre Handel ist trotzdem nicht am Ende. Es ist eine Pendelbewegung. Onlinehandel fördert keine Impulskäufe. Es ist stark linkshirnlastig, die Einkäufe erfolgen gezielt. Die Produkte müssen aber für den Käufer fühlbar sein. Der Internetauftritt alleine genügt nicht. Das Internet ist wichtig, aber es ist unwahrscheinlich, dass der Handel ganz auf Online übergeht.

»Frauenecke Zeichen der Krise«

NEWS: Warum brechen Umsätze in den Filialgeschäften ein?

Schnedlitz: Es gibt zwei Haupttrends: Die Leute laden virtuelle Musik aus dem Internet. Sie gehen nicht mehr zu Media Markt, kaufen dort CDs und sehen andere Dinge. Die Verkäufe sind außerdem von Innovationen der großen Konzerne abhängig. Aber es kommt nicht jedes Jahr ein neues iPhone auf den Markt.

NEWS: Media Markt hat es sogar mit einer eigenen „Frauenecke“ versucht. Was sagen Sie dazu?

Schnedlitz: Ja, ich war sogar dort und habe die rosarote Frauenecke fotografiert. Das war eine österreichische Idee. Ich halte es für ein Zeichen der Krise, dass solche Konzepte überhaupt umgesetzt werden.

NEWS: Sehen Sie noch weitere Ursachen für die Krise?

Schnedlitz: Sicherlich auch der Kampf mit den Gründern. Media Markt / Saturn wurde von Metro zugekauft. Solche Kämpfe sind schlecht für das Geschäft.

Alles über die Krise bei Media Markt / Saturn und den Test der besten Preisportale lesen Sie in der aktuellen Printausgabe von NEWS (09/2013)

Kommentare

Ivoir

Die Höhe des Mitarbeiterverdienstes ist bestimmt eine Motivationsfrage was die Beratung betrifft, ich denke jedoch, daß größte Prob dieser Techniktempel machen hauptsächlich die horrenden Lagerkosten aus. Alles aber nur mit dem Kalkül, daß die Kundschaft auch für den Müll der zwischen der Topware plaziert ist, dasselbe Geld ausgeben.

1Atmo melden

Ich finde es sehr beschämend, wenn man sich über die MM-Verkäufer beschwert, die angeblich vor Kunden weglaufen bzw eine schlechte Beratung hervorbringen. Habt ihr auch einmal gefragt wieviel ein MM-Verkäufer verdient? 950€ im Monat. Kein Facharbeiter geht für sowenig Geld arbeiten. Außerddem wird das Personal immer knapp gehalten. D.h. ist der Druck der Mitarbeiter groß.

lagi62 melden

was hat der verdienst mit kundenbetreuung zu tun? d.h. wenn ich zu wenig verdiene kann ich meine arbeit schlecht machen? tolle aussage, wenn es einem mm-mitarbeiter nicht passt, kann er sich an die kammer wenden oder gehen! der kunde kann am wenigsten dafür dass er einen job hat der ihm nicht passt. und überhaupt habe ich selbst erleben müssen dass einem verkäufer der flirt mit der kollegin wichtiger ist als der kunde. also tschüss mm

(siehe Vorpost): Bei Amazon.de habe ich einmal eine 700€ Uhr reklamiert, deren Sekundenzeiger stehengeblieben war. Die Uhr war auch ansonsten ein bisschen mitgenommen (Sportuhr). Dennoch wurde mir das Geld fast zwei Jahre nach dem Kauf anstandslos zurücküberwiesen - nach zwei Tagen Bei MM hingegen wird man wegen eines billigen Druckers beschimpft. Sie gehen unter und das ZU RECHT! Nie wieder MM!

derderjener melden

Ich wollte heute bei MM einen Drucker reklamieren, da er immer einen Papierstau angezeigt hat, obwohl keiner vorhanden war. Das Gerät ist beinahe auf den Tag genau 11 Monate alt. Ich bin daher in der gesetzlichen Gewährleistungsfrist und außerdem hat das Gerät selbst eine 3 Jahre lange Garantie. Keine Chance - stattdeseen wurde ich unfreundlich beschimpft und als Bittsteller abgetan. NIE WIEDER MM

wintersun melden

Hmm vielleicht an den Konsumentenschutz wenden?
Scheint ja eine absolute Frechheit zu sein und noch schlimmer wie Sie scheinbar behandelt wurden. Sowas sollte man sich eigentlich nicht gefallen lassen oder?

derderjener melden

Ganz Deiner Meinung: SO etwas lasse ich mir nicht gefallen. Offene Verweigerung der ges. Gewährleistung ist Schlichtweg untragbar. Mein Bruder ist Rechtsanwalt, am Montag geht ein Schreiben an die Zentrale in Vösendorf mit der Kündigung des Kaufvetrages und der Aufforderung zur Wandlung Zug um Zug. Außerdem geht die eine Schilderung des Vorfalles in die Zentrale nach Ingolstadt.

wintersun melden

Na das ist ja schon mal was, ich wollte eh schon fast einen Anwalt vorschlagen :-)

derderjener melden

:-) Hatten somit die gleiche Idee. Der betreffende Herr in der Service-Abteilung scheint jedenfalls kein unbeschriebenes Blatt zu sein. Wenn man seinen Namen googelt, findet man etliche Eintragungen über seine herablassende, arrogante und zudem noch beleidigende Art. Kann Garantie nicht von Gewährleistung unterscheiden und macht einen zahlenden Kunden vor anderen Kunden auf gut Deutsch "zur Sau".

annecy melden

Habe vor Jahren einen Scanner gekauft. Bei DITech – ein paar Schritte neben dem Saturn hat er 30,– weniger gekostet. Die haben immer nur ein paar Schnäppchen, der Rest wie Zubehör ist eher teuer.

wintersun melden

Das ist ja eine bekannte Strategie: Biete Ware zum unschlagbaren Preis an und verleite den Kunden sich die überteuerten Waren auch zu kaufen. Und damit wird dann der Gewinn gemacht. Scheint hier nichts anderes zu sein...

Izmir-Ibel

Beratung bei Media? Das ist wie unten angeführt eine Glücksache. Teilweise entsteht der Eindruck die Verkäufer fürchten sich vor den Kunden, so schnell wie sie abtauchen, wenn man sich suchend umblickt. Hat man dann doch einmal einen Verkäufer ergattert und geht ein wenig ins Detail, muss dieser selbst nachlesen. Das kann ich selbst auch, da brauch ich keine "Beratung"

Oliver-Berg

Meine Erfahrung mit Mediamarkt:

- Beratung ist Glückssache.
- Reklamationen werden binnen Tagen ab Kauf anstandlos durchgeführt.
- Preise sind meist 10 % bis 15 % höher als bei billigen Anbietern im Internet.
- Bestellung von Ersatzteilen für Haushaltsgeräte dauern ewig.
- Vorteil man kann bei Mediamarkt/Saturn die Geräte anschauen und sich erklären lassen.

Kauft dort wo es billiger ist.

RobOtter
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Mediamarkt behauptete vor Jahren dass sie beim Vergleich die selben Preise hergeben wie der Onlinehandel. Das hab ich einmal probiert. Angefangen hab ich beim Fachberater, der die Kriterien für den Vergleich immer höher legte. Geendet hat´s beim Filialleiter wo ich ergebnislos abgebrochen habe weil der fast schon eine schriftliche Bestätigung wollte dass der Konkurenzpreis tatsächlich stimme.

RobOtter
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Seit dem hat mich Mediamarkt immer nur vorbeigehen sehen...

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2003 habe ich beim Saturn 2 Notebooks gekauft. Heute geht das nicht mehr. Fast nur spiegelnde Displays, die extrem wenigen Angebote mit matten Display entwprchen meinen Wünschen nicht.

Ganz anders der Hofer. In den letzten Jahren nur noch Notebooks mit matten Display. Der Ultrabook der im Dezember im Angebot war erfüllt genau mein Lastenheft.

http://notebook.pege.org/2012/medion-akoya-s4216.htm

RobOtter
RobOtter melden

.....Aha....und was genau kann jetzt Mediamarkt für die Entwicklung von Notebooks mit matten oder spiegelnden Displays? ...UND.... danke für den sinnlosesten und themenfremden Link seit dem es Links gibt....mein Professor hätte auf Themenverfehlung plädiert...aber trotzdem danke für die Mitteilung Deiner Probleme....

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@RobOtter Die Notebookhersteller bieten alle Varianten an. Spiegelnde Displays für die "Ich bin blöd ung geizig" Märkte, entwpiegelte Displays für den Fachhandel.

Es sind die Einkäufer dieser Ketten die den Mist mit spiegelden Display bestellen.

Urlauber2620
Urlauber2620 melden

Ja und die Milch und das Brot kauft der "founder" dann im Elektrohandel.Wer seinen Computer bei Hofer oder Lidl kauft wird dort noch schlechter beraten als im MediaMarkt.Die meisten Geräte sind fehlerhaft zusammengebaut(fehlende Verbindungen usw.) und die Reparatur dauert endlos lange.

Die Frauenecke war super - meine Frau hat darauf hin gesagt das Sie den Mediamarkt nie mehr betreten wird - Recht hat sie! Geschlechtertrennung durch Elektrohandel, mehr brauchst nicht!
Und Media ist viel zu teuer, ich kaufe alles nur mehr Online nachdem ich die Tests gelesen habe - viel besser! Media kann von mir aus zusperren und um die kompetenten Verkäufer (uaahh) ist es nicht schade!

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