Gestern und Heute
München und der Terror
Peter Pelinka über Münchens Erfahrungen mit Terror aus unterschiedlichen Ecken
Es war eine besonders berührende Feier: Am Sonntag gedachten Politiker und Angehörige im Münchner Liebfrauendom der Opfer des Amoklaufs eine Woche davor.Mit dabei: Vertreter aller großen Religionsgemeinschaften – gerade nach der brutalen Ermordung eines Pfarrers in der Normandie durch Islamisten ein wichtiges Signal. Auch die Muslimin Dhari Hajer betete, Deutschland davor zu bewahren, „in einen Kreislauf des Hasses, der Gewalt zu verfallen“. Sieben der neun Opfer des Todesschützen waren Muslime mit Migrationshintergrund. Täter Ali David S., ein in München aufgewachsener Deutsch-Iraner aus „gutem Haus“, hatte ein monströses Vorbild: Anders Breivik, den norwegischen Neonazi und Kämpfer gegen die „Islamisierung“ Europas. S. war freilich „nur“ ein „arischer“ Psychopath, dessen Hass auf Türken, Araber und Kosovaren sich vermutlich aus persönlichen Kränkungen genährt hatte. Aber er war kein organisierter Rechtsterrorist wie die Angehörigen des NSU („Nationalsozialistischer Untergrund“), die bis 2006 mehrere „migrantische“ Geschäftsleute ermordet hatten. Es sei denn, es bewahrheiteten sich unwahrscheinliche Verschwörungstheorien, wonach es mehrere Täter à la NSU gegeben habe, die den Schützen als zehntes Opfer missbraucht hätten.