Möbelhändler Benko

Seit bekannt geworden ist, dass Kika/Leiner 1.121 Mitarbeiter beim AMS zur Kündigung angemeldet hat, fragen sich viele Branchenbeobachter was Neoeigentümer Signa-Chef René Benko mit der Möbelhandelskette tatsächlich vor hat.

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Economy Class - Möbelhändler Benko

Ist ihm der Handel wirklich ein Anliegen oder geht es ihm eigentlich nur um die Immobilien? Fakt ist, dass der Tiroler Selfmade-Milliardär für Kika/Leiner rund 600 Millionen Euro auf den Tisch gelegt hat: Dafür hat er nicht nur eine bekannte Marke erhalten, sondern auch die Gebäude, in denen die Filialen untergebracht sind. In Österreich sind das derzeit 46, wovon demnächst vier geschlossen werden. In Osteuropa, wo die Geschäfte im Gegensatz zu Österreich profitabel laufen, sind es 22.

Also kein schlechter Zuwachs für das Signa-Imperium, wobei der Preis für die neuen Immobilien noch steigen dürfte. Verhandelte doch Kika/Leiner-Betriebsratschef Karl Vogl bis zuletzt mit Unterstützung der Gewerkschaft hart um einen Sozialplan für die betroffenen Angestellten. Dieser dürfte wohl einen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag kosten.

Zudem wird Benko auch einiges ins operative Geschäft investieren müssen, um die angeschlagene Handelskette wieder konkurrenzfähig zu machen. Vor allem im Onlinevertrieb hat das Management unter Führung des neuen Aufsichtsrats, dem Ex-Baumax-Chef Michael Hürter sowie die Signa-Manager Wolfram Keil und Christoph Stadlhuber angehören, einiges zu tun. Bezeichnenderweise soll es in diesem Bereich und im Verkauf -dort, wo Geld verdient wird - keine Kündigungen geben. Insgesamt geht es darum, die Flächenproduktivität, die im Vergleich zu den großen Mitbewerbern XXXLutz und Ikea geringer ist, signifikant zu steigern. Zudem muss Kika/Leiner logistische Probleme lösen, beim Angebot wieder mehr am Puls der Zeit sein und den unter dem vorigen Eigentümer Steinhoff etwas vernachlässigten Markenauftritt wieder schärfen.

Aber zurück zur Ausgangsfrage: Beginnend mit dem Kaufhaus Tyrol 2010 hat Benko in den vergangenen Jahren auch ein starkes Handelsstandbein aufgebaut. Dazu gehören die deutsche Karstadt-Kette samt Berliner Nobelkaufhaus Kadewe, die binnen drei Jahren saniert wurde, Onlinevertriebsfirmen wie Outfitter, Probike, Tennis-Point sowie ein Joint Venture mit Eataly. Zuletzt wurden damit 4,5 Milliarden Euro umgesetzt. Mit Kika/Leiner beschäftigt der Bereich 25.000 Mitarbeiter. Freilich: Die Signa-Immobiliensparte ist mit einem Vermögen von mehr als zwölf Milliarden Euro nach wie vor viel profitabler. Im Vorjahr schüttete sie satte 120 Millionen Euro an die Aktionäre aus.

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