Fakten
Keine Helden kreieren
"Das Ortnerprinzip": Julia Ortner über das Helden-Dilemma des Andreas Babler
Andreas Babler posiert für das Gute. Der Blick des versonnenen Revolutionärs in die Ferne gerichtet, die Arme verschränkt, die Haltung entschlossen. Vergangenen Sommer lässt sich der aufsässige Traiskirchner Bürgermeister nicht ungern von manchen Medien zum Vorzeigesozialdemokraten ausrufen und auf einem Titelblatt schon einmal als „Der gute Rote“ abfeiern. Unterzeile: „Retten Leute wie er die SPÖ?“
Schöne rhetorische Frage, aber nein, das tun sie natürlich nicht. Die Errettung der Sozialdemokratie wäre auch ein zu steiler Job für einen einzelnen Genossen. Und jetzt ist genau dieser Hoffnungsträger, der linke Aufrührer, Faymann-Quälgeist und Asylpolitik-Kritiker Andreas Babler, vom Olymp des Publikumslieblings auf der Kurznachrichtenplattform Twitter (das ist da, wo die Journalisten und Politikberater wohnen) wegen seines Doppelbezugs brutal abgestürzt: Glaubwürdigkeit? Doppelmoral! Und es gibt obendrauf untergriffige Artikel in der „Kronen Zeitung“: „Fall Babler – Zur Doppelgage nun auch noch 18.790 Euro Spesen“. Politiker und Spesen, das regt die Leute verlässlich auf.
Als würde das Imageproblem rund um den Doppelbezug nicht ausreichen. Babler hat seit seinem Antritt als Traiskirchner Stadtchef 2014 ein zweites Gehalt bezogen, als Leiter einer gemeindeeigenen Stabsstelle. Zuletzt insgesamt 11.800 Euro im Monat. Da hilft es der Glaubwürdigkeit auch wenig, wenn Babler versichert, er hätte seinen Zweitjob seit Amtsantritt loswerden wollen, aber es sei in der heiklen Flüchtlingssituation seiner Gemeinde eben schwierig gewesen, passendes Personal zu finden. „Gesetzlich in Ordnung, moralisch nicht vertretbar“, nennt Babler das Ganze selbst im großen „Standard“-Beichtstuhl-Interview. Und damit liegt er ganz richtig.
Du sollst in der Politik keine Helden kreieren – das sieht man jetzt wieder einmal. Personen überhöhen, mit Erwartungshaltungen überfrachten, so tun, als ob ein tüchtiger Bürgermeister mit dem Talent zum Populismus Robin Hood und Barack Obama in einer Person wäre, dieses politische Superheldentum geht sich in der realen Welt nie aus. Nicht einmal für den echten Obama.