Drama am Roulette

Vorarlberger verspielt alles: "Ich hatte 3 Millionen, jetzt lebe ich von Staat"

von Vorarlberger knckt Casino-Jackpot von drei Millionen und verspielt wieder alles. © Bild: Christoph Wagner/NEWS

„Ich war eine Weihnachtsgans.“

Eine tragische Situation für den Ex-Versicherungsmakler. „Denn vor ein paar Jahren noch trug ich bündelweise Frankenund Euro-Scheine bei mir. Und hatte absolut kein Gefühl für die Menge“, gibt Jürgen N. zu. „So“, erzählt er weiter, ist es „dazu gekommen, dass ich Millionen Euro verzockt habe.“

Bereits von Jugend an zogen den Vorarlberger Roulette-, Blackjack-Tische und Automaten magisch an. Manchmal kleine Gewinne, oft hohe Verluste. Aber dann, 2005, ging für ihn der Traum eines jeden Glücksspielers in Erfüllung: Im Casino St. Gallen knackte er den Jackpot, gewann etwa drei Millionen Euro. „Ich konnte das alles gar nicht fassen. Zuerst verstand ich gar nicht, was gerade passiert war. Dass ich quasi von einer Sekunde auf die nächste Millionär geworden bin.“ Doch der vermeintliche Segen hielt nicht lange: „Ich war ja damals schon ein krankhafter Gambler. Und das viele Geld, das ich nun besaß, hat mein Verlangen zu spielen noch verstärkt; mich zum Schwerst- Abhängigen gemacht!“

Was nach dem Jackpot-Gewinn geschah? Aus der Sicht des 37-Jährigen stellen sich die Ereignisse folgendermaßen dar: „Im Casino St. Gallen galt ich plötzlich als eine Art Weihnachtsgans. Zuerst wurde ich gemästet, dann gerupft und am Ende brutal geschlachtet.“ Das einzige Ziel der Glücksspielbetreiber wäre gewesen, „mir meine Millionen wieder wegzunehmen“. Anschuldigungen eines Süchtigen, der beim Roulette alles auf Schwarz setzte – und mit Rot verlor.

Der Zocker wurde zum König.

Fakt ist aber auch: Zum Zeitpunkt seines Jackpots war Jürgen N. aufgrund seiner Spielsucht schon seit einigen Jahren in allen österreichischen und deutschen Casinos gesperrt gewesen. Und das, was – den Aussagen des Mannes zufolge – DANACH in St. Gallen passiert sein soll, wirft kein gutes Licht auf das Grand Casino. Angeblich behandelten die Mitarbeiter der Spielbank Jürgen N. nun „wie einen König“. Stellten ihm nicht nur einen kostenlosen Privatparkplatz nur Verfügung, sondern schoben eigens für ihn sogar Spielautomaten in den Raucherbereich. In einem Schreiben an das Casino schilderte Jürgen N. später, wie er blitzschnell ein Vermögen verspielte: „Ich möchte jenen Tag in Erinnerung rufen, an dem ich in einer halben Stunde 100.000 Franken (umgerechnet mehr als 80.000 Euro) an einem extra für mich reservierten Blackjack- Tisch verlor.“ Und ohnehin wäre er „voll auf der Loser- Schiene“ gewesen bei seinen ständigen Besuchen im Schweizer Casino. „Allein an Trinkgeldern habe ich da 250.000 Franken ausgegeben.“ Ein „Klacks“ im Vergleich zu seinen Verlusten beim Gambeln.

Schließlich kam, was kommen musste: „Ich war pleite.“ Am 30. Juli 2011 wurde daraufhin auch in der Schweiz eine Spielsperre über den früheren Versicherungsmakler verhängt, „als es von mir einfach nichts mehr zu holen gab“. Außer Schulden ist dem Spielsüchtigen also nichts geblieben. Nicht einmal ein paar kleine Erinnerungen an tolle Reisen oder Luxusabende mit seiner Frau. „Ich habe mein gewonnenes Geld in nichts Sinnvolles investiert. Nur ein schönes Auto gekauft und gezockt.“

Zwei Klagen, eine Sucht.

Der Ex-Millionär befindet sich mittlerweile im finanziellen Ruin. Möchte sich aber trotzdem nicht geschlagen geben. Will kämpfen. An zwei Fronten. Seine intensive Therapie gegen seine Sucht fortsetzen; und gleichzeitig vor Gericht ziehen. Freiwillig – und unfreiwillig.

Fest steht: Jürgen N. ist Hauptprotagonist zweier Verfahren. Einerseits als Angeklagter in einem Betrugsprozess – 13 Gläubiger wollen Geld von ihm. Andererseits als Kläger in einer Zivilrechtsverhandlung. Hintergrund: Der Vorarlberger fordert vom Casino St. Gallen 1,6 Millionen Euro Schadenersatz: „Weil ich gut erkennbar sämtliche Anzeichen eines Süchtigen aufwies und nicht rechtzeitig gesperrt wurde.“

„Die Konstellation dieser zwei Verfahren ist äußerst interessant“, so Alexander Wirth, der den Mann im Strafprozess verteidigt. „Denn auch der Staatsanwalt weiß, dass mein Mandant ein Opfer seiner Krankheit war und daher nicht in böser Absicht handelte, wenn er sich bei anderen Menschen Geld auslieh.“ Die Schulden des 37-Jährigen betragen 1,2 Millionen Euro. Getilgt sollen diese, wenn es nach ihm und seinen Anwälten geht, vom Casino werden. Dafür stehen die Chancen laut Advokat Michael Battlogg (er vertritt den Pleitier bei dessen Zivilrechtsklage) nicht schlecht: „Es ist die Pflicht von Casino- Mitarbeitern, auf Kunden zu achten, die sich auffällig verhalten. Und mein Klient war ohne Zweifel ein höchst auffälliger Patient.“

Dass Jürgen N. selbst eine Mitschuld trifft, bestreitet er nicht: „Natürlich ist das so. Wenn man in ein Casino geht, ist man zu einem gewissen Teil für sich selbst verantwortlich. Deswegen haben wir auch nur die Hälfte des Betrags eingeklagt, den ich in St. Gallen verspielt habe.“ Die Casino-Betreiber sehen die Causa anders. Sie weisen den Vorwurf, zu spät reagiert zu haben, in einem Schreiben an Jürgen N. „mit Nachdruck zurück“. Im Gespräch mit NEWS sagt ein Sprecher des Unternehmens: „Wir werden erst Stellung zu den Vorwürfen nehmen, wenn uns die Gerichtsakten vorliegen.“

Leidgeprüft.

Es ist spätabends, in dem kleinen Lokal in Feldkirch. Seine Frau kommt in das Café, holt den Mann ab. „Jahrelang hatte es mein Gatte schon einmal geschafft gehabt, sich vom Spielen fernzuhalten. Bis er einst ein Werbeschild des St. Gallener Casinos sah und sich von dem Text darauf so angesprochen fühlte, dass er all seine Vorsätze vergaß“, erzählt Cornelia N. schluchzend. „Lange“, schildert sie weiters, „hat Jürgen es in der Folge geschafft, den neuerlichen Ausbruch seiner Krankheit vor mir geheim zu halten.“ Zu lange.

Letztlich das Erkennen der entsetzlichen Wahrheit: „Als unser Leben bereits am Zusammenbrechen war, mein Mann nichts mehr verschleiern konnte.“ Jürgen N. verlor seinen Job, und bald schon konnte er auch nicht mehr die Miete für die gemeinsame Wohnung zahlen.

Spielsucht zerstört Existenzen, oft auch Familien. Der Vorarlberger hat „Glück im Unglück“. Seine Verwandten stehen fest hinter ihm. „Jürgen ist nicht dumm. Aber die Sucht extrem stark“, so Schwiegervater Siegfried, der die Tochter samt ihrem gescheiterten Mann und deren drei Kindern bei sich zuhause aufgenommen hat. Und jetzt für sie sorgen muss.

Denn Jürgen N. hat heute selten mehr als ein paar Euro in der Brieftasche …

Kommentare

Urlauber2620

Und wie lange soll das den Lesern noch gezeigt werden?Gibt es keine wichtigere Meldungen.Nichts ist älter als eine Zeitung von gestern.Und dieser Artikel ist schon mehrere Wochen als.

wer ist der STAAT ? wir Steuerzahler.

Retards melden

Noch ein Nachwort. Liebe Frauen. Kümmert euch doch mal um eure Männer!!!!!!!!!!!! So schwer ist das nicht. Hin und wieder ein mega bj und alles ist ok. Hat der typ sicher länger nicht mehr erlebt ;)

Turrican melden

hahaha danke für den dummen Kommentar, er rundet den davor geschriebenen Schwachsinn wunderbar ab - manche geistig tief fliegenden Poster übertreffen mit ihren hohlen Statements den eigentlichen Artikel immer öfter bei weitem in Sachen Entertainment!

Absolut Null Mitleid. Selbst schuld. Ich verpiel mein Geld auch nicht. Und jetzt zu sagen jemand anderer ist Schuld ist so ein blödsinn. Jeder Mensch muss wissen was es für Süchte gibt und die Spielsucht gibts halt auch..... Hättens bissal was glernt hättens jetz no a Göd..... Trottel!

Bruce12 melden

In Zunkunft werde ich auch den Trafikanten, Barbesitzer oder Mc Donalds verklagen. Die Gier, die Gier macht Tempo in mir, würde mich interessieren ob der Herr sich selber sperren lies oder sein Anwalt es beantragte der sicher für ein Gulasch und ein Bier arbeitet. Die Menschheit hat schwerere Probleme als einen Ex-Millionär. mfg

Ignaz-Kutschnberger
Ignaz-Kutschnberger melden

@Bruce12... kann es sein, dass Sie ebenfalls das Talent besitzen sich gelegentlich grundlos aufzuregen :-) Ich finde es eher bedenklicher, dass sich womöglich ein Gericht mit ihm herumschlagen muss, anstatt diese Zeit anders zu investieren...mein persönliches Mitleid mit dem Herrn hält sich in Grenzen... :-)

Bruce12 melden

Eigentlich nicht, aber vielleicht hätte News etwas besser die Geschichte erklären können. Welche Regeln von der Regierung in der Schweiz den Casinos vorgeschrieben wurde. Ich besitze kein Mitleid mit dem Herrn aber leider verstehe ich Ihren Kommentar nicht. Talente habe ich mir wo anders angeeignet, schönen Abend Mr. Kriegs Meister.

Man kann sich ganz einfach sperren lassen indem man zum Gaming Shift Manager geht und eine Sperrung unterschreibt die für die gesamte Schweiz gilt. Danach werden die Personalien in das C-Key System eingegeben, fertig. Vielleicht sollte man diesen Herrn einen Vormund vorsetzen und den Führerschein entziehen.

Er ist in Österreich, Deutschland gesperrt und die Familie schaut zu wie er das Geld verspielt. Komische Familie, sie haben ihn sicher gezwungen in das Casino über die Grenze zu fahren. Das heisst dann ebenfalls die 1,2 Millionen hat er sich erschlichen und andere Personen angelogen?

Mir fehlen die Worte zu diesem Artikel. Jeder Mitarbeiter von einem A-Casino in der Schweiz muss verschiedenste Schulungen besuchen (Sozialkonzept inklusive erkennen von Spielsucht). Dies ist von der ESBK (Eidgenössische Spielbankenkommission vorgeschrieben. Die ESBK kontrolliert die A + B Casinos in der gesamten Schweiz.

Das ist kein Drama , sondern einfach Dummheit

Das Casino hats gegeben, das Casino hats genommen. :-)

Den Grund wieso er jedoch keine Arbeit hat, habe ich auch nicht so richtig verstanden. Aber wenn eh der Schwiegervater alles zahlt .......

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