Ein Stadion und viel Streit

von Rainer Fleckl © Bild: News/Ian Ehm

Zwischen der Stadt Wien und dem Österreichischen Fußballbund (ÖFB) hängt der Haussegen schief. Und das liegt derzeit weniger an dem vom ÖFB und seinem Präsidenten, Leo Windtner, so sehnlich gewünschten Neubau eines Nationalstadions, dem der Wiener Kultur-und Sportstadtrat, Andreas Mailath-Pokorny, kürzlich via "Standard“ eine klare Absage erteilte. Hintergrund ist ein fast kafkaesk anmutender Zwist mit der Wiener Sportstätten Betriebsgesellschaft (WSB), die dem Fußballbund unter anderem das Happel-Stadion in Wien vermietet.

Am 24. März eröffnen David Alaba und Kollegen das Länderspieljahr mit einem Duell gegen Moldawien. Bis dato gibt es keinen vertraglichen Konsens über die Mietmodalitäten, zumindest keinen, an den sich die Wiener Sportstätten Betriebs-GmbH gebunden fühlt. Laut News-Recherchen möchte die WSB nach der erfolgten Umstrukturierung des Fußballbundes - es kam zur Trennung zwischen gemeinnützigem Verein und Kapitalgesellschaft - die Miete für Länderspiele deutlich anheben. Bislang betrug der Tarif für das Stadion, ähnlich wie für Austria Wien oder Rapid, knapp 40.000 Euro. Dazu kommt jedoch ein nur in Wien eingehobener Sportförderungsbeitrag, der sich an den verkauften Tickets bemisst: Ist das Happel-Stadion voll, lukriert die Stadt gut 130.000 Euro. In Summe, argumentiert der ÖFB, habe man in den letzten zweieinhalb Jahren mehr als zwei Millionen Euro an die Stadt bzw. die WSB abgeführt. WSB-Geschäftsführerin Sandra Hofmann hält dagegen, der ÖFB habe "alleine im Vorjahr mit Länderspielen einen zweistelligen Millionenbetrag umgesetzt.“ Der seit Monaten schwelende Streit erfuhr nun eine Zuspitzung: Der ÖFB hatte 25 Personen zur obligaten Sicherheitsbesprechung vor dem Ländermatch geladen - wie üblich in das Medienzentrum des Happel-Stadions. Prompt meldete sich die WSB, um dafür Kosten zu veranschlagen. Knapp 4.000 Euro für eine Besprechung mit 25 Teilnehmern, die nicht viel länger als 30 Minuten dauern muss? Ein mehr als happiger Preis. Der ÖFB suchte und fand ein Ausweichquartier: bei seinem Mitglied, dem Wiener Fußball-Verband, der ebenfalls im Happel-Stadion sitzt. Augenblicklich verhinderte die WSB auch dort einen Termin, weshalb mühselig ein Raum bei der MA 51 aufgetrieben werden musste.

Schikane findet statt in der Stadt? Ist Wien, gerade im Sport, wieder einmal anders? Sportstätten-Chefin Hofmann sagt, es brauche mit dem ÖFB einen neuen Kontrakt: "Ich gehe davon aus, dass die Vernunft noch vor dem Länderspiel siegen wird.“ Das ergäbe Sinn. Denn Baustellen gibt es wahrlich genug: Teamchef Marcel Koller moniert seit Monaten, dass neben der alten Arena im Wiener Prater kein Trainingsplatz mit den richtigen Wettkampfmaßen zur Verfügung steht; das Feld sei mehr als zehn Meter zu kurz. Hofmann kontert, der ÖFB habe sich erst unter Koller ausgerechnet für einen der kürzesten Plätze entschieden. An einer Lösung werde gearbeitet.

Kommentare