Gestern und Heute
Schwieriges Verhältnis
Peter Pelinka über die Geschichte der rot-blauen Beziehungen in der Zweiten Republik
Das Verhältnis zwischen SPÖ und FPÖ ist schon aus historischen Gründen höchst konfliktbeladen. Rot und Blau haben zwei schwer versöhnliche Wurzeln: Die Sozialdemokraten waren Verfolgte des Nazi-Regimes, die 1956 gegründeten Freiheitlichen Nachfahren des VdU (Verband der Unabhängigen), der 1949 auch als Sammelbecken von Ex-Nazis fungierte. Die Beziehung wurde freundlicher, als Friedrich Peter, FPÖ-Chef bis 1978, Bruno Kreisky 1970 durch parlamentarische „Tolerierung“ die Bildung einer Minderheitsregierung ermöglichte und so ein für die Blauen günstigeres Wahlrecht aushandelte. Nach der nächsten Wahl wurden sie dafür nicht mehr benötigt, Kreisky konnte nach drei Wahltriumphen (1971, 1975, 1979) mit jeweils ausgebauten Mehrheiten allein regieren. Als er dies 1983 knapp nicht mehr schaffte, setzte Kreisky beim Nachfolger Fred Sinowatz noch die Bildung einer rot-blauen Koalition durch, die ihm „billiger“ erschien als eine Neuauflage der von 1945 bis 1966 regierenden „großen“ Koalition mit der ÖVP. Außerdem amtierte ab 1980 mit Norbert Steger ein vergleichsweise liberaler FPÖ-Chef, der oft mit „Kellernazis“ (Steger) in der eigenen Partei zu kämpfen hatte. Immer stärker auch mit Jörg Haider, seit 1976 blauer Landesparteisekretär in Kärnten.