Wien: BAWAG plant
noch heuer Börsengang

Alt-Eigentümer geben Aktien ab

Nun ist es offiziell: Die BAWAG plant noch heuer einen Börsengang in Wien.

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Aktien - Wien: BAWAG plant
noch heuer Börsengang

Angeboten werden bestehende Stammaktien der BAWAG Group AG, wobei die beiden Groß-Eigentümer Cerberus und Golden Tree sowie "bestimmte Minderheitsaktionäre" Aktien abgeben wollen. Cerberus hält 54 Prozent, Golden Tree 40 Prozent der Anteile.

Es gehe um ein öffentliches Angebot für Privatanleger und institutionelle Investoren in Österreich sowie Privatplatzierungen an institutionelle Investoren außerhalb Österreichs, auch in den USA, teilte die BAWAG am Mittwoch mit.

Die Geschichte der Bank im Überblick:

Abgesehen von den sich verändernden Eigentümern führten die Geschäfte der BAWAG zu zahlreichen Prozessen und Verurteilungen und einem eigenen Untersuchungsausschuss. Hauptauslöser dafür waren intransparente und sehr verlustreiche Geschäfte der Bank in der Karibik.

1922: Gründung der "Arbeiterbank" durch den damaligen Staatskanzler Karl Renner. Sie verwaltet die Gelder der Gewerkschaften und Konsumgenossenschaften.
1934: Im Ständestaat wird die Arbeiterbank zwangsliquidiert.
1947: Nach dem Zweiten Weltkrieg Neugründung durch den Gewerkschaftsbund ÖGB
1963: Namensänderung in "Bank für Arbeit und Wirtschaft" (BAWAG)
1994: Die Bank muss umstrittene Karibikgeschäfte auf Behörden-Druck stoppen
1995: Der neue Generaldirektor Helmut Elsner nimmt die riskanten "Karibikgeschäfte" wieder auf. Die Bank ist auch Hauptfinancier des bankrotten Konsum.
1996: Die Bayerische Landesbank (BayernLB) steigt ein, kauft das "Konsum"-Paket an der BAWAG.
1998: Joint Venture mit dem US-Broker Refco. Ein Jahr später BAWAG-Einstieg mit 10 Prozent bei Refco.
2000: Die BAWAG kauft die P.S.K. für 1,28 Mrd. Euro. Wolfgang Flöttl, Sohn des früheren BAWAG-Chefs, verspekuliert viele hundert Mio. Euro. Die Bank kann nur dank ÖGB-Garantie bilanzieren.
2004: Der ÖGB kauft den BAWAG-Anteil von der BayernLB zurück, wird Alleineigentümer. BAWAG und ÖGB-Stiftungen steigen bei Refco vollständig aus.
2005: Die Krise bricht auf. Im Oktober Fusion von BAWAG und P.S.K. Am 10.10. überweist die BAWAG einen Blitz-Kredit an Refco/Phillip Bennett. Bennett wird entlassen, sogar vorübergehend verhaftet. 13.10. Refco stoppt Geschäfte wegen Liquiditätsmangels. 16.10. Die BAWAG bangt um 425 Mio. Euro Kredit an Refco/Bennett. 18.10. Die New Yorker Börse streicht Refco vom Kurszettel. Die Refco-Gruppe ist insolvent.
2006: 1. Jänner: Ewald Nowotny wird BAWAG-Chef. März: Offshore-Firmen und Karibik-Spekulationen werden bekannt, die Bank gesteht hohe Verluste aus dem Jahr 2000 ein. Vier BAWAG-Vorstände und ÖGB-Chef Verzetnitsch müssen zurücktreten. Der ÖGB beschließt den Verkauf. April: Refco-Gläubiger stellen Milliardenforderungen an die BAWAG, BAWAG-Konten in den USA werden eingefroren, es kommt zu massiven Geldabflüssen aus der Bank. Mai: Bund, Banken und Versicherungen fangen BAWAG mit Bundesgarantie und Zusage für Kapitalspritze auf. Juni: Ein milliardenschwerer Vergleich mit Refco-Opfern bringt der Bank Rechtssicherheit 14. Dezember: US-Fonds Cerberus erhält den Zuschlag für den Kauf der BAWAG Verhandlungen gehen aber bis zum 30.12. weiter.
2007 15. Mai: Closing, die BAWAG gehört zu etwa 90 Prozent dem US-Fonds Cerberus. Der Kaufpreis liegt bei 2,6 Mrd. Euro, dazu bekommt die Bank 600 Mio. Euro Kapitalspritze.
2009: Im Zuge der Finanzkrise bekommt die BAWAG wie viele andere Banken auch eine Staatshilfe: 550 Mio. Euro Partizipationskapital (mit 9,3 Prozent Zins) und eine 400 Mio. Euro schwere Garantie. Zusätzlich hat Eigentümer Cerberus 205 Mio. Euro Kapital eingeschossen und die Bank selber 80 Mio. Euro aufgenommen.
2012: In Zuge einer Kapitalerhöhung steigt der Fonds Golden Tree mit rund 40 Prozent bei der BAWAG ein
2014 März: BAWAG zahlt nach einer weiteren Kapitalerhöhung das letzte Staatskapital zurück
2017 27. September: BAWAG gibt bekannt, noch im Laufe des Jahres den Börsengang in Wien anzustreben.

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